Samstag, den 17. Juni 1923. „Der Saar⸗Bergknappe“
aungsforumlare und sonstige Drucksachen. Trotz größ- Alles in allem sind wir im Berichtsjahre leidlich
er Sparsamkeit ließ sich eine bedeutende Steigerung veggekommen. Da größere Streiks vermieden werden
»er Ausgaben für die Sauptverwaltung nicht vermei- onnten, war es uns möglich trotz der ungenügenden
den. döhe der Beiträge noch etwas zurückzulegen. Das
Lermögen des Gewerkvereins stieg um 12810 637 10
VNark.
Das Vermögen des Gewerkvbereins
ietzt sich wie folgt zusammen:
1. Barbestand der Hauptkasse am
Jahresschluß... . .
2. Darlehen an Bruderverbände.
3 An Grundstücken und Häusern
in Essen Schützenbahn 64 und
36, Heerlen, Herzogenrath,
Zaarbrücken, Altenkirchen
Bottrop, Oboerhaufen Reckling-
nusen, Gelsenkirchen, Mün—
bon, Mörs, Bochum, Hamm.
dortmund, Liblar, Neurode
nach Abzug der auf einigen
ioch ruhenden, im Angenblick
ruicht kündbaren Hypotheken
ind einer Abschreibung von
O Proz. des Wortes für Ab—
aut tzung “.*
finrichtungen und Vüchereien
»er Hauptgeschäftsstelle, der
Zezirksgeschäfisstellen und der
Rechtsschutzbiires ...
Finrichtungen und GSüchereien
er Zahlstellen ...
Zarbestand in den Zahlstellen—
tassen (ein kleiner Betrag in
Frank wurde nach dem amt—
ichen Kurse in Wark umge—
echnet) .. ..
Barbestand in den Bazirks—
assen (auch hier wurde der im
Zaarrevier vorhandene Frank—
etrag umderechnef) .. . 457 8314,630,
Insgesamt W348 191,71 Mtk
Der Hauptvorjftand.
Imbusch.
Für Büchereien und sonstige Bildungszwecke wur«
den 339 976,96 Mk. ausgegeben. Wir werden im u
enden Jahre für Bildungszwecke noch erheblich grö—
zere Ausgaben haben, wenn wir den Anforderungen,
zie gerade auf diesem Gebiete an uns gestellt werden,
entsprechen wollen. Luf allen möglichen Gebieten müs—
len jetzt unsere Kameraden ihren Mann stellen. Wir
müssen ihnen die Möglichkeit geben, sich die für diese
Arbeiten notwendige Bildung anzueignen.
Während wir im vorigen Jahre für Streik- und
Peaßregelungsunterstützung 113552,86 Mk. ansgege—
en haben, verlangte der gleichz Vosten im Berichts—
ahre ꝰ I96 13631ꝛk. 1
An Arbeitslosenunterstützung mußten 252 90080
VPet. gegenüber nur 3t 995415 Markf im Vorjahre ge—!
vährt werden?
Die Ausgaben an Krankengeld betrugen 2357 302,320 1
Hark gegenüber 1006 350,70 Mark im vergangenen
Jahre. Unsere Ausgaben an Krankengeld haben sich
ilso weit mehr als verdoppelt.
Eine geringe Steigerung haben die Ausgaben an
Sterbegeld zu verzeichnen. An Sterbegeld gewährten
wir 203 447 Mk. gegenüber 186 720 Mik. im Vorijahre.
Ein größerer Betrag wurde wieder für Mobilien
und Immobilien ausgéegeben. Wir kauften für den
Gewerkverein in verschiedenen Städten Häuser, damit
vir in ihnen in Zukunft unsere Büros unterbringen
önnen.
Ebenso wie in früheren Jahren mußten wir auch
nal wieder notleidende Bruderverbände durch Dar—
ehen unterstützen
kin interessanter
Sewerkschaftsstreit
Die Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten
ijacht in der letzten Zeit viel von sich veden. Der
etzte Streik im Eisenbahnbetriebe wurde von ihr ins
VBerk gesetzt. Diese Reichsgewerkschaft ist eine beson—
ere Fachztruppe im „Deutschen Beamten;
und“. Im Doeutschen Beamtenbund sind bisher
ußer den Eisenbahnbeomten die Post-, Justig- und
fommunalbeamten zuiammengefößt worden, Der
zeamtenbund will parteipstitisch und resfi—
fiös neutral sein. In ihm sind noch Mitalieder aller
»arteipolitischen Richtungen, von den Kommunisten
is zu den Deufschnationalen zur Vortretung ibrer
Eine größere Steigerung wiesen auch die Beiträge
in den Gesamtverband auf. Der Gesanpverband
onnte mit den bisherigen Mitteln ebensowenig aus—
'ommen, wie wir mit den früheren Beiträgen. Im
aufenden Jahre wird auch hier eine weitere Steige—-
ung nicht zu vermeiden sein.
æu
Für unsere Frauen
nit einem heftigen Türzuschlagen und Herausstürmen des
zungen und mit heißen Tränen der Putter. Senfzend
agt dann eine solche arme Ftau: „Ich lasse doch den
zungen an allem teilnehmen, alle Lustbarkeiten macht er
nit und doch ist er stets so verdrießlich“ Es kobimt dieses
»er Mutter wie ein Rätsel vor und doch ist es keins. Ihr
Zohn findet bei seinen Vergnügungen wohl die Lust, aber
iiemals die Freude. Und od die Lust befriediat wird
der nicht, in jedem Falle folgt ihr stets die Enttäuschung
ind damit die Unzufriedenheit quf dern Fuße. Seldst die
zrößte Lust ist nur ein kurzes Aufltißen und — um bei
em Vergleich zu bleiben — es groll und donnert nur zu
chneil hinterher. Das geist'ge Leben des Menschen ver—
angt aus narürlichen Motven herans nach einer gehalt—
olleren Nahrnng. Ebensowenig wie der Leib des Men—
chen ein zu vieles Kuchenessen verträgt, kann das geistige
rdeben eines gesundene Menschen in einer iteten Kirmes
uft gedeihen.
Wie schon gesagt, ich weiß nicht, wie es dir mit deinem
zohne geht. Wenn du nicht einen „Windbeutel“, sondern
inen charaktervollen tüchtigen Menschen aus ihm machen
oillst, dann führe ihn in seiner freien Zeit einer ernsten
Seschäftigung zu. Eine ernste, sinnvolle Tätigkeit befrie—
gt den Menschen immer noch am meisten. Das hqt eine
wte Weißheit, deren Wahrheit du sicher oft genug bestä—
igt gefunden hast. Am zufriedensten bist doch doch stets
ann, wenn du des Abends auf eine gut gelungene Tages—
irbeit zurückblichen kannst. Dann erst wirst du in der
eEchten Stimmung andere Freudequellen aufsuchen. Dein
Zobn verrichtet gewiß eine schwere Berufsarbeit. Trotzdem
zerjügt er noch über viel freie Zeit. Diese muß er mög
chst gut und zweckmätzig ausnutzen. Eine außerordentl'ch
xrtvolle und zweckmähige Arbeit für einen jungen Knap—
en ist die Gewerkschaftzarbeit und für diese
Urbeit suche auch du deinen Jungen zu begeistern. Wie
otwendig die Gewerlschaften und vor allem unser Ge—
verkverein ist, wurde dir schon an anderer Stelle gesag!
ind du hast als verständige Frau die Notwendigkeit einer
tarken Organ jation der Bergknappen sicher selbst schon
mpfunden. Gewerlschaftsarbeit ist aber nun nicht nur
Nännerarbeit, wie du vielleicht glauben magst. Auf die
rühaeit'qe Mitwirkung der Jugend kann umer keinen Um
a
1
a
—XB ⏑ 72—
J V.
Mutter! Was macht dein Sohn
in seiner freien Zeit?
Von Wilhelm Wiedfeld
Vutter! Hast du einen Sohn, der auf der Grube
chafft? Ja, nun dann schenke mir und dir ein klein
wenig Zeit zu einem Plauderstündchen. Persönlich kenne
ich dich nicht, aber eine gewisse Achtung habe ich doch schon
vor den Müttern im Saargebiet. Ich will dir auch ver—
raten, weslalb. Brave, tüchtige Söhne habe ich im Saar—⸗
gebiet kennen gelernt, und wo diese sind, da müssaæen
gute Mütter sein. Gute Mütter aber achtet man
nicht nur, man vertvaut auch auf ihre Hilfe. Und sie hel—
en doppelt gern, wenn es zum Besten ihver Kinder ist.
Das weiß ich und deshalb wende ich mich auch heine mit
ziner dringenden Bitte dir au.
Viele Bergacbeter — starke,
Auge und lebenslustige Menschen Auch dein Sohn ge—
dört zu ihnen Sei froh darüber Aper so recht von Her—
zen froh kannst du doch dann erst sein, wenn dein Sohn
eine jungen Kräfte und seine guten Fähigkeiten auch in
der rechten Weise verwertet. Ob dein Sotzn es tut, weiß
ch nicht genau, aber eine grosze Zahl junger Kameraden
ut es leider nicht. Noch kuͤrzlich ist mir getlagt worden,
zaß bei vielen nicht nur ein leicheer Sinn, sondern ein
zroßer Leichtsinn triumphiere. Von einem Vergnügen
ging es zum anderen. Ulle Energie und Kraft zit wirtlich
guten Leistungen geht so verloren. Und doch, wirlliche
Freude findet kaum einer dabei. Das tägliche Leben zeigt
rus immer wieder: Je mehr der Mensch seichten Ver—
znügungen nacheilt, umso unzufriedener wird er. Diefe
nznfriedenheit zeigt sich dann besonders in der Famitie.
hier fommt es gzu unerquidlichen Aus einande rsetzuugen.
Dit einem mürrischen Gelicht fängt es an und es endigt
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virtschaftlichen Interessen vereinigt. Der Beamten
und gehört keinem der drei aewertschaftlichen Spitsen-
erbände an.
Durch den Eisenbahnbeamtenstreik ist nun im
deutschen Beamtenbund ein heftiger Mei—
aungsstreit entbrannt. Die linksradikalen Ver—
reter der Reichsgewerkschaft Menne und Scharf⸗
schwerdt, sind trotz heftigen Widerstandes zur
deitung der Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahn—
eamten berufen worden. Damit ist der Bestand der
Reichsgewerkschaft“ und des „Deutschen Beamten—
zundes“ sehr in Frage gestellt. Es wird gemeldet,
aß einige Fachgruppen bereits ausgeschieden seien.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß der bisherige „Ein—
*verband“ der Beamten in mehrere Teile aufge—
öst wird. Die Beinihungen der Sozialdemokraten,
einen Teil der Beamten in ihr Lager zu ziehen, wer—
nen mit aroßer Kraftanstrenaung fortgesoßt
Dieser Vorgang ist sehr lehrreich Um partei—-
olitischer Machtgelüste willen wird
zine neutrale Berufsorganisation der Beamten zer
schlagen. Nach Aenßerungen von Menne und
Scharfschwerdt und sozialistischen Zeitungen soll der
zoutrale Beamtenbund zu einer linksradikalen
Zlassenkampforganisation gestempelt
verden. Es ed sich also hier der—
selbe Vorgang wie in der deutschen
Arbeiterbewegung vor 30 bis 40 Jah—
ein. Wer also auch heuse noch an der Existenzberech-
tigung unseres Gewerkvereins und der christlichen
Bewerkschaften zweifeln sollte, wird durch diese Vor⸗
Jjänge eines besseren belehrt. Das Gerede der Kom—
nunisten und Unionisten von der möglichen Einheits—
ront der Arbeiter wird durch die beabsichtigte Zer—
rümmerung des Beamtenbundes treffend als unehr·
ich umnd demadgogisch widerledt
Gesetz und Recht
Wegen fahrläfsiger Körperverletzung
and am t19. Mai 1828 ein Schießmeister unter An—⸗
laße. Er wurde beschuldigt, durch Unachtfamkeit die schwere
derletzung eines Arbeiters verschuldet zu haben. Die Be—
eissnufnabme eraab folgenden Tatbeitand
DTer Schießmeister sollte einen Schuß absetzen. Vor Zün⸗
ung desselben sandte er einen Schlepper der Kameradschaft
n den Querschlag und den andeven in den „Sumpfen“.
Der letztere ging aber nicht in den „Sumpfen“, sondern
zing dem anderen Schlepper in den Querschlag nach. Der
Zchießzmeister übersah das aber, glaubte also den Zugang
zum „Sumpfen“ gesichert und gab den Schußß ab. Wäh—
end der Explosion kam ein Arbeiter aus einer Seibenstrecke,
e zum „Sumpfen“ in gerader Linie von der Schußstelle
führte und wurde an einem Fuße iechr erbeblich verletzt.
Der Bergrevierbeamte Groß (früher Cbersteiger), der
en Hergang des Unfalles unterfuchte, erstattete bei der
taatsanwaltschaft Anzeige wegen fahrlässiger Körperver—
etzung und trat in der Hauptverhandlung vor dem Schöf—
tänden verzichtet werden. UAus diesem Grunde sind in
zast allen Zahlstellen besondere Abteilungen für die jungen
dnapren gebildet worden. In diesen Jugendabteilungen
nuß sich dein Sohn betätigen. Dann wirst du deine
zreude an ihm haben
Die Jugendabteilungen des Gewerkvereins sind gute
Lewertschafls- und Charakterschulen. In unseren
jungen Knappfen steckt ein starkes Selbständigkeits—
zefühl, ein heftiges Verlangen nach Freiheit und ein
ungestümer Tatendrang. Das sind erfreuliche Zeichen.
ünechtsseelen und unsolbständige träge Menschen können
veder unseren Stand, noch unser Volk emporführen. Um
diese Energie und Kraft unserer Knappenjugend in die
ichstigen Bahnen zu lenken, haben wir unsere Jugend-
bteilungen entsprechend eingerichtet. Die jungen Knappen
haben in der Ingendabteilung das Recht der Selbst⸗
»erwaltung. Sie müssen sich allerdings, da die Ab⸗
teilung nur ein Glied der Zahlstelle ist, dem Zahlitellens
vorstand unterordnen. Sie wählen sich aber selost ihre Vor—
tands- und Vertrauensmänner. Diese sorgen dafür, daß
den übrigen Witgliedern die „Knappenjugend“ zugestellt
vird, daß die Beiträge monatlich einkassiert werden. Die
Jassenvecwalung liegt ebenfalls in den Händen des jungen
Vorstandes. Er muß Buch führen über Einnahmen und
Ausgaben. Versammlungen werden von der Jugend ab-
zehalten und wird über diese Verünnginsuncçen ein Vroto—
oll geführt.
Das alles scheint auf den ersten Blick garnichts besondeves
zu sein und doch ist es sehr bedeutungsoll. So ist die Lei⸗
rung der Abteilung durch Jugendliche recht wertoll. Tüch—
iae junge Menschen bekommen Gelegenheit, ihre guten
Anlagen aurzuwerten und ihre Fähigleiten zu erproben.
Mit ihren Ausgaben wächst ihr Mut und ihr Vertrauen in
die egene Kraft. Sie werden zu größeren Leistungen an—
zjespornt. Sie müssen, für ihre Verhältuisse, viel über—
ehen, Pr Blick weitet sich so. Mit dem Vertrauensamt
ibernehmen sie auch Pflichen Der Sinn für Verante
vortung wird in ihnen geweckt. Bei der Ueberwindung
von Schirterigkeiten, mit denen jede Jugendabteilung zu
echnen hat, wird ihre Energie und Rusdaue ge⸗
tärkt. Dur« das regelmäßige Austragen der „Knabppen