Full text: Der Saarbergknappe (7 [1926])

Nummer 49 —AluSAPe — Seite 2. 
‚Wer keine Opfer für die Organifation hringen will, dem bann es gar nicht schlecht genug gesen! 
Raharoͤt. 
amt wurde auch ein obfiegendes Urteil erreicht und indem sie eine wahre Hetzlampogne gegen die Berg— 
der Saar-Knappichaftsverein zur Bezahlung der arbeiterorganisationen, insbesondere gegen den Ge— 
Arztkosten verurteilt. werkvereinsführer Imbusch eröffneten, den Zusam 
Ptit vorstehender Auslese wollen wir es für heutt menbruch des Bergbaues prophezeiten, Zechen still 
bewenden lassen. Sie zeigt recht deutlich, wie viel- legten und Tausende Arbeiter ums Brot brachten 
gestaltig die Wirksamkeit des Rechtsschutzes ist und Aber alles nützte nichts, der Gewerkverein hielt aller 
wie ersolgreich für die Kameraden und ihre Fami— Anstürmen Stand und erwirkte im Verein mit der 
lien gearbeitet wird. Diese Seite der Gewerkvereins anderen Vergarbeiterorganisationen eine stetige Auf 
tätigkeit muß besonders den Bergmannsfrauen ge wärtsentwicklung des Lohnes 
zeigt werden, weil sie daran so recht die Rützlichkei 
der Zugehörigkeit ihrer Männer und Söhne zum Ge 
werkverein erkennen können. 
so ist, ist auch jeder Bergmann verpflichtet, die Ge 
werkschaftsbewegungen zu stärken. Wer das nicht vo 
sich aus erklennt, muß durch Werbearbeit dazu gi 
hracht werden. 
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Keichsjugendkonferenz 
Ein starkes Glaubensbekenntnis unserer Jugend 
Vor kurzem hatte sich die Jugend aller cristliche 
Gewerkschaften zu einem machtvollen Glaubensbekenntni 
in Essen versammelt. Sie sagte sich hier resolut los vo 
den „Jugendbewegten“, die fast nur Kritik kennen un 
das Wirken der Alten in Grund und Voden verdammen 
Sie brachte zum Ausdruck, daß sie auf dem von den Alte! 
zebauten Fundamente weiter arbeiten und in Treue jes 
stehen wolle zu den christlichen Gewerkjchaften. 
Im Rahmen der Jugendbewegung der christlichen Ge 
werlhjchaften stellt unser Gewerkverein das größte Kontin 
gent. Er hat gut aufgesogene Jugendabteilungen, di 
unter eigner Zentralleitung (elbstverständlich im Rahb 
men des ganzen Gewerkvereins) stehen, verfügt über eign 
Jugendsekretäre und gibt ein eigenes Jugendorgan, di 
„Knappenjugend“ heraus. Dies alles ist ein Beweis, da 
der Gewerkverein der Erziehung der beromännischen 
Jugend zu standesbewußten und brauchbaren Menjchen 
größtes Gewicht beimißt. Er bringt auch jür die Jugend 
bewegung nicht unerhebliche Opfier, was besonders bot 
veranschlagt werden muß. 
Die Jugend des Gewerkvereins veranstaltete nun in der 
Tagen vom 25. bis 27. September in Könisswinter an 
Rhein eine eigene Reichsjugendkonferenz. Aus allen Bers 
baugebieten — auch aus dem Saargebiet — warer 
Jugenddelegierte erschienen, um neue Richtlinien un 
neue Kraft zu empiangen für das zukünftige Wirken 
Eine besondere Bedeutung erhielt diese Tagung durd 
hobe Ehrengäste, die ihr anwohnten und beachtenswert 
Worte an die christliche Beramannsjugend richteten. S 
wohnten der Konierenz bei der Vorsitzende des Gewerk 
vereins, Heinrich Imbusch, der Vorsitzende des Gesamt 
verbandes der christl. Gewerkschaften, Adam Stegerwald 
der Reichsarbeitsministet Dr. Brauns, Reichspostministe 
a. D. Johannes Giesberts (einer der ältesten Kämpen de 
christlichen Arbeiterbewegung), die Landtaasabgeordnete 
„Steger und varsch. 
Die Tagung wurde ausgefüllt durch wichtige Referate 
Qu 13800 die vom Reichsiugendleiter Sickers, den Kollegen Ehrer 
—X 13946 und Wegener erstattet wurden. Neben diesen sprach Gies 
Nai 139.9 borts über die „Gefährdung der Arbeiterjugend durch di⸗ 
Juni o.t1 4.45 140.5 Bildungsbestrebungen der Unternehmer“. Es ist schade 
Juli 8. 65 7.47 142.4 daß wir aui die gemachten Ausführungen nicht näher ein 
Ohne Gewerkschaftsbewegung hätte der Lohn diest sehen können. Wir verweisen daher unsere jungen Mit 
Entwickelung niemals genommen. Wir wissen ja, lalieder auf die „Kaappenjugend“, die über die Tagung in 
velche Lohnpolitik die Saargruben von 1892 — seit eingehender Weise berichten wird und auch die geiaßter 
dem Eingehen des Rechtsschutzvereins — bis zum vichtigen Entjichließzungen zur Kennmis bringt. 
Linsetzen des Gewerkvereins trieben. Obige Lohnent. Der Geist, der die Tagung beherrschte, kommt in der 
wicklung zeigt am besten die große Nützlichkeit der Ausfühtungen des Kollegen Ehren zum Ausdruck, der vw 
Gemerkschaftsarbeit für den Beramonngistand Ma es ta. betonte“ 
Re Lohnentwicklung 
zn der letzten Nummer wiesen wir nach, wie durch 
»as kraftvoille Arbeiten der Bergarbeiterorganisa— 
nonen, vor allem unseres Gewerkvereins christlicher 
Vergarbeiter, die knappschaftlichen Leistungen im 
Keich gesteigert werden konnien. Heute wollen wir 
eine kurze Uebersicht über die Entwicklung der Löhnt 
im Ruhrbergbau geben, wie sie seit Einsührung der 
sta bilen Reichsmark sich gestaltete. Es ist ja noch in 
aller Erinnerung, wie nach Zusammenbruch des pas⸗ 
siven Widerstandes das rheinisch-westfälische Berg— 
bauunternehmertum versuchte, die Gewerkschaften an 
die Wand zu drücken. Das Ziel der Unternehmer 
ging dahin, die Tarife und die bestehende Arbeitszeit 
zu veseitigen und die eigene Willkür schalten und 
walten zu lassen. Wochenlang mußten die Bergleutt 
— obschon ausgehungert durch die vielfältigen Ent 
behrungen während der Zeit des Ruhrkampfes — 
den Betrieben fern bleiben, weil das Unternehmer 
tum auf der Anerkennung und Durchführung seiner 
Diktate bestand. Ohne Zweifel wären die Bergleute 
unterlegen, wenn sie nicht eine so starke Stütze an den 
Vergarbeitetorganisationen gehabt hätten. Der da— 
malige Kampf endete zugunsten der Bergleute, weil 
sie die Organisationen als Helser und Führer zur 
Verfügung hatten. Diese sicherten nicht nur den 
Tarifvertrag, sondern auch die Grundlage zur Rege 
lung der Arbeitszeit. — Dieser Erfolg kann gar 
nicht hoch genug veranschlagt werden. Wenn man be 
denkt, daß das Unternehmertum sich in einer beson— 
ders vorteilhaften Lage gegenüber der ausgehunger 
len Bergarbeiterschaft befand, so muß man staunen, 
daß es den Bergarbeiterorganisationen gelang, dessen 
reaktionären Absichten glatt zu vereiteln. Wäre den 
Unternehmern ihre Absicht geglückt, dann waren di 
Bergleute um Jahrzehnte zurückgeworfen. Diese Tat 
ache muß man sich gut merken, wenn man das Wir 
en unseres Gewerkvereins richtig würdigen will. 
Lachdem so die wichtigsten Grundrechte für der 
zeutschen Bergmannsstand getettet waren, wurde mi 
hochdruck an der Verbesserung des Lohnes gearbeitet 
zwar stemmten sich die Grubenherren mit allern 
Ye af dem Pestrehen der Gewerkschaften entoengen 
Hast du schon ein neues Mitglied 
gewonnen? Wenn nein, dann 
sofort an die Arbeit. Ent— 
schlossener Wille führt zum Sieg 
J— — αα - — E — — — 
Lebenswillen in einem Menschen wohnen, ist die Hoffnung bequeme Ausrede jedes Belehrenden, wenn der Zubören 
auf Heilung größer. Es gibt Menschen, die in Ausübung seine krausen Erklatungen nicht verstebt, diesen iür dumm 
ihres Verujes einer Krankheit gar nicht achten, sie oft lzu erklären. Mit derselben Sherheit wird ein Kind, das 
überwinden, ohne zu wissen, daß sie ernstlich krark waren sich vergeblich bemüht, eine jlüchtig oder zu schnell vor 
Der Wille allein war ihre Rettung. g3emachte vandiertigkeit nachzuabhmen. für ungeichickt er 
Aber wie viele Menschen haben diesen starken Willen? klärt. 
Es ist nun Coués Verdienst, eine Entdedung gemacht zu, Vernünftige Eltern und Erzieher werden sich stets vor 
haben, die ohne Willensheroismus zu demselben Ziele Uebertreibungen hüten, niemals aber einen Tadel zr 
fühtt. Sagt man einem Menschen, du mußt dieses tun und einer ständigen Redensart machen. Im Gegenteil, fit 
jenes tun, um gesund zu werden, so kostet die Ausführung werden das Kind — wo es nur irgendwie gerechtfertig 
d'iesfer Aufforderugga den Willensschwachen einen plötzlicher ist — loben. Dieses Lob wirkt Wunder. Zunächst er 
Entschluß, zu dem er sich selten aufraffen kann. Num regt es ein hohes Lustgeiühl beim Kinde. Dann stärkt e 
weist Coué daraufi hin, daß es gar keines Aufrufes an den sein Selbstvertrauen. Dieses reizt wieder zur Wieder 
Willen bedari. Der ganze Körper stellt sich ohne Willens holung der Tat, die das Lob eingebracht hat. So ent 
anstrengung auf die Heilung ein, wenn dem Menschen gu wickelt fich die einmalige gute Tat zur Gewohnheit. Dat 
zugeredet wird. Wem man immetr zuredet, er sei krank durch auten Zuspruch erzeugte Selbstvertrauen reizt aus 
der wird krank, wenn er es noch nicht ist. Und der Kranke zu anderen Taten, z. B. Versenken in ein anderes Unter 
wird gefund, wenn man ihm zuredet, er sei nicht seht richtsiach, zur Ausführung schwieriger Turnübungen un 
krank, er gesunde zusehends. Natürlich dati es sich nich dergal. Diese Frohst'mmung im jugendlichen Geiste ist di— 
getade um schwerste Krankbeitsiälle handeln. Daß aber Voraussetzung für ein ungehemmtes geistiges und körver 
die Methode Coucs stimmt. beweisen icine zahlteicher liches Wachstum. Stets nörgelnde Eltetn und Lehrer 
Heilungen. sind das stärkste Hemmnis einer gesunden Entwicklunt 
Wenn es nun wahr ist, daß der erwachsene Mensch so der ihnen anvertrauten Jugend. Ewig gescholtene Kinde' 
leicht zu beeinflussen ist, daß er also der Suggestion unter werden unsicher, scheu, leben gedrückt und unfrei. Dies 
worfen ist, um wieviel mehr dann das unerfahrene Kind Stimmung drückt sich später im ganzen Wesen aus 
Mit Leichtigkeit gelinat es. dem Kinde zuzureden, es se Kommen diese Kinder später in eine andere Umgebung 
krank. Die Suggestion wirlt soiort und äußert fich in also aus dem Kreise der sie bedrängenden Eltern ode 
schlechtem Aussehen, Appetiemangel und Unlust zu irgend. Lehrer heraus, so entwickeln sie sich öfters überraschend 
welchen Anstrengungen. Sage dem Kinde recht oit: „Dr Zusammenfassend geht mein Rat also dabhin, mit Tade 
bist jaul!“ und es wird jaul, Sage ihm recht eindringlick bei Kindern sehr vorsichtig zu sein, den Tadel niemals 
und bei jeder Gelegenheit: „Du bist dumm!“ dann bist zur Gewohnheit werden zu lassen. Umgekehrt soll mar 
du auf dem Wege, dem Kinde jede Lust zu geistiger Bei mit der Anerkennung nicht geizen. Schlecht lernenden und 
tätigung in der Schule zu nehmen. Es bildet sich ein, trot ungeschickten Kindern soll man gütig zureden, ihr Selbst 
Anstrengumg doch nichts zu begreifen und will schon aam vertrauen heben und so einen Seelenzustand schaffen, der 
nicht mehr den Versuch machen zum Lernen. Wieviel Sün wie das günstige Werter dem Wachstum der Pflanzen 
den unvernünftige Eltern und Erzieher in dieser Hinsich der gesunden Entwicklung unserer Kinder unbedingt no 
jemacht bhaben, ist gar nicht absufehen. Ist es doch ein vendis ist Wiltin. 
Familie und Heim 
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Wie man seine Kinder hehandeln soll 
xer Tage ist in Rancy ein Apoltheker gestorben, der 
Pertruf genoß. Es ist der berühmte Dr. Coui. Das 
reilgeschaft betrieb er nur im Nebenamt. Aber gerade 
eses begründete seinen Ruf. Tausende und Abertausende 
Kranken zogen alljährlich zu dem verebrten Meister 
die verlorene Gesundheit wieder zu ertangen; und 
en, sehr vielen hat er geholsfen. Er verlangte keiné 
Hah!ung, empfing die Kranken in einem großen Saale, 
urach ihnen freundlich zu, um thr Vertrauen zu erlanger 
legte ihnen auf, täglich — morgens und abends, im 
rande det Entspannung — zu sich selber zu sagen: „Ich 
angesund, mirt febhlt nichts!“ Alles übrige sollten sie der 
zaerur überlassen. Sie würden schon gesund werden. Und 
zulende wurden es auch. 
denkende Viensch jragt sich: Wie ist das möglich? 
fellos kann man einen gesunden Menschen mif 
vborten krank machen. Indem man ihn zum Beispiel an 
ner Ehre angreift, kann man ihm an seiner Gesundhei“ 
aoen, den ganzen Organismus in Unordnung bringen 
iit dann die Frage erleubt, ob Worte nicht auch um— 
art wirken können und Kranke gesund machen? Das 
ten Coués beweist, daß es möglich ist. Natürlich 
Ars es sich nicht um Heilungen tiefeingreifsceader orga 
uet Leiden handeln., aber zwefelsohne unm wirtliche 
euagen. Kranke Leute neigen zu Trürsinn und 
imismus. Sie sind geneigt, sich gehen zu lassen. In— 
em der Lebensmut sinktt, wird der Organismus ge— 
dwãcht. Er entwickeit keine Gegengiste und Gesen 
zäĩte und siecht vielleicht dabhin. Wo aber Energie und 
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