Full text: Der Saarbergknappe (7 [1926])

iummer 48 
— cZS——————V'ééRro—c—üoerlüœo'—e——⏑eoe——o00 0988—3——] 
1. Dadurch, daß es unterlalsen wurde, die in den Strek— 
len einet aus vielen schmalen, nebeneinander liegender 
ktreben bestehenden Abteilung befindlichen Wettertürer 
aInd Wettertücher zu schließen, ist die Wettermenge vor 
Hrt in den oberen Streben der Bauabteilung du gerint 
worden. In der oberen Strebe waren die Schlagwetten 
zcht genügend verdünnt; es haben sich entzündbare An 
sammlungen in den Hohlräumen im Dach und in der 
loten Ecken. besonders unterhalh einer starken Bank gr 
biidet. 
2. Einer der Arbeiter aus den Streben, welcher den er 
sittenen Brandwunden erlegen ist, hat die beiden Draht 
lorbe seiner Lampe mit einem Rasel oder einem Lampen 
bdaken durchbohrt und hat sogar seine Lampe geöffnet, um 
ihr Retz zu durchlöchern. Es ist wahrscheinlich, daß infolge 
des ziemlich hoöohen Schlagwetter-Gehaltes der Luit, die 
Flamme qualmte, öfters erlosch und daß der Arbeiter den 
zug seiner Lampe erhöhen wollte, um dadurch ihr 
Leuchtkraft zu verbessern. Die örtliche Besichtigung, sowir 
die Zeugenaussagen ergeben unstreitig, daß die Lampe —. 
knizündung verursacht hat, nachdem sie an der ovener 
wähnten VBank aufgehängt war. 
3. Das Ort war vor Beginn der Schicht durch einen 
Wettermann befahren und in Ordnung befunden worden 
Gegen 10 Uhr morgens war ein Bruch der Drutlluft 
leitung eingetreten. welcher eine zur dauernden Bewet— 
serung der oberen Strebe dienende Düse gußer Betrieb 
zesetzt hat, so daß der Abteilungs-Schießmeister, ohne so— 
rar das —8 gesehen zu haben, sich weigerte, dorthin zu 
zehen, um einen fertigen Schuß wegzutun, mit der Er— 
flärung, daß durch den vorübergehenden Mangel an Druck 
luft, bestimmt Schlagwetter in der oberen Strebe wären 
Die Untersuchung der Einzelheiten des Unglücks gib— 
Beranlassung, folgende Maßnahmen, welche in allen Gru 
ben zur Anwendung kommen müssen, vorzuschreiben: 
1. Es ist dajür Sorge zu tiragen, daß eine genügende 
Menge Luft den Betrieben vor Ort zugeführt wird, und 
daß die au diesem Zwecke angebrachten Türen und Tüche 
normalerweise gejchlossen bleiben. 
2. Es wird nach einer unversüglich jestzusetzenden 
Reihenfolge fortgejahren, die Benzinlampen durch elek 
nische Lampen zu ersetzen. 
3. In den mit elektrischen Lampen versehenen Abteilun 
en ist die größte Sorgialt auf die Auswahl der Arbeite; 
zu richten, die zum Tragen der als Schlagwetter-Anzeige 
dienende Sicherheitslampen bestimmt werden. 
Diese Lampen dürfen nur erfahrenen und gewissen 
hdaften Arbeitern anvertraus werden. Die Liste diese: 
Urbeiter ist jeden Monat auf Vorschlag der Fahrsteige 
durch den Oberfteiger auizustellen; sie ist dem Ingenien 
Ddivisionär oder den von ihm dasu ermächtigten Gruben 
Ingenieuren zur Genehmigung vorzulegen. 
4. Die Schießmeister sind dauernd und planmäßig, mit 
dem Suchen von Schlagwettern zu beauftragen. Sie sind 
berechtigt, überall, wo sie größere Ansammlungen beob— 
achten (Hohlräume, Spalten usw.) durch die Arbeiter so— 
jort geeiganete Maßnahmen zur Beseitigung dieser An— 
ammlungen ausführen zu lassen (Anbringung von 
tüchern in den Spalten, Aufstellen von kleinen Düsen 
w). Sie haben in kürzester Frist dem Steiger hierüber 
Bericht zu erstatten. In dringenden Fällen können sie so— 
gzat einstweilen das Ort räumen lassen und haben den 
Abteilungssteiger unverzüglich hiervon zu benachrichtigen 
In zweifelhaften Fällen oder, wenn es sich um eine starke 
Schlagwetter-Ansammlung handelt, deren Beseitigung mi 
tiner gewissen Gefahr verbunden ist, hat der Schießmeiste 
diesen letzteren Weg einzuschlagen. 
Als Entschädigung für diese besondere Dienstleistung 
Schlagwetter zu suchen und zu beobachten, sowie zur Er— 
leichterung des Ersatzes an Schiceßmeistern aus der Zahl 
der besten Arbeiter, erhalten die Schießmeister eine be 
sondere Zulage von 0.75 Fr. pro Schicht. Dieser Betrag 
wird zu dem Grundlohn des Schießmeisters geschlagen und 
wird — wie dieser Grundlohn — mit dem jeweils be 
schenden Multiptitator vervieliältigt. 
5. Der Ingenieur-Dipisionär hat von Zeit zu Zeit di 
kiste der beschädigten Grubenlampen zu prüfen, insbeson 
dere derienisgen. bderen Drabtkorh beschädiat ist. zweck 
—2 
an 
* 
Jür unsere Frauen 
Vom Lesen 
zon Ludwig Keösing. 
Und munter ging's im Grünen fort 
Da hielt ich an die Schritte: 
An schatt'gen Eichenwaldes Bord 
Die allerliebste Hütte 
Und vor der vSütte auf der Bank 
— Nie werd' ich es vergessen — 
Ein Mägdelein, so jung und schlank 
Iit zierlich drauf gesesfen. 
Von Locken eine selt'ne Pracht 
Die weiße Stirn umkräuste, 
Tief in des Auges dunkler Nacht 
Wohl cine Träne glänzte. 
Und auch ein Buch hielt in der Sand 
Das stille bleiche Wesen. 
Was aber in dem Buche stand. 
Pas hak' ich nicht gelesen 
Liebe Knappenfrau! Nein, was in dem Buche stand 
ns hab' ich nicht gelesen. Und welche Zeitungen und Zeit— 
diten in deinem Haufe gelesen werden, davon habe id 
benfalls keine Ahnung. Das weiß ich aber: dab, nack 
dem, was in denet Familie grteien wird, det Geist ein 
tetellt ist, der in deinem Hause hertscht. Sage mir, mi 
dem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Die⸗ 
ddrichwor trffin nirgends besser zu als inbezugs auf di— 
dadeung Wie der Körper das jit. was man i62 
— —— — —— — — — — 
Fejtstellung, ob die Lampen gewisser Arbeiter außerge- Gefahr, von den Fördetwagen erfaßt und zerrissen zu 
wöhnlich oit beschäödigt werden. Falls derartige Feststellun werden, außerdem bieten sie nur einen unvollkommenen 
gaen gemacht werden sollten, sind enijprechende Maß Wetterabschlutßz. Bezüglich der Wettertüren verweisen wir 
rahmen gegen dieie Arbeiter zuntreifen. auf unsere Ausführungen über die Anbringung der Wer— 
Le Directeur Technique tertüren in einer der leßten Nummern unieres Sagar— 
sion“: Saintie Claire Deville. vergtnanpen“. 
Genehmigt: Zu 2. und 3. Auch wir versprechen uns von diejer in 
e Directeut General Aussicht genommenen Maßnahme, des Erfatzes der Ben— 
iigné: Defline. zinlampen durch elektrische Lampen, wenn andererseits die 
letzteren den Anforderungen entsprechen, die man an erne 
Betrachtungen und Bemerkungen zu dem Unter⸗ die srlen —RE —ã 
? u * agwetteranzeigenden Sicherheitslämpe (wie ija 
suchungsergebnis und den Vorsichts bestimmungen. vorgesehen) jederzeit die Grubenräume auf Schlagweitern 
a) Ursachen: untersucht werden können, einen größeren Schutz gegen 
Zu 1. Es muß iraglich erscheinen, daß in allen de Erplosionen. Wir verhehlen uns jedoch nicht, daß auch ip 
wielen schmalen nebeneinander liegenden Strecken“ (woh der Schietßarbeit noch eine bedeutende Geĩiahrenauelle in 
Strebsttecken D. B.) allle „Wettertüren und Tücher“ ea dieser vinficht liegt. 
chließen unterlassen wurde, denn sonst müßte diese Unter Im übrigen sind u. E, die Eriahrungen in Bezug au— 
lassung notwendiger Weise auf ein schon länger gehand elektrisches Geleuchte noch nicht abgeschlossen. 
habtes oder stillschweigend geduldetes System zurückzu Zu 4. und 3. Der Punkt 4 sagt eigentlich nichts neues 
jühren sein. Wenn aber nur einzelne der gen. Türen und da durch die Bergpolizeibestimmung, bishet jeder BSauer 
Tücher oifenstanden, so dürfte sich dieser Umstand nicht in und namentlich der Drittelführer zu den gen. Waßnahmen 
olchem Maße ausgewirkt haben, daß hierdurch schon angehalten wurde. Diese Obliegenheit ist nun noch jür 
Schlagwetteransammlungen entstehen, wenn die Weiter den Schießmeister spezialisiert worden. Soffen wir, dar 
versorgung außßerdem eine mustergülftige und seine diesbezügliche Tätigkeit nicht durch das Verhalien 
ausreichende gewesen wäre. Außerdem wird sich der lokalen Verwaltungen in ein totes Geleise geschobe 
jeder Fachmann denken können, daß es dann in diesem wird. — 
Falle sichet nicht das erste Mal gewesen sein kann, da' 
einige Wettertüren offen blieben. Es hätte sich dann abe 
schon öfter vorher die Gefährlichkeit einer solchen Zu 
älligkeit zeigen müssen. Aljo, den ersten wie den letzte 
Fall angenommen, muß es scheinen, daß das ganze Wetter 
ustem der betr. Abteilung zu wünschen übris ließ und 
durch durchgreisende Mahnahmen hätte Feüäudert werden 
mühsen, selbst wenn durch neu auizufahrenc Strecken, oden 
andere geeignete Maßnahmen eine ausreichhende Wetter 
lösung hätte gesucht werden müssen. Es wäre interessan 
zu erfahren, ob nicht in diesem Falle auch das von der 
ranzösischen Verwaltung so beliebte, für die Wetter— 
ühruug aber sehr ungünstige Sustem des Strebbaues mi 
abgesezten Stöhen angewandt wurde. (Im übrigen haber 
wir ja bereits in einer der letzten Nummern des „Saar 
bergknappen“ auf die Wichtigkeit der Wettertüren im All 
gemeinen hingewiesen.) 
Zu 2. Wenn jeststeht, daß eine absichtliche (wenn auch 
keine mutwillige) Verletzung der Sicherheitslampe eine 
Mannes ermittelt und nachgewiesen worden ist, die wi 
ja angenommen worden ist. zur Herbeisührung einer Er 
höhung der mangelnden Leuchtkrait vorgenommen wurde 
so ist das ein nicht zu entschuldigender Fehler des betr 
Mannes gewesen. Aber, wir müssen auch hier wieder 81 
dem Ergebnis kommen, daßz unter den gegebenen Um 
ständen die Verwaltung doch sicher vorher wiederhol 
hötte auf den mangelhaften Zustand des Geleuchtes auf 
merksam werden und für Abhilfe hätte sorgen müssen 
Dahßz man den „Brunnen zudeckt“, wenn das „Kind er 
truuken“ ist, zeugt von wenig Voraussicht. 
Zu 3. Auch aus diesem Punkt ergibt sich wieder, daß da⸗ 
Sustem der Bewetterung nicht einwandfrei scheint: Zu 
nächst die dauernde Bewetterung einer Strebe durch eine 
Düse kann sicher keinen Anspruch auf vesonders gütt 
Wotterführung machen und ist sicher unvollkommen und 
unzulässig, wenn es sich um einen Betriebspunkt handelt, 
wo, wie aus der Annahme des Schießmeisters (und auch 
durch die Tatsache bewiesen) hervorgeht, nach kurzer 
Unterbrechung Schlagwettergefahr besteht. (Interessant 
wäre noch, zu erfahren, um welche Zeit der ee ee 
diesen Schluß zog.) Außerdem muß ja auch die Weigerunege 
des Schießmeisters auj Eriahrung beruhen. was wieder 
keinen Schtuß auf die Volklkommenheit der Werteriührunc 
115531 
„Der SaarBReretne — 
c 
Für Erhöhung der Leistungen in der 
Sozialversichernng 
Daß auch trotß der jüngsten „RKeform“ die Leistun— 
zen in der Sozialversicherung bei weitem nicht aus— 
reichend sind, ist eine so bekannte Tatsache, daß sich 
nüähere Nachweisungen hier vollständig erübrigen. Um 
in dieser Hinsicht die Regierungskommission zu ver—⸗ 
anlassen, den gegebenen Bedürfnissen endlich gerecht 
zu werden, richteten die der Arbeitskammer ange⸗ 
hörenden Mitglieder der christlichen Sehehesee 
nachstehende Eingabe an die zuständige Stelle. Hof— 
sentlich läßt man dort mit der praktischen Tat nich 
iange auf sich warten. 
Saarbrücken, den 28. September 1926. 
An die 
Regierungskommission des Saargebietes 
Abteilung „Sozialversicherung“ 
Saarbrücken. 
Die Fraktion der christlichen Gewerkschaften in der 
Arbe“srammer stellt hiermit den Antrag, zu veran— 
lassen, daß die Reform der gesamten Sozialver— 
sicherung des Saargebietes sofort in Angriff genom— 
men wird und insbesondere die Leistungen derart 
ausgebaut werden, daß sie denjenigen im Reich nicht 
mehr nachstehen. 
Zur Begründung gestatten wir uns, darauf zu ver— 
woisen, daß bereits in den letzten Verhandlungen in 
der Arbeitskammer betr. Leistungserhöhung in der 
Sozialversicherung von den Vertretern der Regie— 
rungskommission zugesagt wurde, in diesem Herbste 
mit der RKeform der Sozialversicherung zu beginnen 
und entsprechende Novellen der Arbeilskammert zur 
Beratung und Begutachtung vorzulegen. — Bei 
diesen Verhandlungen hatten wir dereits gemeinsam 
mit den sreien Gewerkschaften in Ansehung der Wirt— 
schafts- und Teuerungsverhältnisse im Saargebiet 
einen Multiplikator zur Errechnung der Sozigalver— 
sicherungsleistungen von 7,5 verlangt. Die Regie— 
rungskommission glaubte damals, mit Rüchsicht auf 
den Multiplikator zur Errechnung der Beamtenge— 
hälter unserer Forderung nicht staltgeben zu können. 
RNach den veröfientlichten Erlassen betr. Erhöhung 
— — — — — 
so regelt sich nach der täglichen geistigen Kost auch das Sitte und Wioral untergräbt, und weise allen religions— 
geistige und refigivse Leben. Es ist dies ja cuch wohl kaum feindlichen Schriften die Tür“ Und enrdeckst du irgendwoe 
anders möslich: Auf sauerem Grunde wütdhit kein süßes“ etwas Gedrucktes, was die Heiligkeit deines Hanuses be⸗ 
Gras, und auf, sonnigem, Boden geht der Pilz zugrunde drohen könnte, dann zeige daß du Nring vait. und befoige 
Aber nicht allein von Zeitungen und Zeitschrifjten anr meine Mahnuno 
bei einer Plauderei über das Lesen die Rede sein, sonderrn 
auch von Büchern und Broschüren. Da wendest du siche. 
ein: „Vom Bücherlesen kann bei mir wenig die Rede sein 
und Hefte und Broschüren, die mir zuweilen ins HSaus ge 
tragen werden, beachte ich nicht.“ 
Viebe Knappenfrau! Es mas bei dir àautreifen, be 
deiner Rachbarin oder deren Freundin trifit es aber schon 
nicht mehr zu, und bei einer anderen, die gewiß mehr Zeit 
hat als du, steht das Lesen von gewiß nicht ganz einwand 
jfreien Romanen schon aui der Tagesordnung. 
Alles, was wir als praktische Menschen unternehmen, 
muß für uns einen praktischen Zweck haben. Wie steht es 
in dieser Beziehung mit den Romanen, denen man ge— 
wöhnlich das Wörtchen „Schund“ vorzusetzen gezwungen 
ist? Gewiß, sie vertreiben im aünstigsten Falle die Beit, 
in bezugs auf Schädlichkeit sind sie aber den berauschenden 
Giften aleichzustellen. Wer weiß, wie manche Familien 
tragödie ihr Entstehen dem Lesen eines schlüpferigen Ro 
nans verdankt! Aber du lefest ja keine Bücher, und vor 
ichlechten Romanen kann eee bei dir keine Rede 
sein. Liebe Knappenfrau, hast du auch nicht irgendwo eir 
olches Buch aufbewahrt? Vielleicht kennst du seinen In 
halt nicht einmal, aber deine erwachsene Tochter oder so 
gar dein Wochhntdinchhinee Sohnlein beiaßt sich mit ihm 
O, bei der Liebe, die mich für dein Hausmesen bewegt 
bitte v dich, sei vorsichtis, sei auimertzsam! Dein soga 
vorbildsiches Leben hilft dir nichts, und alle, alle Mah 
nungen find vergebens, wo der bdöse unlautere Geist eine; 
chlechten, Buches sein Wesen treibt! Auch Abenteuerge 
chichten sind für heranwachjende Kinder keine Lektüre. Si 
ee, krankhaft die Phantasie, nehmen den Sin 
für das wirkliche Leben, machen ungebärdig und reize 
zu Gewalttätigkeiten. Darum nochmals, liebe Knappen 
rau sei wachslam! DTulde in deinem Haule kein RNuch. da 
Traue nicht dem äußern Scheine, 
Alles ist nicht Gold. was glänzt! 
Tag und Narht steh'n im Vereine 
Und Nulfane Uud unkrßnz
	        
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