Full text: Der Saarbergknappe (7 [1926])

„Der Saar-Beratnavume“ 
AduubetαιιιY ———— —— — — — — — — — — AÆXÆWSSSZZWMZ—2222,——— — 
Rale mit aller Klarheit, daß christiiche Arbeiter in schen vom Familienleben? Ist es in der Hinsich! 
Gewerlschaften organisiert sein minssen, die die chrife nicht anders geworden? Jeder Arbeiter muß da⸗ 
lichen Grundsätze als Richtschnur und Leitftern zu doch bestätigen, weil er die Segnungen der ver 
illrein Handeln haben. Aus dieser Erkenntnis er lürzten Arbeitszeit selbst genieftt. Die verkürzte Ar 
wächst unsern Mitgliedern die besondere Pflicht, ge beitszeit wäre schon längfit wieder beseitigt, wenr 
rade um die innere Stärkung und Ausbreitung ihrer die Gewerlschaftsbewegung nicht wäre. Ihr ist et 
9 rist lichen Organisation allezeit besorgt zu sein ju danken, daßz die Arbeitszeit verkürzt wurde und 
Darum auch unser Ruf an alle, sich an der dis heute so erhalten blieb. 
Werbearbeit eifrig zu beteiligen. Kannte man fenher im Bergbau 
bezahlten Erholungsurlaub? 
Die Bergleute wären vom Unternehmer ausgelach 
worden, wenn sie eine solche Forderung an ihn ge 
ellt hätten. Wenn der Erholungsurlaub auch noch 
nicht ausreichend bemessen ist, so ist doch ein schönet 
Anfang gerucht, den es in besserer Zeit weiter aus 
zubauen gilt. Viele Millivnen siud au Urlaubsver 
zMütung bisher, schon gezahlt morden. Daßz der 
Unternehmer diese Vergütung nur ungern zahit, be 
veist sein seinerzeitiges Beftreben, den begahlten 
Erholungsurlaub zu beseitigen. Wer diese Errungen 
chaft dem Bergmannsstande auch weiterhin sichern 
will, muß Sorge tragen, daß der Gewerkverein eine 
starke Organisation bleibt. 
Die Liste der Forischritte kaun noch verlänger 
wverden. Es muß aber, weil der Raum knappäst, mit 
Vorstehendem genügen und den Hinweis auf die 
verdyppelte Menge Deputatkohlen gegen 
über früher, auf die Gewährung von solchen an 
Pensionüre und Witwen, au die Vergrößerung des 
Einflusses der Bergleute im Knappschaftsverein. Es 
ist gewißz nichts Netes, was wir heute hier heraus 
gestellt haben. Weil es aber viele Arbeiter gibt, die 
»ehaupten, es sei durch die gewerkschaftliche Tätigkeit 
noch nichts erreicht“ worden, ist es notwendig, von 
Zeit zu Zeit Vergleiche zu ziehen. Sie zeigen ims 
am besten, daß die gewerkschaftliche Tätigkeit für die 
Arbeiter von großem Vorteil war und liefern un⸗ 
das Material für eine erfolgreiche Werbetätigkeit. 
Zum Schlusse wollen wir noch ein Gebiet er 
wähnen und zwar den Rechtsschutz. Wer standt 
früher dem Bergmann oder seiner Familie zur Seite 
wenn ihnen Unrecht geschah? Kein Mensch. Tau. 
sende bekamen die zustehende Rente vorenthalter 
oder getürzt, ohne sich dagegen wehren zu können 
GBram und Bitternis brachten manchen Arbeitsinva 
liden vorzeitig ins Grab. Erst als die Gewerkschafts 
bewegung geschaffen war, wurde den Arbeitern auch 
hier die notwendige Hilfe. Nach Tausenden zähler 
die Fälle, wo vorenthaltene Rente doch erfiritten 
oder die begbsichtigte Rentenkürzung verhinder! 
wurde. Und nach Millieren Goldmark zählen die 
Beträge, die durch die Arbeit der Rechtsschutzbeam 
ten des Gewerkvereins erstritten wurden. Glaub 
seinand, die Arbeiterschaft käme zukünftig ohn 
Rechtsschutz aus? Daran glaubt kein Arbeiter, der 
gegen sich selbst ehrlich ist. Uso must dafür geforg 
werden, daßz der Rechtsschuß erhalten bleibt. De 
bleibt erhalten, wenn wir dafür sorgen, daß unse 
Wewerkperein stark bleiht und in die Breite wächt 
Seite 2 
Sind durch die Gewerkschaftshewegung 
Vorteile erzielt? 
Der Arbeiter macht sich lächerlich, der diese Fragt 
verneint. Schon allein das Verhalten des Unter 
nehmertums gegenüber den Gewerkschaften müfite 
jedem denkenden Arbeiter sagen, daß das nicht von 
ungefähr lomurt. Wenn nämlich durch die Gewerk 
schaftsbewegung nichts für die, Arbeiterschaft erzielt 
worden ware bis heutigen Tags, dann hätten die 
Unternehmer sicherlich nicht das Geringite gegen 
diese Bewegung einzuwenden. Dann behandelien 
sle diese Bewegung genau so wie jeden übrigen be— 
langlosen Verein, der ihnen nicht wehe tut Da« 
VBerhalten der Unternehmer gegen 
Aüberden Gewertschaften wirdhalt dit 
tthertdurch die Erfahrung, daß diese der 
Arbeiterschaft große Boörteile erziel. 
den. Sie propagierten und untersftützten niemals 
gelbe Verbände, wenn sie die Gewerlschaften nicht 
fürchteten. Die Abneigung gegen die Gewerkschaften 
ergibt sich eben aus der Tatsache, daß durch sie der 
Arbeiterschaft eine bessere Position gegenüber dem 
Unternehmertum erkämpft wurde. 
Jeder objektiv urteilende Arbeiter wird auch ohne 
weiteres zugeben, daßz durch die Gewerkschaftsbewe 
gung Vorteile mannigfacher Art erzielt wurden. Die— 
senigen, die das aus Opferschen verneinen, machten 
sicherlich sehr erstaunte Gesichter, wenn plötzlich die 
Entwicklung un 30 oder 20 Jahre zurüdgedreht 
werden künnte. Sie könnten dann „am eigenen Leibe“ 
verspüren, daß früher das Los des Arbeiters doch 
tin viel schlechteres war als zur Zeit. Dann würder 
le erkennen, welch' gewaltigen Fortischritte die Ge 
werlschaftsbewegung erreicht hat und was es zu ver 
lieren gilt, wenn diese Bewegung plötzlich ver 
schwände. 
Wir brauchen ja auch nur wenige Beispiele anzu 
—2 um die erzielten Fortschritte klar herauszu 
ellen. Zunächst greifen wir 
die Lohnfrage 
heraus. Wie wurde sie früͤher geregelt? Ging es 
da nicht nach Willkür des Unterrehmers? Es galt 
der Einzelarbeitsvertrag und konnte der Unter 
nehmer geben was er wollte. Waren da nicht unge 
eere Lohnspannungen zu verzeichnen? 
ab es nicht Hauer, die mit kamnn 3 Mark nad 
Hause mußten und andere, die „nach der PVfeife 
tanzten“ und politisch so wählten, wie der „Brot 
herr“ es wollte, die das Doppelte und mehr er 
hielten? Konnte man in der Zeit einen Durch 
lchnittslohn, der laut Vereinbarung heute er 
zielt werden muß? Gab es damals eine untert 
Lohngrenze, die heute den Gedingehauer vor 
der Wilitür schützt? Waren damals für die Schicht 
lohngruppen gleicher Art gleichhohze Lohne garan 
ktiert? Wenn wir heute andere Verhältnisse auf vem 
Lohngebiete haben, dann mur dauk der Gewert 
schafisbewegung, die mit dem Unternehmertun— 
Tarifverträge abschließt, die Gesetzestraft haben 
Ein weiteres: kannte man früher einen Sozial, 
lohsen? O wie dankbar wäre jede Bergmannsfranu 
in früherer Zeit gewesen, wenn sie für sich und 
jedes der Schule enrwachsenes Kind auch nur 0,05 
Mark erhalten hätie. Wer hat den Soziallohn herbei— 
geführt? Das Wohlwollen des Unternehmertums? 
Wenn es so wäre, brauchte es nicht bis in die 
Kriegszeit hinein zu warten. Der Soziallohn ist 
hauptjächlich ein Ergebnis des Wirklens des Gewert 
vereins christlicher Bergarbeiter. Und sodann: wer 
hatte den Mut, sich sein Recht zu suchen, wenn ihm 
früher der zustehende Lohn vorenthalten wurde? 
Und heute? Stehen da nicht die Gewerkschaften 
helfend zur Seite? Geht nicht jeder aufrechte Kame 
tad an den Tarifausschuß und letzten Endes an daf 
Berggewerbegericht? Wer hat dafür gesorgt, daf 
Tarifausschüsse vorhauden sfind? Sind sie nich 
ein Ergebnis des gewerlschaftlichen Wirkens? Be 
denle man doch, daß vor nicht viel mehr als zwe 
Jahrzehnten Dr. Alexander Tille noch ungefähr 
schreihen konnte, daß der Arbeitgeber ein rückgrat 
loser Geselle sei, der sich herbeiliesze, mit Arbeiterr 
zur Regelung des Arbeitsverhälinisses und der 
Lohnfrage an einen Tisch zu setzen. Das noch vor 
kaum zwei Jahrzehnten! Und heute? Woher der 
Umschwung? Er kam nur durch das Wirken der 
öA0 
Gewerlschaften. 
Wie stand es früher mit der Arbeitszeit? Ein 
sge Mensch von 14 Jahren mußte 12 Stunden 
im Betriebe ausharren. Ist das heute noch zu ver 
zeichnen? War es nicht so, daß die Arbeiter, die 12 
Stunden arbeiten musiten, oft wochenlang ihre 
Pinder nicht sahen? Was hatten diese armen Men 
Kameraden! Nun liegt es am cuch, eine not 
wendige Pflicht zu erfüllen. Bei euch liegt es, ob es 
mit unserm Gewerkverein aufmärts oder abwäcrts 
geht. Die vorftehenden Ausführungen müfsen euch 
zur Genüge gezeigt haben, daß der Gewerknerein 
aufsuärts gesührt wernen muß. Und es geht auf 
wärits mit ihm, wenn ihr allefamt in der kommen 
den Zeit recht eisrig an der Werbearbeit euch be 
teiligt. Keiner darf fich da ausschlietzen, weil es un 
die Sache eines jeden Einzelnen geht. Die Werbe 
arbeit ersolgt nicht im Interesse der Augesteluten des 
Gewerlkvereins, sondern im Interesse jedes einzelner 
Bergmannes und seiner FZawisie Tarum darf sich 
einer ausschließen. VReigtgt ober die Rarole: 
saleMannuan Bord* 
—M— 
Zur Lotzhewegnng der Saarbergleute 
Die Bergarbeiterorganisationen haben zwecks Er— 
zöhung der Löhne Verhandlungen bei der Verg— 
werksdirektion nachgesucht. Bei den Verhandlungen 
erklärtve die Direktion, nicht in der Lage zu sein, die 
Löhne zu erhöhen. Danach haben sich die Organisa— 
tjonen mit einer Eingabe an den Verwaltungsrat der 
Saargruben gewand, wovon eine Abschrift dem 
Minister N öffentliche Arbeiten gesandt wurde. Di⸗ 
Finaabe hat folgenden Inhalt: 
Saarhrücken, den 30. September 1926. 
An den 
Verwaltungsrat der Saargruben, 
3. Hd. des Herrn Vorsizenden Fontaine 
in Paris EFrankreich) 
16 Boulevard-Raspail. 
Die unterseichneten Organisationen gestatten sich den 
Verwaltungsrat der Saargruben folgendes mitzuteilen: 
Am 24. September richteten wir an die hießge General 
direktion der Sgaargruben eine Eingabe, mit uns zwechk 
Erhöhung der Löhne in Verhandlklungen zu treten. Die 
Verhandlungen fanden gestetn am 29. September mit der 
Vertretern det Generaldirektion statt. Letztere erklärten 
dabß sie keine Vollmacht hätten, irgend eine Lohnerhöhnn⸗ 
lütr Ofkfober zu bewissigen. Die Verhältnisse der Saar 
Nummer 4 
d àαôäÛααααιιαααÄαOαιιααισσααIαX. ü αιααιιααO — M— — — 
bergleute verschlechtern sich aber von Tag zu Tag, wi 
aus den Teuerungsziffern der Stadt Saarbrücken hervor. 
sebt. Diese Zahlen sind, wie dem Verwaltungsrat be. 
kanat sein dürfte, von Herrn Minister de Monsie, mit 
dem wir Ende 1821 und anfiangs 1825 verhandelten, al 
Grundlase zur Beurteilung der hiesigen Verhältnisse an— 
erlannt worden. Die Lebenshaltungskosten zeigen sei 
Einführung des Franken eine rapide Aufwärtsbewegm, 
Die Löhne sind in keiner Weise der sich immer mehr 
merkbar machenden Teuerung gefolgt. So betrugen « 
die Lebenshaltungskosten 
im Dezember 1925 477,5 
im Jannar 1926 491,4 
im Februar 1826 495,8 
im März 1926 504,3 
im April 1926 318,5 
im Mai 1926 541,4 
im Juni 1926 373,7 
im Juli 1926 616,2 
im August 1826 647,1 
im September 1926 659,5 
Dieses ergibt eine Steigerung der Teuerung um 1 
Punkte, indessen die Löhne in dieser Zeit nur um 7,83 Fr— 
gestiegen sind. Mithin stieg die Teuerung um 38 Prozem 
in einer Zeit, in welcher die Löhne nur eine Erhöhung 
von 27,1 Prozent erfuhren, sodaß wir mit dem Lohr 
gegenüber der Teuerung noch um annähernd 11 Prozen 
zu rück sind. Dieses Zurückbleiben der Löhne gegenüber de 
Teuerung macht sich bereits in der Leistung der Saan— 
bergleute bemerkbar. Es dari nicht vergessen werden, de' 
die heutigen Löhne gemessen an dem Goldwert noch hint 
den Friedenslöhnen zurück sind, indessen die heutiger 
Kohlenpreise die Preise von 1913 für das hiesige Gebie 
schon überholt haben. Unter diesen Umtänden ist ei 
Zurückgehen der Leistungen verständlich, denn diese kan 
nur hochgehalten werden, wenn die Bergarbeiter imstande 
sind, die notwendigsteu Lebensbedürfnisse zur Erhalfun 
hrer Arbeitskraft zu kaufen. 
Wir ersuchen deshalb den Voerwaltungsrat der Saar 
gruben, auf die hiesige Generaldirektion einzuwirken, de 
mit die Löhne entsprechend der Teuerung erhöht werde 
Einer dementsprechenden Antwort entgegensehen 
eichnet mit vorzüglicher Hochachtung! 
Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands 
Verband der Bergarbeiter Deutschlands. 
Christlicher Metallarbeiterverband. 
Deuticher Metallarbeiterverband 
2 * 
Untersuchungsergebnis der Explosion 
unf Mathildeschacht und Maßnahmen zur 
Verhütung von Erploftonen 
Unsern Mitgliedern ist bekannt, daß wir in ziem 
lich eingehender Weise zu dem Erplosionsunglück au 
dem Plathildenschacht Stellung nahmen und dabe— 
wichtige Fragen zwecks Beantwortung an das Saar 
Oberbergamt richteten. Gleichzeitig richteten wir an 
das Saar-Oberbergamt auch die dringende Aufior 
derung, das Untersuchungsergebnis bald den Organ 
sationen zur Verfügung zu stellen, damit auch vo 
Arbeiterseite dazu Stellung genommen werde 
—DDD— 
weil der zuständige Sicherheitsnann den Unte 
suchungsbefund nicht unterzeichnet hatte, worin do— 
nur eine Protestmaßnahme gegen die Art und Wer 
der Untersuchungsführung erblickt werden kann. D 
von uns gestellten Fragen wurden bis heute unbe 
antwortet gelassen. Auch wurde uns das Unter 
sumhungsergebnis nicht bekannt gegeben. Nun er 
schien in den letzten Tagen in der Tagespresse da— 
Untersuchungsergebnis nebst angeoörbdneten Maß 
nahmen. Aus der Verösfentlichung war nicht zu er 
sehen, von wem die Sache ausging. Um uns Klarhei— 
zu verschaffen, gingen wir der Sache etwas nähe 
nach. Und da kamen wir in den Besitz einer Dienst 
anweisung, die schon am 7. Juli ds. Is. von de— 
Vergwerksdirekrion in der Sache erlassen wurde un« 
sich im Wortlaute genau mit der Veröffentlichung ir 
der Tagespresse deckt. Es wirft sich erneut die Frag— 
auf, warum diese Dienstanweisung den beteiligter 
Organisationen nicht zugeleitet wurde? An der zu 
Behandlung stehenden Frage sind doch die Bergleut 
und ihre Organisationen sehr stark interessiert. We 
es so ist, müssen wir die Fordernung nochmals erheben 
daß zukünftig auch Vertreter der bergmänn'sche« 
Organisationen zu solchen Untersuchungen sofort bi 
ougezogen werden. 
Das Untersuchungsergebnis ließen wir zunäch 
von einem Fachmanne prüfen. Seine Aeußerunge 
bringen wir im Anschlusse an die Dienstanweisun 
Wir selbst behalten uns vor, notwendigenfalls non 
mals auf die Sache zurückzukommen 
m 
Aministration des Mines Domaniales 
Francaises du balssin de la Saare 
Direktion Technique Saarbrücken, den 7. Juli 1926 
Dienstanweisung. 
Sicherheit. 
Die am 19. Juni um 11 Uhr 49 in einer Abteilung du 
Flözes Heinrxich (Grube Viktoria-West) eingetreten 
Schlagowetter Entzündung fand unter iolgenden Umstär 
den statt.
	        
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