Seite 2. „Der Saar-Bergknapper Nummer1
und diese 5 Prozent sollten durch eine Erhöhung der Auswirkung dieser ungehemmten Schwerkraft sann viht. Eins steht fest und das müssen wir verlangen
Löhne abgegolten werden. Des Nachmittags sände in Bremsbergen auf, die Fördergefätßze in der Weise die Unfallzijfer in Bremsbergen muß auf das min—
eine Kabinettssitzung statt und er würde dann dem wirken, daß 1. das Fördergefäß seillos wird (durch, deste Maß zurückgedrückt werden. Wenn die oben ge—
gesamten Ministerium die Lage im Saargebiet vor- Übreißen oder Abhängen des Seiles), 2. daß der jnannten Bestimmungen in Anwendung auf die an—
sragen. Gegen Abend würde er dann Nachricht geben Reibungswiderstand an der Bremse aufgehoben geführte Rechenaufgabe nicht ausgeführt werden kön—
in welcher Weise die Löhne erhöht würden. Die Ar: wird und 3. daß ein Fördergefäß durch irgend einen nen, dann müssen eben die Verhältnisse so gestalte—
beitervertreter wiesen noch ganz besonders darauf Widerstand gehemmt im jogen. „Hängseil“ steht. Die werden, daß sich ein günstigeres Bild ergibt d'h. der
hin, daß die Löhne unbedingt ückwirrkend er: Unfälle in Bremsbergen werden sich in zwei Haupt- besagte Breim sbergunddasz rdetemn'a
höht werden müßten, da die Teuerung ja schon seit zruppen teilen lassen. 1. (und das ist die größere,terial muß so in Ordnungesein daßein
zovember in Erscheinung getreten wäre. Auch teilten Hruppe) in solche, die beim Einheben entgleister För— öfte res Entgleisen ausgesch! ssen ist
e dem Minister mit, daß seit seiner letzten Anwesen- dergefäße entstehen und 2. solche, die durch Aufenhalt und hierzu ist Personal und Material erforder
Jeit in Saarbrücken sich die französsschen Zoül-im Bremsberg während des Treibens hervorgerufen lich, und man könnte die obengenannten 88 noch ij
sch wierigkeiten für die Arbeiter wesentlich werden. det Weise erweitern: „Die Verwalru ng ij
oermehrt hätten. Es sei unbedingt erforderlich, verantwortlich, daßunter Gewährlei
daß eine Erleichterung eintreite. Die Sitzung wurde stung des Durchschnittslohnes diestrikt,
daktaufhin von 1 Uhr nachmittags auf 7 Uhr abends te Innehaltung vorstehender Bestim
nertagt. mungengarantiert wird.“
Um 7 Uhr fanden sich erneut die Vertreter der N—
Arbeitnehmer mit den Vertretern der Arbeitgeber
m Ministerium ein. In Vertretung des Ministers
de Monzie führte der Bergbaureferent Guillaume
die Verhandlung. Er brachte einen Brief zur Ver—
esung, der an den Generaldirektor Defiline gerichtet
war, worin mitgeteilt wurde, daß die Grundlöhne
der Bergarbeiter ab 1. Januar 1926 um 15 Prozent
erhöht würden. Die Vertreter der Arbeiter gaben
ihte Entrüstung über diese Art der Verhandlung
fund. Sie erklärten, daß sie als Vertreter der Or—
zganisation ein derartiges Ergebnis nicht annehmen
fönnten und die Bergärbeiter dieses ebenfalls glatt
ablehnen würden. Es sei geradezu unverständlich
wie ein derartiges ungenügendes Angebot gemacht
verden könne, wonach die niedrigste Gruppe, die letz—
ien Endes am meisten unter der Teuerung zu leiden
hätte, nur 0,90 Frs. pro Schicht Erhöhung bekäme.
Dann würde die Lohnerhöhung erst 3 Monate nach
Einsetzen der erneuten Teuerung gewährt, das wäre
zoch wirklich keine Berücksichtigung der Verhältnisse
m Saargebiet. Es sei wirklich an der Zeit, daß end—
ich mal die Verhältnisse an der Saar gerechter be—
trieilt würden. Die Arbeiterführer ersuchten dann
die Vertreter des Ministeriums dem Minister
mitzuteilen, daß das Ergebnis vollständig unbefrie—
digend sei und daß sich die Arbeitervertreter in Zu—
unft überlegten, überhaupt zu derartigen Bespre—
hungen nach Paris zu kommen.
Wir stehen nicht an, zu erklären, daß,wir in Zu—
funft, wenn uns nicht wirkliche Verhandlungen in
Paris allf Grund der Teuerungszahlen und der wirt—
chaftlichen Verhältnisse im Saargebiet zugesagt wer—
den, derartigen Besprechungen fernbleiben.
In Saarbrücken angekommen, unterhielten sich die
Drganisationsvertreter nochmals über das Ergebnis
der Verhandlungen und alle waren sich darin einig,
daß das Ergebnisinder Formnicht an—
genommenwerdenkönne. In einer Bespre—
hung mit der Bergwerksdirektion, die am Dienstag,
den 22. Dezember, vormittags 10 Uhr stattfand, er—
lärten die Organisationsvertreter der Direktion den
Standpunkt der Gewerkschaften und ersuchten um
Aenderung des Zugeständnisses und zwar in der
Weise, daß die Lohnerhöhung erstmal ab 1. Dezember
1925 in Kraft träte und zweitens, die Erhöhung eine
allgemeine sein müsse. Am Abend desselben Tages
rat der Sechzehner-Ausschuß zusammen, der
ebenfalls das Angebot zu gering erklärte und ganz
besonders seine Entrüstung darüber aussprach, daß
die Lohnerhöhung erst ab 1. Januar in Krajt treten
olle. Die Gewerkvereinsleitung wurde beauftragt,
nit den andern Organisationen gemeinsam vorzu—
sehen, um ein anderes Ergebnis zu erzielen.
Falls kein anderes Resultat erzielt würde, schlug
der Sechzehner-Ausschuß Kündigung des Ta—
ifs vor. Der Sechzehner-Ausschuß hatte dann noch
»eine Reihe von Wünschen; zunächst die Er höhung
der Löhne der Jugendlichen, dann ver—
angte er eine andere und gerechtere Gruppen-Eintei—
ung der verschiedenen Arbeiter, besonders um Er—
zöhung der gelernten Arbeiter, sowie die Zu—
icherung der Bergwerksdirektion, daß diejenigen Ar—
deiter, die unter Tage ihre Lehrzeit durchgemacht
zaben und aus irgend einem Grunde über Tage be—
chäftigt, mit den Handwerkern gleichgestellt werden.
Wir wollen hoffen, daß die in Frage kommende
Stelle der Arbeitgeber die berechtigten Wünsche der
Arbeiter erfüllen wird, damit der Friede dem Saar—
Jehiet erhalten bleibt Ir. K.
Aus der Jugendbewegung
Belöbnis unserer Jugend ans neue Sah
„Was du ererbt von deinen Vätern hast
Erwirb es, um es zu besitzen.
Diesen Ausspruch, den Faust in Goethes großer Tragodn
macht, müssen unsere jungen Kameraden sich fest einprägen
Ihre Väter können ihnen keine großen irdischen Güte;
vererben. Durch ihrer Arme Kraft müssen unsere junger
Kameraden sich ihren Lebensunterhalt schaffen. Dieser
Arbeitsleistung wird aber nicht die gerechte Bewertung
zuteil. Auch dem Arbeiter als Mensch nicht. Die Väten
und Großväter unserer jungen Kameraden mußten das
zur Genüge erfahren. Die haben die Tage miterlebt, wo
auch der Bergmann noch länger als acht Stunden in die
unterirdischen Betriebe gespannt wurde. Die haben zu
sehen müssen, wie die Kriecher und Speichellecker mit sichö
nen Löhnen nach Hause gingen, während ihnen „Hunger—
löhne“, um eine Bezeichnung des evangelischen Sozial—
nolitikers Wichern zu gebrauchen, ausbezahlt wurden. Die
haben die Zeiten mit Ingrimm im Herzen durchlebt, wi
der Arbeiter im politischen Leben die Rolle eines unfreien
Hörigen jpielen mußte. „Weß' Brot ich eß', deß' Lied ich
sing“, verlangten die machtberauschten wirtschaftlichen Ge—
walthaber. Es waren gar bittere Geiühle, die in den
Herzen unserer Väter jiraßen ob der wirtschaftlichen und
politischen Unfreiheit, in der man sie zwangsweise ge—
ziangen hielt und die ihre menschliche Würde tief verletzte
Um dieser unwürdigen Zustände Herr zu werden, er—
innerten sie sich der Belehrung, die ein alter Vater mit
den sieben Stäben seinen Söhnen gab. Gar leicht faßlich
hatte dieser seinen Söhnen an den Stäben vordemon
striert, wie der einzelne machtlos, viele einzelne zusam
mengeschlossen aber stark sind. „Vereint sind die Schwacher
mächtig“, so erscholl nun der Ruf durch die Bergmanns
dörjer. Und viele janden sich zusammen in einer Ver—
einigung, die sie Gewerkverein christlichen
Bergarbeiter nannten, um hier gemäß dem Wahl
spruche: „Einer für alle — alle für einen“ zu wirken. Und
der zusammengefaßten Kraft gelang es, der unwürdigen
Zustände Herr zu werden, die Fesseln der politischen Un
freiheit zu sprengen und große Fortschritte auf wirtschaft
lichem und sozialem Gebiete zu erzielen. Dauernd mußten
sie aui der Wacht stehen, damit der alte Gegner, der mi
Ingrimm der Einschränkung seines Machtbereiches zusah
sie nicht wieder ins Joch der Unfreiheit spannte. Dieses
aui der Wacht stehen übten sie im Gewerkverein, dem sie
die Treue hielten, den sie ausbauen und stärken halfer
und auf die heutige Höhe brachten. Er, der Gewerkverein
soll ihten Nachkommen Schutz und Schirm sein, soll die
Nachkommen bewahren vor dem Lose, daß sie ertragen
mußten. Der Gewerkverein ist das Erbe der Väter. Und
die jungen Kameraden müssen dieses Erbe erwerben, um
es dauernd zu besitzen. Das heißt, sie müssen den Gewerk—
verein kennen, den gewerkschaftlichen Gedanken tief er
fassen lernen, damit sie dauernd aus innerster Ueber—
zeugung mit dem Gewerkverein verbunden bleiben. Das
ijt der tiesere Sinn unserer Juegndbewegnung, daß durch
sie der junge Kamerad wahre Solidarität kennen lerne—
und hinein wachse in die gewerkschaftlichen Anigaben.
deren Ziel es ist, dem arbeitenden Menschen, weil auch e—
Gottes Autlitz trägt und eine unsterbliche Seele besitzt, eir
Dasein zu erringen, das eines Ehenhildes des emide;
Gottes würdig ist.
Lieber junger Freund, erwerbe das Erbe deiner Väter
mache jetzt am Jahresanfang das jeste Gelöbnis, in de
Jugendbewegung so zu arbeiten, sie so auszubreiten, daf
der Gewerkverein dein und deiner jungen Kamerader
dauernder Besitz wird. Dann wird dir und deinen jungen
Jameraden nimmer das Los morden, das unsere Näte—
zu tragen hatten.
Um den letzteren Punkt gleich vorweg zu greifen
veil er derjenige ist, der am schnellsten seine Erledi—
zung findet, nämlich durch die einfache, aber' strikte
Innehaltung des Abs. 18 40 der Bergpolizei-Ver
Irdnung vom 2. Februar 1925 betr. Abänderung de:
88 40, 41, 42 und 202 der B. P. V. vom 1. Mai 1907
Er sagt: „Das Betreten der Fördertrümer während
der Förderung ist verboten, ebenso der Aufenthalt
auf den Anschlagsbühnen in oder unter den Brems—
bergen und Förderabhauen während des Treibens.“
Wenn nun noch außerdem die in demselben Absatß
über Signale und Warnungstafeln, sowie die in Ab—
atz 2 über Sicherheitseinrichtungen zum Schutz geger
eillosgewordene ablaufende Wagen gegebene Be
timmungen ganz bestimmt beobachtet werden
zann wird diese Gruppe von Unfällen sozusagen aus
geschlossen sein. Am Kopfe dieses letzten, Satzes steh
allerdings leider ein „Wenn“; diesem will ich oder
nuß ich ein zweites „Wenn“ hinzufügen: „Wenn das
Druffsystem“ nicht so im Schwang wäre.“ (Ich will
gewiß auch manche Leichtsinniakeiten nicht in Schut
nehmen.)
Nun komme ich aber zu der J. und größeren Gruppe
der Bremsbergunfälle zurück, den Unfällen beim Ein—
heben entgleister Fördergefäße. Was sagt hierzu dir
ozben genannte Bergpolizeiverordnung vom 2. 2. 25*
8 40 Abs. 4: Das Einheben entgleister oder stehen
jgebliebener Wagen darf erst vorgenommen werden,
nachdem diese gegen Bewegung sichergestellt sind, und
zwar durch Personen, die sich stets oberhalb der Wa—
zen befinden müssen. Der Abteilungssteiger hat dafür
zu sorgen, daß das für das Feststellen und Einheben
er Wagen erforderliche Material in unmittelbarer
lähe der Förderstrecken in Bereitschaft gehalter
vird. (Sehr vorsichtig ausgedrückt.)
Die oberhalb der genannten Wagen sich im Brems—
horg befindlichen Wagen sind in der Reihenfolge von
2ben nach unten ebenfalls gegen Bewegung sicherzu—
tellen. Die Sicherstellung und das Einheben har
inter Leitung und Verantwortunng des Schacht—
äufers, oder in dessen Abwesenheit des Haspelführers
zezw. Bremsers oder Anschlägers zu erfolgen.“ Da
saben wirs nun. „Der Steiger hat dafür zu sorgen,
daß das nötige Material vorhanden ist.“ das dann
uinter der „Verantwortung“ des Schachtläufers oder
dessen Stellvertreters in Anwendung kommt. Dies
iest sich alles sehr schön, es fragt sich nur, wie hand—
»abt sichs in der Praxis unter den bestehenden Ver—
hältnissen und dies ist einer jener Punkte, von denen
por kurzem behauptet wurde, daß sie unter den be—
tehenden Verhältnissen mit der Praxis in den meisten
dällen nicht in Einklang gebracht werden können
Ich will zur Illustration des Gesagten nur ein ganf
urzes einiaches Rechenexempel aufgeben: „Wie viele
Wagen fördert ein Bremsberg, in dem 6 Turen hän—
jen, die in einer Schicht 16mal entgleisen und wobe
ꝛer Schachtläufer bezw. Haspelsführer, bezw. Bremse
edesmal durchschnittlich eine halbe Stunde brauch—
ngering gerechnet) um fsämtliche beweglichen Teilt
icherzustellen und die entgleisten Wagen einzuheben?
Richt wahr, eine einfache Aufgabe, aber sie hat den
Lorzug, aus der Praxis zu sein.
Man wird nun aber fragen, ja, was ist denn do
»ftun mit Gritisieren iists nicht gemacht“ Gemio
Unfälle in Bremsbergen
In der Unfallstatistik des Bergbaues nehmen die
Unfälle in Bremsbergen einen breiten Raum ein. und
ie sind eine betrübliche und tiefbedauerliche Erschei—
nung, die um so schmerzlicher wirkt, als für den Fach—
nann die Tatsache offenkundig ist. daß gorade diese
Unfälle unter bestimmten Voraussekzungen zum
aroßen Teil verhütet werden könnten.
Unter bestimmten Voraussetzungen! — Welches
ind nun diese Voraussetzungen und wie ist ihre An—
wendung auf den besagten Betriebskompler?
Zunächst müssen wir uns klar werden über die Art
und die Entstehung der genannten Unfälle. Die Un—
älle in Bremsbergen sind meistens die Auswirkun—
ren der die Fördergefätße (Wagen, Gestell, Gegenge—
vwicht hbewengenden jnngehemmten Shwerkraift Die
Zum 9h. Gehuristage Adolf Stöcher—
Am 11. Dezember 18925 wurden es 90 Jahre, daß d
dekannte christlich-soziale Vorkämpfer im evangelischen
Lager, Adoli Stöcker, als Sohn eines Wachtmeisters da—
Licht der Welt erblickte. Mit seltener Unerschrockenheit ha
er als Pfarrer und Parlamentarier sich dem kapitalistische!
Pammonskult entgegengestemmt und im Kampi um di
nolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Achtung un
Gleichberechtigung des vierten Standes sein christlich-jozie
iee Ranner porwmärts getragen. Um den Hak und die Ve—