Full text: Der Saarbergknappe (8 [1927])

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Entichäüdigung für die Feierschichten“ 
aufmerksam zu machen. Das Jahr 1927 ist ein wirk 
lich schweres Jahr für die Bergleute. Zunöächst wurde 
der schon kaärgliche Lohn um ca. acht Prozent abge 
baut. Für die Deputatkohlen, die bis zum Lohnab 
bau mit Fr. 2.— pto Tonne von der Belegschait be 
zahlt wurden, muß jetzt ein vollet Hauerdurchschnitts 
lohn bezahlt werden. Dazu setzten hald Feierschichten 
ein, obwohl der Verwaltungstat der Sagargruhen wie 
auch die Bergwerksdirektion bei dem Lohnabhar 
glaubten, diese vermeiden zu bönnen. Zum Schlysst 
wurde dann „rationalisier!“, vnd viele vLente durch 
Verlegung, besonders aber durch Ablegung empfind. 
lich geschödigt. Alle diese Moßnahmen ßaben die Er 
regung der Saarbergleute bis zum Aeußersten ge 
steigeri. Die entlassenen Bergleute jallen der allge 
meinen Fürsorge anheim. jene, die in Arbeit stehen 
find durch den Lohnperlust infolge Feierschichten nicht 
in der Lage, Neuanschaffeengen zu machen Die heu— 
tige elende Lage gleicht der der Kriegszeit. Das ge— 
ringe Einkommen wird für die notwendigsten täg— 
lichen Sebrauchsartikel verwendei, ja oft reicht, der 
Lohn nicht einmal aus, und müssen noch Schulden 
gemacht werden. Krankheit oder Sterbefälle bringen 
den Bergmann in die mißlichste Loge. An Beschaf— 
fung von Wäsche, Kleider, Haushaltungsgegenstän— 
den usw. ig nicht zu denten. Der Winter sieht vor 
der Tür. Das notwendige Schuhzeug und die erfor— 
derlichen Unterkleider müssen angeschafft werden, doch 
das Geld fehlt, um diese Einkäufe zu besorgen. 
Wir ersuchen daher den Verwaltungsrat der Saar 
gruben angesichts der Notlage, in der sich die Berg— 
leute befinden, in seiner nächsten Sitzung zu be 
schlietßen, daß den Bergleuten eine besondere Ver— 
zütung für die Feierschichten gewährt wird und zwar 
in der Höhe, daß die Belegschaften in der Lage sind 
sich das Notwendigste für den Winter zu beschaffen. 
Die Saarbergleute haben das Gefühl, als wenn sie 
allein die Folgen der Wirtschaftslage zu tragen, und 
die ganze Last der jetzigen Notzeit ihnen allein auf— 
gebürdet würde. Sie vertreten die Ansicht, daß der 
jetzige Arbeitgeber wohl in der Lage ist, eine be 
jsondere Unterstützung zu gewähren. In einem Jahr 
in welchem die Saarbergleute soviel Entsetzliches 
durchgemacht haben, darf der Unternehmer nicht an 
einen Gewinn denken, im Gegenteil, in einer solchen 
Schreckenszeit ist jeder sozial eingestellte Unternehmer 
best rebt, seinen Arbeitern zu helsen. Dieses geschieht 
nach unserm Dafürhalten am besten, wenn in diesem 
—AV 
sondern auch von den früheren Rücklagen Beträge be— 
reit gestellt werden, um die Forderungen der Saar— 
berglente zu bewilligen. Die Mißstimmung der Berg— 
leute hat im Revier bedenkliche Formen angenommen 
Die Ursache der Erregung ist die schreckliche Notzeit 
Sie zu heleitigen ist Aukgabe des Arbeitgebers. 
Die unterzeichneten Organisationen sind zu münd— 
lichen Verhandlungen mit den Verwaltungsratsmit— 
gliedern bereit und würden bei diejer Gelegenheit 
auch die übrigen Fragen, wie besserer Kohlenabjat 
Frachtermähßigung jür Kohle nach Frankreich usw. 
besprechen. Sie geben sich der Hoffinung bin, daß der 
Verwaltungsrat der Saargruben gewilit ist, der 
Beraleuten zu helsen und zeichnen 
mit vorzüglicher Hochachtung 
Gewerkverein christlicher Bergarbeitet Deutschlands 
Verband der Bergarheiter Deutschlands. 
Christlicher Metallarbeiterverband. 
DPDeutlicher Metallarbeiterverband 
Je eine Abhschrift der Eingabe wurde dem Minister 
der öffentlichen Arbeiten, Tardieu-Paris, und den 
Generaldirettor DeflineSaarbrücken zugeitellt. 
Antwort des Verwaltungsrates 
Vom Vüro des Verwaltungsrates in Paris ging 
bei den Bergarbeiterorganijationen nachstehendes 
vom 15. September datiertes Schreiben ein: 
„Im Auftrage des seit gestern verreisten Herrn 
Vorsitzenden des Verwaltungsrates habe ich die 
Ehre, Ihdaen den Empfang des von Ihnen an den 
Herren Vorsitzenden gerichteten Schreibens vom 
12. September ds. Is. zu bestätigen und Ihner 
mitzuteilen, daß das Schreiben dem Verwaltungs 
rat der Saargruben in seiner nächsten Sitzung vor 
naeleat werden wird. 
Der Bürochef: gez Robin““ 
Nunmehr hat der Verwaltungsrat das Wort 
Visge er beweisen, daß er gewillt ist, die Rotlage der 
Saarbergleute au beseitigen. 
2B⸗⸗eglnrapper Nummer 39 
9 J Anc⸗ r 
—— tliches — Soz 8 —68 
Anarpfchaftliches — Sozialversithee rung 
Mitarbeiten — statt schimpfen ueneeen üneeehen n 
Der Kollege Michely hatte in einem unter Datum Dargelegten geht jedoch hervor, daß die Bemühungen 
oom 20. August 1826 an die Knappschaftsältesten des den Pensionären, Invaliden und Uniallrentnern von 
Gewerkvereins herausgegebenen Merkblatt im An Nutzen waren. 
hang einige Erfolge gewerkschaftlicher Tätigkeit an Wie oft waren die Organisationsvertreter in Ber— 
zesührt, die wegen ihrer Wichtigkeit hier folgen: lin, sowie an den Zentralen in Essen und Bochum, 
Seit dem 1. Juli 1822 wirß die Invalidenrente um die Gewährung von Zulagen zu den Pensionen 
neben der Unfallrente voll ausbezahlt. zu erwitten. Die hereingebrachten 256 Millionen 
Seit dem 1. Ottober 1920 wird die edee A und allein ein Verdienst der 
neben der Knappichaftspension unverkürzt gewährt 3. —66 * 
nothit Beharrlichkeit wurde sodann das Ziel ver 
n Mones nebeneinander voll zur Aus Reine dauernde Gewährung von Zulagen 
zahlung gebracht. 
Hiermin wurde zum Ausdruck gebracht, daß die — une Unfall 
ruͤher übliche Ausrechnung der einen Leistung aufs bents zu —8* We e in 8 ισ eptember 
die andere, beseitigt wurde. In unserer schnellebiger e aee peeen erhan ungen gingen 
Zeit kann man namuch sehr oft feststellen, daß selbs den tganga ipen dee n anglam. Wiederholt 
edeutende Verbesserungen, die durch die Gewerk Zuude de d erng en sowie auch in 
chaften erzielt worden sind, sehr schnell vergessen ver — e pem . y igen — reklamiert, 
werden. Von denen, die nicht im Moment an der v in lich w di ds. Is. die Abhschlußverhandlun⸗ 
Verbesserung persönlich interessiert sind, wird kauw v7 stattjanden. Wenn auch die Unterbrechung der 
von diesen Ersolgen Rotiz genommen. Zu Aengepantpns nicht vermieden werden konnte, 
37 so bestehi doch die Gewißheit, daß eine nachträgliche 
Es gab eine Zeit, in der von der Invalidenrente Hewa hrung fur die Zeit der Unterbrechung erfoigt 
nur 2Mark ausgezahlt, der andere, und zwar der Ferner ut die Talsache der aeein Ase 
Iroßere Teil auf die Knappschaftspension aufgerech zonn Saar Knoppfchafisverein an seine' Mitglieder 
net also nicht ausgezahlt wurde. uber 33 Millionen Franken an Vaudarlehn 
Es gab eine lange Zeit, in der ferner die Unfall ausgegeden wurden, zu Linem Zinssatz wie er sonst 
rente bis zur halben Höhe auf die Knappschaftspensior — 51 
bei den Kassen des Saargebietes weder üblich war, 
aufgerechnet wurds. Diese Aufrechnung wurde be noch ist. Der ginsfug wurde ab Apri ds. Is, 
eitigt am 1. 1. 1824. nauf's vom Hhundert herabgesetzt und der Saar-⸗Knapp⸗ 
Anschließend hieran halten wir es für zweckmätßzig schaftsverein hat sich mit Rücssicht auf die derzeitige 
eine weitere Anzahl von Erfolgen gewerkschaftlicher Rotlage mit einem Tilgunassatz von 2 Prozent au⸗ 
Tätigkeit hier anzuführen. rieden gegeben. 
Die Familienkrankenhilfe Es darf auch noch darauf hingewiesen werden. daß 
wurde eingeführt für die aktiven Kassenmitglieder die Gewerkschaften an den 
sie wurde später ausgedehnt auf die Familien de— durchgeführten Steuererleichterungen 
Pensionäre und Witwen. nicht unschuldig sind. Die Erhöhung des steuerfreien 
Bei der letzten Generolversammlung am 18. 12. 26 Existenzminimums und der Sozialabzüge ist durch— 
wurde den Anträgen der organisierten Knappschaits aus nicht von selbst gekommen. Mit Eingaben und 
ältesten entsprochen, wonach in Besprechungen mit den zuständigen Regierungs— 
das Sterbegeld und die Begräbnisbeihilfe stellen unter Mitwirkung der politischen Parteien 
erhöht wurden. Das Sterbegeld für aktive Kassen wurde unablässig gearbeitet, bis der jetzige Zustand 
mitglieder verblieb beim 30-fachen des Grundlohnes erreicht wurde. Vieles bliebe noch zu erwähnen, je— 
das Sterbegeld für die Ehefrau wurde vom 15facher doch für diesmal dürfte diese Aufzählung genügen 
n as ade des Gruudlohnes ethoͤhl; das Sterbe Und wir geben uns der SHoffnung hin. daß unser— 
— 
Hrundlohnes. * 7 J WVy 
die Begräbnisbeihilfe der Invaliden von 360,— au oͤden Geschwätz tommen die Gewerlschaften haben 
540 — Fr. versagt oder für uns ist ja doch noch kaum etwa—s 
die VBegruͤbnisbeihilfe der Witwen von 180,— au' “reicht worden A 
360 Ir. 
Die Begräbnisbeihilse der Kinder von 90 — au 
180.— Fr. 
Es wuürde ferner einem Antrage der organisierter 
Knappichaftsältesten wenigstens zum Teil stattgege 
ben, in dem durch die nachträgliche Annahme der Au 
erktennungsgebühren bereits erloschene Anwartschaf 
ten wieder auileben Ferner wurde erreicht. daf 
alch⸗ 
Benutzung von Krankenwagen 
Für unser Krankenhaus in Sulzbach ist ein Kranken— 
auto beschafft worden, das zur Einbringung Erkrankter 
— ausgenommen sind Personen mit anstechenden Krank— 
heiten — zur Verfügung steht. Wir bitten, den Wagen 
im Bedarfsfalle ede unserer Krankenhausver⸗ 
valtung in Sulzbach, die beim Amt Sulzbach unter den 
Rummern 11 und 51 an das Telephonnek ongeichlasien ist 
anzufordern. 
i. Die Ueberführung von akbtiven Vereinsmitglie⸗ 
zern erfolgt gemäß 8 82 der Knappichafissatzung mie his— 
jer kostenlos. 
2. In allen andern Fällen ist fjür die Benutzung des 
Krankenautos eine Gebühr zu erheben, die sich nach der 
Anzahl der auf dem Hin⸗ und Rückweg zurückgelegten 
Kilometer berechnet, wsbei auf volle Kilometer nach oben 
abgerundet wird. Der pro Ieeemetet in Rechnung 
zu stellende Satz beträgt bis auf weiteres: 
a) für Berginvaliden 0.50 Fr. 
b) für Angehörige, die Anspruch auf Familien— 
krankenhilfe haben, 1,00 Fr. 
e) für sonftige Privattranke und fremde Kassen— 
mitglieder 2,00 Ft. 
Die Verwaltung des Saar-Knappsichaftsvereins 
gea Kredel 
Witwenpensionen 
evidiert wurden, bei welchen bei der Festsetzung der 
Kension nur 30 bezw. 40 Dienstjahre des verstorbene; 
NRannes zur Anrechnung kamen. 
Die älteren Mitglieder wissen sich noch sehr gut zu 
erinnern, daß eine ganze Zeit lang 18 bzw. 21, — M 
die Höchstpenfion für die Witwen bedeutete. In die 
sem Frühjahr wurden nun die über 30 Jahre hinaus 
gehenden Dienstjahre auf Grund des neuen Steige 
rungssatzes berechnet und die entstehende Mehrpen 
ion gewährt. 
Die Erhöhung der laufenden Unterstützung 
von 24 auf 48 Franken im Jahre 1826 ist ebenfall⸗ 
nur auf Drängen der oraanisierten Knappschaits 
iltesten eriolgt. 
Die Knappjschaftsältesten sind ohne Zweifel davor 
iberzeugt, daß diese und eine Reihe sonstiger Fort 
chritte nur moͤglich waren, weil sie unter Leitung de 
Organisation standen. Außerdem darf auf die son 
tigen Erfolge, besonders auf die 
ab 1. August 1926 eingeführte Aufbesserung 
hingewiesen werden, die beispielsweise in der Inva 
sidenversicherung, in der Unfallversicherung und ir 
der Wochenhilfe zu verzeichnen sind. Die Invaliden 
tente wurde um 43,35 Fr. erhöht. Die Unfallrent 
wurde nennenswert aufgebessert, wenigstens sowei 
es sich um hochprozentige Erwerbsbeschränkte und um 
dinterbliebenenrente handelt. Allerdings ist auf die 
em Gebiete noch vieles zu verbessern. Zu bemängelr 
st da besonders die Verschiedenheit der angewandter 
Jahresarbeitsverdienste und besonders der Umstand 
daß bei den weniger Erwerbsbeschränkten zugleich 
ruch ganz geringe Jahresarbeitsverdienste bei der 
Nentenberechnung zugrunde gelegt sind. 
In der Wochenhilse wurden die Sätze von 195 Fr 
ruf 480.590 Fr. erhöht. 
Die Gewerkschaften waren unablässig bemüht, auf 
allen Gebieten der Sozialversicherung eine Erhöhung 
der Bezüge durchzudrücken. Ihr Bestreben. die Sozial 
Aufwendungen der Unfallversicherung im Reicht 
im Jahre 1926 
Die „Amtlichen Nochrichten“ des Reichsversicherungs— 
amts, Rr. 5 vom 15. Mai 1927, veröffentlichen eine vor— 
läufige Zusammenstellung über die Auiwendungen der 
Träger der Unsallversicheruna im Jahre 1906. Danach 
vperausaa ern 
Unsallversicherungs⸗ 
tror 
Ausgaben 
insgesam 
VI. 
Ausgabenel Ausdaben 
in Entschä für Ver— 
digungen waltungsk. 
Mik Mt. 
Die gesamten Trägen 
der Unfallversicher. 
Davon entfielen auf 
die gewerblichen Be⸗ 
ruisgenossenschaften 226 289 8051 189 ioz oisl 24 3609 837 
uß die Knappschafes 
Bernjraenoffenschaft 72820 5 300 816 2163 977 
Die Knappschaftsberuisgenossenschakt umfaßt die bers 
baulichen Betriebe. Von den Gejamtausgaben aller Un— 
allversicherungsträger entfallen auf die Knappichgits-Re 
usgenossenichaft 156 Progent
	        
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