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kein abichließendes Urteil gefällt werden kann. Tod
hat der Gewertverein für die Penstonsempianger, die
in Lothringen pensioniert worden sind, und im Saar—
gebiet oder im besetzten Gebiet wohnen, eine gute
ANachricht. Gestern hat nämlich der Arbeitsminister
Dr. Brauns mitgeteilt, daß diese Rentenzuschüssf—
durch die Landesversicherungsanstalten gewährt wer
den. (Vergl. letzte Nummer des „Saarbergtnappen“)
Dieser Beschluß der Reichsregierung ist ohne weitere?
ein Berdienst des Gewerkvereins, da er schon sei
über ein Jahr immer wieder die Zuschüsse verlangt
hat. Das ist praktische Arbeit. Richt schimpfen und
räsonieren und verleumden, wie es die Fuhrer der
Sozialrentner tun, sondern praktische Arbeit leisten
ist unsere Devise. In dieser Beziehung wollen wir
auch zukünftig unbeirrt aller gemeinen Angriffe und
Verdächtigungen der Sozialrentner weiter fortfahren
für die Aermsten der Armen zu sorgen. Auch dem
zweiten Redner wurde reicher —3 zuteil.
Dann setzte eine lebhafte Aussprache ein. Einig«
Kameraden aus Lothringen stellten die Verhältnisse
Lothringen mit denen des Saargebietes neben—
einander und kamen zu der Ueberzeugung, daß in
kolge der Tätigkeit des Gewerkvereins und seinen
eadern glänzenden Führung im Saargebiet manche⸗s
esser sei.
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Einzelne Kameraden schilderten die letzten Kündi—
Jungen der Weresverwaltung, die willturlich von den
Lramten vorgenommen wurden. Augemein stellter
die Delegierten fest, daß seitens des Gewertvereins in
der letzten Zeit grohe Erfolge herausgeholt worden
seien, was jeder vernüunftige Bergmann auch dankba—
anerkenne. Gegen die Wühlereien eines Fried und
Udallmann wurde entschieden protestiert. Die Leistun
gen des Gewerkvereins und seiner Führer ständen so
rurmhoch über dem arbeiterschädigenden Treiben
dieser Leute. daß darüber kein Wort gesaat zu wer
den hrauche
Angesichts des Ernstes der Situation im Saarberg—
bau sei der Zusammenschluß notwendiger wie je und
dürfe deshalb in der Agitationsarbeit nicht erlahmt
werden. Aus der Mitte der Versammlung wurde der
Antrag eingebracht, dem Reichsarbeitsminister für
den neuesten Beweis seines Wohlwollens gegenübein
den Pensionären, die in Lothringen pensioniert wor
den sind, ein besonderes Danlschreiben zu senden.
Nachdem noch wichtige geschäftliche Beschlüsse gefaß:
worden waren, konnte Kollege Kuhnen gegen 25 Uhr
die anregende Konferenz, die den Führern Dank und
Vertrauen aussprach, mit Worten des Dankes an die
Erschienenen schließen. K. F.
⸗ ⸗ — —
Knappfchaftliches — Sozialversicherung
Veschlüsse der Knappfchaftsborftunds⸗
situng am 20. Juli 1927
Der Knappschaftsvorstand befaßte sich eingehend
mit den vorläufigen Ergebnissen der Berliner Ver
handlungen betr.
Leiĩstungs⸗ und Lastengemeinschaft zwischen Reich
und Saargebiet
in der Sozialversicherung des Saargebietes. Der
Knappschaftsvorstand und die Gewerkschaften hatter
bekanntlich den Antrag gestellt, die knappschaftliche
Pensionsversicherung der Bergarbeiter des Saarge
bietes mit in die Verhandlungen einzubeziehen mir
dem Ziel, auch in dieser Versicherung endlich eine den
Teuerungs- und Zeitverhältnissen enisprechende Lei—
stungsregelung zu schaffen Diese Verhändlungen
hatten sich viel schwieriger gestaltet, als die vom
Knappschaftsvorstand zu den Verhändlungen ent
sapde Delegation, bestehend aus dem Verwaltungs—
irektor Kredel und den Vorstandsmitgliedern Krat
von der Angestelltenabteilung und Peter und Jakot
Dichely aus der Arbeiterabteilung vorher überhaup
vermuten konnten. Von Seiten der Reichsregierunc—
wurde überzeugend nachgewiesen, daß
das Reich selbst keine Rechtsgrundlage
habe, um Zuschußbeträge an den S. K. V. zu leisten
Aus Steuermitteln des Reiches dürfen keine Aus—
gaben getätigt werden ohne Zustimmung des Dawes—
tkommissars. Auch wurde von der Reichsregierung
ausdrücklich gebeten, die Rentenempfänger darau
hinzuweisen, daß das im letzten Jahre vom Reichs—
knappschaftsverein überwiesene Geld in Höhe von
2 160 000, - Reichsmark, wovon die Sonderunter—
stützungen gezahlt wurden, nicht vom Reich komme
und diese Sonderunterstützungsbeträge irrtümlich
als Reichszuschuß“ bezeichnet wurden Diesen Be—
tag habe
der Bieeichslnappschaftsverein als Aufwertungsbetrag
im Voraus geleistet auf Grund der Tatsache, daß der
Reichsknappschaftsverein bei seiner Gründung Rechts—
nachfolger des Rückversicherungsverbandes Charlot—
tenburg geworden sei. Weitere Aufwertungsbeträge
könnten nicht mehr zur Verfügung gestellti werden
da die Ansprüche rechnungsmäßig gedeckt seien. —
Die Vertreter der Reichsregierung, von dem Willen
beseelt, doch den knappschaftlichen Rentenempfängern
zu helfen, suchten nun gemeinsam mit den Vertreiern
der Saarregierung und den Vertretern des Reichs
und Saar-Knappschaftsvereins einen Weg, auf wel—
chem weitere Hilfe geschaffen werden könne. Nach
mehreren Verhandlungstagen kam als vorläufiges
Ergebnis die Absprache. dak der Reichsknappichafis
verein jetzt schon
den S. K. V. als angeschlossen und als
„notleidenden“ Verein
betrachten solle. Auf Grund dessen soll der R. K. V.
an den S. K. V. einen monatlichen Zuschuß leisten
von ca. 170 000,- RM. Weiterhin sollen alle Be—
träge aus der bergmännischen Invalidenversicherung,
die frei werden infolge der Leistungsübernahme durch
das Reich, der Pensionskasse zugeleitet werden zwecks
Erhöhung der Rensionen. Drittens erwartet man
daß auch die aktiven Knappschaftsmitglieder Ver
sAndnis haben dafür, daß die Leistungen für die
Rentner angemessen erhöht werden und sich deshall
bewogen fühlen, einer Zusatzversicherung zuzustimmen
in der Weise. daß sie eine Beitragserhöhung zuqun
sten der Pensionskasse auf fich nehmen
Diese Absprache hat nach Zustimmung aller Be—
teiliaten eine Aenderung der napopschaftlichen Gesek
ugebung fürs Saatgebiet im Gejolge, die durch ein«
neue Knappschaftsnovelle getätigt werden soll—
Darüber werden natürlich noch einige Monate ver—
gehen. Der Knappschaftsvorstand kam daher einmütig
zu dem Ergebnis, daß man die Rentenempfänge;
nicht solange warten lassen darf und wurde die Ver—
waltung ermächtigt, sofort nach endgültigem Schluf
der Berliner Verhandlungen (die immer noch im
Gange sind) alles in die Wege zu leiten, damit
die knappschaftlichen Rentenempfänger die Sonder
unterstützung monatlich weiter ausgezahlt erhalten
bis die neue Knappschaftsnovelle in Krafi getreten ist
Bereits mit der Pensionsauszahlung im August soll
die Sonderzulage für den Monat Juli ausgezahlt
verden. Eine genaue Regelung der Weiterzahlung
n den nächsten Monaten behält sich der Vorstand vor
Fast in jeder Sitzung hat sich der Knappschaftsvor
ftand mit
Baudarlehnsfragen
zu befassen. Immer wieder werden von Gemeindern
und Baugenossenschaften Anträge gestellt auf Ueber
assung bedeutender Darlehnssummen zum Zwecke
der Wohnraumbeschaffung. Der Knappschaftsvorstand
sieht sich außerstande, diesen Ansuchen stattzugeben,
die Arbeitnehmervertreter insbesondere sind der Auf⸗
fassung, daß Baudarlehen nur an Mitglieder abge⸗
geben werden sollen. Da dies in erheblichem Umfange
unmöglich ist. so kann auch an einzelne Genossenschaf—
ten kein Darlehn abgegeben werden. Der Vorstand
ist sich trotzdem seiner Aufgabe bewußt, im Rahmen
des Möglichen an der Linderung der Wohnungsnot
mitzuhelfen. Deshalb war er einstimmig mit den
nachstehenden Beschlüssen des Finanzausschusses ein—
erstanden:
„Der Ausschuß ist grundsätzlich bereit, in eine Prü—
fung der Frage einzutreten, ob es möglich ist, den—
jenigen Mitgliedern der Pensionskasse A, die ein
Baudarlehn unter der festgesetzten Höchstgrenze von
26 000. — Fr. erhalten und noch an anderer Stelle
Baugelder in Anspruch genommen haben. das Bau—
darlehn bis zum Betrage von 26 000. — Frs. zu er—
höhen. — Um festzustellen. inwieweit die Mittel des
Vereins durch diese Maßnahme in Anspruch genom—
nen werden, sollen die Mitglieder aufgefordert wer
den, diesbezügliche Anträge bis spätestens 1. Sep
tember ds. Irs. einzureichen
Auf Antrag des Herrn Bonaventura erklärt sich
—AV——
gleich der Baudarlehnsgewährung aus der B-Abtei-—
lung ·gegenüber der A-Abteilung aus der B-Kasse
noch einige Baudarlehen gewährt werden. Es ist in
Aussicht genommen, an höchstens 40 Bewerber aus
der B-Kasse Baudarlehen auszugeben, die im Höchst—
falle je 40 000. — Frs. betragen dürsen. Die Aus—
wahl soll durch den Vorstand der Beamtenabteilung
erfolgen, und zwar aus den Gesuchen, die bis zum
September ds. Irs. beim S. K. V. eingereicht sind
Es soll dabei Wert darauf gelegt werden, daß die
Baudarlehnsempfänger sich auf das gesamte Gebie
des Knappschaftsvereins gleichmäßig verteilen.“
Da es in den letzten Jahren mehrfach vorgekommer
ist. daß Bergleute, die mit dem Baugeld des S K. V
ich ein Haus erstellen, dies wegen sich einstellender
Schwierigkeiten nicht halten konnten, Käufer aber in—
folge der Schwierigkeiten bei der Geldbeschaffunc
ticht zu finden waren, so beschließt der Vorstand, das
alle Bergleute. die als Käufer solcher Häuser auf
treien in die Darlebnsrechte der NRorkiünfer eintreter
ounen
kirat und Kurspreugeiaugelegenkeiten.
Der Verein der Knappschaftsärzte hatte gegen die
Pehaltsregelung der vom Vorstand für dn gurs
Nummer 37
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prengel Heusweiler gewählten und zugelassenen
Uerzte Einspruch erhoben. Der Einspruch stützte sick
auf Bestimmungen des zwischen dem Aerzteverein
und dem S. K. V. abgeschloösenen Vertrages. Aus
diesem Grunde gab der Vorstand dem Einspruch statt
wenn auch zum Ausdruck gebracht werden mußte, daf
der Aerzteverein unverkennbar das Bestreben zeigt
die Selbständigkeit des Vorstandes zu beengen. Bi«
Haltung des UNerzteverein zeigt, wie berechtigt unser—⸗
Forderung auf vollig freie Arztwahl ist.
Ebenso hat der Aerzteverein auf ihm besonders
eigene Art versucht, die in Eiweiler getätigte Wahl
des Knappsichaftsarztes Dr. Augustin in Uchtelfangen
illusorisch zu machen. Wäre das Vorgehen anerkannt
worden, hätten die Knappschaftsmitglieder von Ei—
weiler umsonst gewählt und müßten sie zwangsläufig
den zuständigen Knappschaftsarzt in Anspruch neh
men. Es wurde entschieden, daß es bei dem bis
herigen Zustand vorläufig verbleibt.
Die Gewerkdereinskameraden von Oberberbach
hatten unseren Kameraden Michely beauftragt, dem
Vorstand den Wunsch zu unterbreiten, einen Knapp—
ichaftsarzt nach Oberbexbach zu bestimmen. Dieser
Wunsch wurde von Michely und Rodrian vorgetragen
und eingehend begründet. Der Vorstand zeigte volles
Verständnis für den Wunsch der Oberbexbachen
Knappschaftsmitglieder. Die Verwaltung machte den
Vorschlag, in Kürze einen jungen befähigten Arzt
nach Oberbexbach zu schicken mit der Zusiche rung, daß
dieser Herr später Knappschaftsarzt wird. Zunächs—
soll ihm die Familienkrankenfürsorge übertragen wer
den. Dieser Vorschlag fand allseitige Billigung.
Von Seiten der Belegschaft der Bexbacher Grube
war Beschwerde geführt worden über die Auflösung
der Verbandsstube und besonders darüber, daß bis
jetzt eine entsprechende Neueinrichtung noch nicht ge
schaffen sei. Der Vorstand war sich einig, daß laͤut
Bergpolizeiverordnung der Arbeitgeber gehalten il
die Verbandsstube einzurichten und zu unterhalten
Der Vorsitzende, Herr Direktor Massina wiill da—
weitere veranlassen.
Die Krankenkassen des Saargebietes haben einen
Zweckverband gegründet. Diesem Zweckverbande ge—
hörte auch der S. K. V. bisher an. Die Bedeutung
des Zweckverbandes liegt lediglich darin, für alle
Krankenkassen einen Vertrauensapotheker und einen
Vertrauens-Zahnarzt zu stellen, damit die Kassen
vor Uebervorteilungen bewahrt bleiben. Der bislang
geltende Vertrag war abgelaufen. Der Vorstand hai
keine Bedenken, das Vertraasverhältnis auch weiter
hin fortzuseken
Der Preußische Staat gewührt den Hinterbliebenen
der Opfer der SchlagwetterKatastrophe in Reden
Unterstützung
In Erinnerung aller älteren Leute ist doch das
zrausige Schlagwetterunglück auf Grube Reden am
28. 1. 1907. Ueber 150 Tote hat diese Katastrophe
gefordert. Die Anteilnahme der Bevölterung an dem
unglücklichen Geschick der Hinterbliebenen war allge—
mein. Alsbald wurde eine öffentliche Sammlung
porgenommen, welche eine außerordentlich hohe
Summe einbrachte. Den gesammelten Betrag ver—
waltete die Bergwerksdirektion unter dem Titel „Re
denfonds“. Allmonatlich erhielten die Hinterölie—
benen aus diesem Fonds neben der ihnen gesezglich
zustehenden Hinterbliebenenrente eine besondere Un—
terstützung. Für die unmündigen Kinder der Hinter—
bliebenen wurde allmonatlich ein Betrag von 6,25
RM. bei einer Kasse mündelsicher angelegt und soll—
ten diese Beträge nach der Volljährigkeitserklärung
der Kinder an diese zur Auszahlung gelangen. Nach
dem Kriege fiel auch der Redenfonds der Inflation
zum Opfer. Der Gewerkverein bemühte sich mehr
mals bei der Preußischen Regierung, auf besonderem
Wege eine Unterstützung für die Hinterbliebenen der
Redener Opfer zu erwirken. Die darauf erteilten Be—
scheide waren stets unbefriedigend. Anläßlich des 20
Jahrestages am 28. 1. 1927 wandten wir uns erneul
an die Preußische Regierung mit dem Ansuchen, dock
die Hinterbliebenen aus dem Redener Unglück miil
einer besonderen Unterstützung zu bedenken. Am 22
Febrnar ds. Is, richteten wir ein Schreiben in glei—
cher Angelegenheit an die Preußische Bergwerksdirel
tion (Abwicklungsstelle) Bonn und ersuchten, den Re—
denfonds wieder lebensfähig zu gestalten. Daraufhir
erhielten wir am 11 Mära de Ja falondoe Schroi
ben:
„Auf das gefallige Schreiben vom 28. Februar ds. Is
teilen wir Ihnen hierdurch mit, daß der Redenfonds in
oweit er der Geldentwertung nicht gänzlich zum Opfer ge—
fallen ist, als ein Teil der Mittel in Kriegsanleihe ange
iegt wurde. Die Aufwertung dieser und die Auszahlung
der aufgewerteten Beträge ist noch nicht erfolgt, schaf
wir augenblicklich die Höhe der uns weiterhin zur Ver—
fügung stehenden WMittel nicht übersehen können Sobal'
—0
möbige Verwertung der Mittel herantreten
Die Anlage Ihres Schreibens erhalten Sie anlicden?
niedear 26r —
gez. Unterschrift.
Diese Aniwort konnte uns nicht befriedigen und
nachten wir erneut mündlich Vorstellungen im preu
zischen Handelsministerium. Daraufhin erhielten mie
run folgendes Schreiben“