Full text: Der Saarbergknappe (8 [1927])

Rummer 39 
Aus der Jugendbeweerng 
Auf zur Tat! 
Ein Jungmann ichreibt: In den letzien Wochen sind 
dem Gewerkverein wieder viele Kameraden neu beigetre— 
len. Darunter befinden sich auch junge Kameraden im 
Alter von 15 bis 20 Jahren. Es freut einen, daß sich 
endlich auch diese unter die Fahne des Gewerkvereins ge⸗— 
schart haben. Sie konnten einem entgesenhalten, daß ihr 
deringes Einkommen ihnen das bisher verwehrt habe 
Zugegeben, das Einkommen des Saarbergmannes ist ge— 
ting. Aber, triiit das nicht für alle zu? Und sind nicht 
doch viele Tausende seit Jahren treue Mitglieder der ge— 
wertschaftlichen Organisation? Was die Kamerader 
tkoönnen, müssen alle können. Wenn so viele bisher fern⸗ 
standen, dann meistens aus Opierschen. Es muß den 
jungen Kameraden, die nun endlich den Weg zu uns ge— 
unden haben, unverblümt gesagt werden, daß die Lagse 
des Saarbergmannes noch viel elender wäre, wenn nich 
Taujsende der Gewertschaftssache dienten. Auch das mul 
zesagi werden, daß es recht erbärmlich ist, von dem mit 
zuernten, was andere unter Opfern säen. Die junger 
Kameraden müssen jetzt auch ihre Ehre und ihren Stol 
darein setzen, treue Mitslieder zu bleiben und mitzusäen 
Das rut uns not. Und darauf müssen fie halten, da' 
seder junge Bergmann, sobald er das Zechentor zum erste 
Male durchichreitet. heim Gewerkperein Mitalied wird. 
Lieber Kamerad, du bist nun beim Gewerkverein orga 
nissert. Da wollen wir in aller Freundschaft einige Fraser 
miteinander besprechen. Durch deinen Beitritt hast di 
dir und allen Bergleuten einen guten Dienst erwiesen 
„Vereinte Kraft, Grodes schafft“. Dieser Spruch allein 
schon zeigt dir das Gute deiner Tat. Vereinigen wir uns 
alle in der Organisation, dann wird mit der Zeit manche⸗ 
Wirklichkeit, das uns heute noch unerreichbar erscheimt 
Wie erging es doch den Gründern unserer Organisation? 
Als sie ihr Programm bekanntsaben, wurden sie ausge⸗ 
bacht, ausgelacht von den eigenen Arbeitsbrüdern, weil es 
jür undurchtührbar gehalten wurde. Sie aber glaubten 
an die Kraäft der Vereinigung und arbeiteten an der 
Durchführung, mit Opfersinn, Mut und Ausdauer. Und 
heute? Die Forderungen der Gründer sind nicht nur ver⸗ 
wirklicht, sondern zum auten Teil schon überholt. So geht 
es auch jetzt und in der Zukunft. Wir müssen nur den 
Mut zuͤr Tat und den rechten Opfjersinn haben. Ist beides 
gegeben, dann werden wir unserer Organisation immer 
verhunden hbleiben. und samit Mirftungen erzielen. 
Noch ein Hinweis: Sieh mal junger Freund, unsere 
Gegenspieler, die Arbeitgeber, organisieren sich immer 
straffer. Genau wie die Betriebe sich zu Kartellen, Trusts 
asw. vereinigen, um ihre Macht zu erhöhen, so schließen 
sich auch die Arbeitgebervereinigungen immer enger zu— 
jammen. Dort also Konsentrierung der Kraft und des 
Wallens zut Verfechtung der Standesinteressen, und au 
Arbeiterseite eine Lockerung und gegenseitige Bekämpfung 
Das muß aufhören. Von den Arbeitgebern müssen wir 
sernen. Wir Arbeiter müssen uns auch restlos organi— 
fieren. Ablehnen und bekämpfen müssen wir die Zer. 
jplitterungsbestrebungen, die von Fried, Gehring, Mall 
wKann und anderen beirieben werden. Wir christlichen 
zungen Menschen wollen treue Mitslieder des Gewerk— 
bereins bleiben. Und unseren Vätern, sofern fie An— 
hänger der Friedschen Zerjplitte rungsbestrebungen sind 
müssen wir zeigen, daß sie damit sich nur ins eigene Fleisch 
schneiden. Ohne kroftpolle und geschlossene Gewertichaãts 
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Jamilie und Heim 
4 r ⸗— 
Harmonie 
Wenn zwei miteinander wandern, die einen ungleichen 
Schriit haben, jo gehen sie deide unbequem, denn ie 
tommen dg in gleichen Takt, es müßte denn sein, daß 
sie wie ein Daktylus zueinander abgestimmt wären, so daß 
der Tange Schriit des einen genau mit zwei kurzen des 
andern zusammenfiele. Wenn zwei sich unterhalten, die 
gdanz verschiedenen Geistes find, so werden sie fich kaum 
verstehen, vielleicht gar Streit bekommen und jedenfall⸗ 
tein erquidliches Gespräch führen. Die Ehe ist ein Zwie— 
Jespräch und ein Zusamnimenwandern durch das ganze 
Leben, wenn irgendwo, so ist hier Uebereinstimmung von— 
noͤten. Ja, die Ehe soll noch mehr sein, eine Vereinigung 
für das Leben, eine Seelengemeinschaft. Was sich aber 
von Natur widerstrebt, gibt keine Mischung, wenn man es 
auch zusammentut. Man mag Wasser und Oel in das— 
selbe Gefaß schutten, und noch so lange und noch so ojt 
durcheinander rurteln, sie trennen sich mmer wieder und 
bdleiben einander fremd und feind. 
Eine gute Ehe fordert zum mindesten Uebereinstim 
—X— und 
FGrundsätzen, die sür die Gestaltung des Lebens maß— 
debend sind Wohl mag die Liebe und eine glügliche Har 
monie der Temperamente für eine Zeit über einen Zwie 
spalt in den Grundlagen des Lebens hinweghelfen oder 
wenigstens hinwegtäuschen, aber auf die Dauer sind 
—DDDD 
muß, nicht zu vermeiden. Auch die Charaktere müssen zu 
sammenpasen; fie möogen wohl verschieden sein, aber dam 
in einer Weise, daß sie sich nicht feindselig abstoßen, son 
dvern friedlich erganzen. Eine Disharmanie der Charaf 
rnöon per 
wegung wird den Sozialrentnern nimmermehr geholfen 
delfen also Sogialtentner mit, die Gewerhschaften zu be 
fämpfen, wie das Fried und Konsorten tun. dann kämpfer 
e nur gegen sich selbst 
Noch eine besondere Pilicht: Unser emsiges Streben 
muß der Ueberwindung der weit eingerissenen Lauheit 
und Gleichgültigkeit gelten. Das heutige Geschehen im 
Wirischaftskam vie ist kein Sonntagsnachmittagsvergnügen 
Es dreht sich da um Lebens⸗- und Schicjalssragen der 
Arbeiterschait. Wenn sich alle Stände straff zusammen. 
schließen, um mit großer Macht ihre Interessen im Staate 
und in der Wirtschaft wahrzunehmen, dann dürjen wir 
nicht mehr länger so dahindösen, wie das bisher gejche her 
ist. Nicht Sport, Sang und Spiel tragen den Arbeiter 
stand emvor, nicht mit diesen Mitteln erreichen wir unse! 
Ziel im Staats⸗ und Wirischaftsleben, sondern nur durch 
einste und nachhaltige Gewertschaftsarbeit. Hier müssen 
wir Jungen von frühauf mitarbeiten zur Vermehrungs 
des Wiliens und zur Stärkung der Kraft, damit der Ar— 
42i4e460nd nicht der Vackesel aller übrigen Stände bleibt 
Ein anderer Jungomann schreibt: Die Vorgänge vom 
. und 9. August haben doch manchen Gewerkjchaftler 
wieder zum Denken veranlaßt. Mir beispielsweise stieg 
die Frage auf: Ja, sind wir denn eigentlich mündig? Ich 
and, daß das Organisiertsein allein noch kein Beweis jür 
Mündigkeit ist. Es kommt darauf an, wie wir Vorgäns 
selbst zu beurteilen vermögen und wie wir uns ihner 
gegenüber selbständis verhalten. Ich glaube, wenn jede 
Organisierte die Vorgänge hätte richtis aus eigener Kraf 
beurteilen können, dann härte er niemals sich zu solcher 
cchritten verleiten lassen, wie es tatsächlich geschehen ist 
Mancher hat sich so benommen, als ob er wieder in di— 
Flegeljahre zurückgefallen sei und wollte nun mit Purae! 
añumen die Welt erobhern 
So geht es nun einmal nicht. Wir müssen uns in allen 
nündig erweisen. Diese Mündigkeit müssen wir uns er— 
irbeiten. Die gewissenhafte Teilnahme am gewerkschaft 
ichen Leben ist dazu eine Voraussetzung. Alle Versamm— 
ungen müssen wir besuchen, auch die Konferenzen und 
Unterichtskurse, unser Organ müssen wir studieren, die 
Beiträge pünkilich entrichten, uns an den Wahlen betei— 
sigen und dabei dem Gewerkverein dienen, der Führung 
Gesolsschaft leisten und Dijzivlin zeigen, das alles ist not 
wendia, wollen wir gewerkfichaitliche Mündiakeit aus 
rücken. 
Die Teilnahme am gewerkschaitlichen Leben müßte doch 
ehem Freude machen. Hier handelt es sich doch nicht um 
weltfremde, weit abliegende Fragen. Es geht doch um 
das eigene Wohl und Wehe, um das der Kameraden und 
des ganzen Standes. In treuer Gemeinschaftsarbeit 
lossen sich alle die Fragen lösen, wozu die Kraft des ein⸗ 
zeinen nicht ausreicht. Also Mitverantwortung jür den 
zanzen Stand übernehmen! Uebernahme der Mitverant— 
Portungs heischt Opfersinn. Der Opiersinn muß sich zuers 
in der richtigen Entrichtung der Beiträge äußern. Wer 
allerdings keinen inneren Anteil am Leben unserer Orga⸗ 
nisation nimmt, wird an jedem und an allem herumzu— 
nörgeln haben, am meisten an den „hohen“ Beiträgen 
Wer das tut, fühlt sich nicht verantwortlich, ist nicht 
mündig. Wir dürien nicht bloher Mitesser in unserm 
Stande sein, sondern auch Mitverdiener. So ist jeder ver⸗ 
nflichtet, im Gewerkperein und ieiner Jugendbewegung 
nitauas beifar 
sere, die sich nicht ineinander fügt. führt vielleicht nie zu 
einer Katastrophe oder zu einem Bruche, aber sie zerreib— 
die Krafie und zermürbt die Seele duͤrch einen endloser 
kKieintrieg. Damit ist nicht das spaßhafie Geplänkel ge 
meint, das manches Eheleben wie ein pricelndes Gewürt 
mer neu auffrischt, sondern die bittere stillver bissen« 
oder dumpfgrollende Kriegführung, die kein Behagen auf 
dommen läht. Da ist immer schwüle Luft, immer ein⸗ 
lotente Spannung, ein stetes auf der Wacht Stehen und 
im Anschlag bleiben, das auch den unbeteiligten Beobach⸗ 
jer in peinliche Aufregung versetzt. Selbst in Kleinig⸗ 
leiten kann die Uebereinstimmung von großer Bedeutung 
sein. Es klingt wie ein 888 wenn gesagt wird, eine 
zlückliche Ehe setze das gleiche Temperakurbedirfnis vor⸗ 
us, denn wenn der eine einen warmen Ofen liebe und der 
eIndere eine kühle Stube, so könnten sie nicht behaglich 
mileinander leben. Es klingt wie ein Scherz, und doch 
tiegt ein Körnlein Wahrheit darin, denn das Behagen 
Jangt zu einem grotzen Teile von Kleinigkeiten ab, und 
da sommen ein paar Grad Celsius schon in Betracht. In 
solchen Fällen wird der beiderseitige gute Wille wohl 
ine Mautellinie finden. Kommt aber auch nur auf einen 
Seite Schroffheit und Rücsichtslosigkeit hinzu, so muß die 
indere Seite schon eine statke Geduld und eine großze 
Dpferwisligkeit oder eine glückliche Anpassungsfähigkeit 
besitzen. wenn das aute Einnernehmen nicht gestört mer⸗ 
den soll. 
Ueberhaupt ist die cheliche Harmonie in hohem Grade 
eine ethische Frage. Liebe und Opfersinn, Nachsicht und 
Geduld können vieles ausgleicen und ersetzen, und auch 
die beste Ehe wird ohne ompromisse nicht auskommen. 
So gur passen keine zwei Menschen auf der ganzen Welt 
zusammen, daß fie immer und in allen Stücken einig und 
AUeichen Sinnes sind. Abweichende Meinungen und 
Wünsche treten in jeder Ehe zu Tage, und auch der beste 
Mensch hat immer noch etwas an sich, was unsere Nach 
ficht fordert. Wer verlangen wollte, daß der andere gan; 
und gar vollkommen sei, müßlte auch selber vollkommen 
8 wnd dann würde er es erstt rocht nicht verlangen 
Seite 3 
J 
Aus dem Lothringer Kohlengebiet 
Rationalisierung 
auf den lotht ingischen Gruben 
Bereits vor mehreren Wochen wurden in Merlen— 
bach seitens der Grubengesellschaft „Sarre et Mosellen 
eine Reihe Arbeiter abgelegt mit der Begründung, 
sie wären nicht mehr leistungsfähig. Auf den 1. Sept. 
erfolgten auf den Schächten dieser Gesellschaft weiter 
etwa 100 Kündigungen. Auf Schacht Simon der De 
Wendelschen Kohlengruben wurden ebenfalls ca. 90 
Arbeiter entlassen. Auf „La Houve“ wurde etwa 25 
älteren Bergarbeitern gekündigt. 
Diese harten Maßnahmen treffen die Arbeiter— 
schaft in brutaler Weise und werden nicht verfehlen, 
die bereits vorherrschende Erbitterung und Unzu—⸗ 
friedenheit in radikaler Weise zu verschärfen. Unter 
den Gekündigten befinden sich langjährige Berg-— 
arbeiter, die lediglich deshalb abgelegt werden, weil 
fie einen Betriebsunfall erlitten, und nicht mehr voll 
leistungsfähig find. Auslandijche Arbeiter, die vor 
kurzer Zeit erst unter gleisnerischen Versprechungen 
hierhergebracht worden waren, fliegen rücksichtslos 
aͤufs Pflaster. Arbeliter, die kutz vor der Erreichung 
der Altersgrenze zur Pensionierung stehen, werden 
entlassen, ohne daß man die kurze Spanne Zeit ab— 
wartet, bis zu dem Zeitpunkte, an welchem sie ihre 
Alterspension erhalten könnten. Arbeiter, die nicht 
mehr volleistungsfähig sind, haben ständig zu ge— 
wärtigen, den Entlassungszettel in die Hand gedrückt 
zu erhalten. 
Die Entlassenen erwartet das graue Elend. Haben 
sie Anspruch auf die Knappschaftspension, so sind 
deren Sätze unzulänglich, daß es unmöglich ist, damit 
eine Familie durchs Leben bringen zu können. In 
den wenigsten Fällen ist es dem Betroffenen möglich, 
anderswo Arbeit zu finden. Tief traurig ist es, daß 
man ehrliche Familienväter dem Elend überliefert 
und andererseils fette Pfründe genug übrig hat, um 
nenoe Radikalinskis und Maulbelden zu ner— 
orgen. 
Wirtschaftliche Rotwendigkeiten können zur Be— 
gründung dieser Maßnahmen wirklich nicht ins Feld 
geführt werden. Die diesjährigen Gewinnbilanzen 
von „La Houve“ und „Sarre et Moselle“ weisen nie 
gesehene Rekordziffern auf. In Kreutzwald und 
Rosseln werden noch immer Ueberschichten verfahren, 
was beweist, daß von einer Krise im Bergbau in 
ernsterem Maßstabe die Rede nicht sein kann. Die 
brutalen Entlassungen stellen also eine harte, durch 
nichts gerechtfertigte Willkürmaknahme der Gruben— 
verwaltung dar. 
Bei den letzten Lohnverhandlungen hatte Direktor 
Precheur erklärt, daß entweder Lohnreduzierung oder 
Rationalisierung mit Arbeiterentlassung kommen 
müsse. Nun führt man beides durch. Und beides, 
ohne daß eine wirtschaftliche Rotwendigkeit hierzu 
vorliegt! Das einfache Menschlichkeitsgefühl muß sich 
in jedem I der die enormen Gewinne der 
Gruͤbengesellschaften konstatiert, und andererseits fest— 
stellt, wie in rücksichtsloser Weise nicht mehr voll 
eistungsfähige Arbeiter aufs Pflaster geworfen wer— 
den, die ihre Manneskraft in harter, jahrzehnte— 
langer Arbeit auf den Grüben gelassen haben. „Der 
Mohr hat seine Schuldigkeit gesan, er kann gehen.“ 
Dieser üunhaärmherzißre MabInytuch wird bhier in rück 
Wie es Fehler gibt, die einer am andern nicht dulden 
darf, sondern mit Liebe und Klugheit bekämpfen muß, so 
gibtes auch harmlose Fehler, die man mit lächelnder 
Geduld ertragen soll. Es sind jene Unzulänglichkeiten und 
Schwächen der Natur, deren arrine als Lieb⸗ 
losigkeii erscheint und das unbefangene Vertrauen zerstört. 
Und nur wer J Rachsicht übt, darf auch e er⸗ 
warten, und wer bedürfte deren nicht! Hie und da durch 
die Finger sehen, hie und da ein Auge deueen hie und 
da etwas überhören, kurz ein pi iplomatie ist für 
jede Ehe gut. Vor allem'aber darf deiner verlangen, daß 
der andete ihm zuliebe auf leine herochtigate Figenort ver- 
zichte. 
Was wäre auch damit gewonnen? Harmonie ist nicht 
Monotonie, nicht Eintönigkteit, sondern Einklang der ver⸗ 
schiedenen Töne, wobei eine reiche Fülle und Mannig— 
saltigkeit walten kann, und gerade in der Mannigfaltig⸗ 
keit iiegt der Reiz. Es gibt Männer, die es nicht aus— 
stehen können, daß die Frau ihre eigene Meinung oder 
hren eigenen Geschmack hat, die nicht ruhen wollen, bie 
sie durch eine geistige Tyrannei alles unterdrückt haben 
was von ihrem eigenen Denken und Fühlen abweicht 
Die Frau soll wie weiches Wachs in ihren Händen sein 
das sich sormen läßt nach Wunsch und Willen, sie soll 
keine innere Selbständigkeit und Persönlichkeit befitzen. 
sondern nur ein Echo sein vom Wesen des Mannes. Das 
ist eine Brutalität, die nicht schlimmer sein kann 
Andererseits gibt es Frouen, die fich freiwillig ihrer 
selbst völlig begeben und wie in steter Aubetung bewun— 
dernd zu ihrem Manne aufschauen, jedes seiner Worte wie 
ein Ebangelium verehrend und jede Tat mit höchstem 
Lobe beraͤuchernd. Auch das ist keine Harmonie. londern 
eine öde Monotonie, in der nur die geiftige Wdeisen 
eines eitlen Mannes fich gefallen kann. Die echte Har— 
noni steht nicht starr auf einem Ton, sondern webt hin 
and her im holden Widerspiel der Kräfte, fte freut sich der 
Mandigfaltigteit, weil sie das Viele in lüßker Eintrach— 
zu binden versteht. 
Aus .Ein Familienbuch“ von Auguftin Mihblelt
	        
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