Eamstag, den 10. Juni 1922.
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Ohne Familien-Mit Familien⸗
zulage zulage
1)Volshauer im Gedinge
. Quartal 1921 17,89 Fr. 20,64 Ir.
. Quartal 1922 16,02 Fr. 18,81 Fr.
Gesumfken um: 1Sä gr. 1282 Ir.
) Durchschnitt aller Arbeiter
unter Tage
4. Quartal 19283 15,89 Fr. 17,82 Fr.
1. Quartai i022 1425 Fr. 16,2 Ir.
Gesunten um. 1,64 Ir. 1,83 FIr.
) Durchschnitt aller Arbeiter
üsber Tage
4. Quartal 1921 15,19 Fr. 17,00 Fr.
1. Quartal 1922 13,57 Fr. 15,49 Ir.
e su nken ume T6sß . 1817
Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß der Lohn
un ersten Vierteljuhr 1822 e1 heblisch zurückgegan—
ge n ist. Zu beachten ist, daß vorstehende Loͤhne
ruttolhne darstellen, von denen zur Bestrei—
fung der Beiträge zu den Sozialversicherungen durch⸗
hnittlich 1330 Ir. in Abzu ggebracht werden.
Trotz solcher Loͤhne und troß des erheblichen Lohnrück
ganges gibt es Leute, die die Oeffentlichkeit anlügen,
in Saarbergarbeiter verdiene dis 40 Fr. pro Tag. —
Die Bergleute haben glie ürsache ireu“in res Orga⸗
tisation zusaminenzuftehen, diese finanziell zu ftar—
en, damit ihnen nicht noch mehr die Haut überm
sopfe zusammengeßzogen p
Uebersicht über die Unfälle.
. Tödliche Unfälle: a) unter Tage 18 67)*)
bj ůber Tage 2
d. Unfälle, die mehr als 4 Wochen Ar⸗
beitsunfähigkeit zur Folge hatten:
e) unser Tage 4688 3
d)d über Tage 181 62
GBegenüber dem Vorquartal ging die Zahl der töd—
ichen Unfälle um 4 zuͤrück, während sich die mit über
ierwöchiger Arbeitsunfabigkeit stark vernrehrt haben.
Die Sicherheitsmänner müssen besirebt sein
zier eine Besserung wieder mit zu erreichen.
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kine neue „Aktion‘ der Links—
radikalen im Ruhrbergbau
Im Ruhrbergbau machten die Linksradikalen, Kommn—
isten und Syndikalisten mal wieder in „Aktivität“. Ein
Seneralstreik sollte dem armen, ausgehungerten Deuitsch—
and mal wieder zeigen, daß die inneren Zerfiörer der deut⸗
schen Nation noch am Leben sind. Geglückt ist den Ver—⸗
brechern am deutschen Volkswohl ihr Vorhaben natürlicher⸗
wveise nicht, weil der gesunde Sinn der Arbeiterschaft kein
berständnis aufbringt für die sweifelhaften Erperimente
der kommunistischen Phrasendrescher.
Wir hätten von den neuesten Helbentaten der Links—
adikalen nicht besonders Notig genommen, wenn sich bei
dieser Aktion von Seiten der Kommunisten nicht pfsh⸗
hische und physische Rohheiten gegen un—
serechristlich organisterten HKameraüdenge—
*2) Eingeklammert sind die Zahlen vom 4. Quartal 1921.
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Der Sgaar-Bergknappe“
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zreigthätten, wie man sie schlimmer sichkaum
enkenkann.
Am 1. Mai, dem sozialistischen Festtage zur Verherr⸗
ichung von Freiheit, Gleichheit und Brüder—
ichteit, zeigten die Ultraroten mit aller zu Gebote
tehenden Deutlichkeit, wie man sich die praktische Anwen⸗
ung obiger Worte denkt. „Willst Du nicht mein Bruder
ein, so schlag' ich Dir den Schädel ein!“ — Schon einige
Tage vor dem 1. Mai tuteten die Sozialisten aller Schat⸗
ierungen den vorstehenden Satz durch ihre Hörner. Frei—
eit und Gleichheit sollten allen Nichtsozialisten zur Er⸗
wingung der Anerkennung des 1. Main, handgreifliche auf
fktroiert werden.
Das Hornsignal wurde verstanden und befolgt. Am1
Nai kam es auf verschiedenen Zechen zu bluligen Zwischen-
illen grausamster Art.
In Kamen zog der rote Demonstrationszug nach Be
ndigung der Festrede vor die verschiedensten Betriebe, um
ie nichtsogialistischen Arbeiter gewaltsam zum Feiern und
amit zur Anerkennung des 1. Mai zu zwingen. Auf der
zeche „Grillo“ griffen die Demonstranten die arbeitenden
dameraden an und mißhandelten sie fteilweise
»erart schwer mit Spaten und Stöcken, daß
deberführungen ins Krankenbaus notwen
igwurden.
Unerhört toll ging es auf Zeche „Hermann“ zu. Die
Arbeitenden wurden angehalten und gezwungen, die roten
Fahnen zu küssen und einen Eid auf sie zu schwören, daß
ie nie wieder am 1. Mai arbeiten wollten. Trotz dieser
Schikanen fuhren noch 400 Mann auf Mittagschicht an
lus diesem Grunde belagerten einige tausend „waschechte“
Freiheitshelden“ bei Schichwechsel die Schachtanlage, bil⸗
deten Spalier und ließen die von der Ar—
beit Zurückkehrenden Spießruten laufen,
spieen sie an, schlugen mit Stöcken auf sie
»in, bewarfen sie mit Kot, Dreck und Stei—
ren, schlugen die Fahrräder entzwei sodern
hnitten die Bereifungen durch
Infolge dieses verbrecherischen Treibens wurden die er
annten Rädelsführer im Bezirk Kamen und Lünen ent
assen. Dieserhalb kam es nun⸗zu wilden Streiks. Die
ẽntlassung der kommunistischen „Helden“ sollte herhalten,
im einen Generalputsch fürs gesamte Rurhrevier in
kzene zu setzen. In den oben genannten Begirken und
Teilen des Begirks Dortmund leistete man dem Putschauf—
ruf Folge. Die übergroße Mehrheit der Belegschaften des
stuhrgebietes jedoch zeigte erfreulicherweise kein Verständ—
nis für die kammunuistische, sundikalistische Putschtaktik
Sofort nach Einsetzung des wilden Streiks nahmen Ver—
reter der Hauptleitungen der 4 Bergarbeiterverbände hier—
u Stellung. Sämtliche Verbandsleitungen vertraten die
Insicht, daß eine baldige Beilegung des Streiks im Inter—
sse der Bergleute und der Volksgesamtheit notwendig sei
vemeinsam wurde ein Aufruf verfaßt und der Oeffent
ichkeit übergeben, in welchem der Velegschaft mitgteilt
vird, daß Schritte zur Beilegung des Konsiktes eingeleite
ind erwartet wurde, daß keine eigen mächtigen Schritte vor
Seiten einzelner VBelegschafsten unternommen wurden.
Entgegen diesen Abmachungen in der Arbeitsgemein—
haft hat der alte Verband seine Stellunguahme kurz
arauf geändert. Die linksradikalen Elemente des Ver—
vandes diktierten und die Führung gehoörchte.
Eeite 8. Nr. 28.
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Unser Gewerkverein nahm entgegen der Haltung des
erbandes eine klare Stellung ein. In einem besonderen
lufruf zeichnete er Ursachen, Iweck und diele diefes Kom—
iunistenputsches und ersuchte alle Bergarbeiter, Ruhe zu
ewahren und nur der Weisung der Oraunifation au q«
orchen.
Durch amtliche Vermittlung wurde der Streik beige⸗
egt und da ist die Frage berechtigt: Was hat der Putsch
yen streiklenden Bergarbeitern und dem Volke gebracht? Die
Antwort hierauf wird nicht befriedigen. Den streikenden
bergleuten entstand ein Lohnausfall von 88 Millionen
Mark, der Volkswirtschaft ein Verlust von 7500 Waggon
dohlen. Wird man hieraus die richtige Lehre ziehen?
Vir zweifeln. Die liuksstehenden Elemente waren noch
tie allzu stark mit Verantwortungsgefühl velastet. Volks-
virtschaftliche Kenntnisse sind für weite linksstehende Kreise
wͤhmische Dörfer. Den echten Gewerkschaftler müssen da—⸗
rum die Vorgänge mit größter Sorge erfüllen. Durch
Lorgänge, wie oben geschildert, schädigt sich der Arbeiter⸗
tand allmählich derari, daß er alles Ansehen und allen
xinfluß verliert. Solche Vorgänge sind Wasser auf die
eühlen der Gelben. — Eins muß noch gesagt werden, der
Uewerkverein hat auch in dieser Situation vollständig rich⸗
tig gehandelt. Es wäre Selbstentmannung gewesen, hãtte
der Gewerkberein diesen Streik, der sich in seiner Ursache
fast ausschließlich gegen die Mitalieder des Gewerkvereins
chtete, auerkannt.
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Gesetz und Recht
Eingabe zwecks Erhöhung der Unfall⸗
rente
Bei der Einführung der Frankenlöhnung im Saarberg⸗
au ab 1. Juli 1920 wurde seitens der Saar-Knappschafts⸗
zerufsgenossenschaft auch die Festsetzung der Unfallrenten
ür Unfälle, die sich n ach dem 1. Juli 1920 ereigneten, in
zranken vorgenommen. Zur Ermittelung des Lohnes, der
der eeerrn zugrunde zu legen ist, wurde der
dohn, soweit er 1 Franken jährlich überstieg, nur zu
einem Drittel angerechnet. Mit diesem Satz paßte sich
der Arbeitgeber dem 8 508 der RWO. sinngemäß an, der
den gleichen Bekrag in Mark vorsah. Da dieser Satz von
1800 Mark aber vor Kriegsausbruch festgesetzt wurde, galt
er als Goldmark. Bei einer Umwandlung nach der Pa—
eität, also auf der sogenannten Goldbasis, mußte die Drit⸗
elungsgrenze auf 28500 Franes festgesetzt werden. Da
wer s. Zt. bei der Einführung der Berechnung der Un—
allrenten in Franken der französische Frankeñ etwa 60
Puntte unter Pari stand, hätte dem Rechnung getragen
werden müssen, indem die Drittelungsgrenzge auf 58625 Fr.
heraufgesetzt werden mußte. Während im übrigen
deutschland nach Unterschreilung des Paristandes der Mark
Teuerungszulagen zu den Unfallrenten gegeben wurden,
ind inzwischen auch die Drittelungsgrenze sehr exheblich
zinaufgesetzt wurde, hat die Saar-Knappschafts-⸗Berufs-
genossenschaft die Grenge von 1800 Fr. beibehalten. In
naßz Angringen, wo die deutsche Reichsversicher ungsord⸗
iung uoch gilt, setzte man die Drittelungsgreuge
iach Einführung der Frankenwährung auf 2250 Fr. fes
ind hat sie inzwischen auf 4500 erhöht.
Welche Mehreinnahmen vdie Hinaufsetzung der Grenzge
auf 4500 Frauken einem Rentenempfänger verschaffte,
sei in folgendem Beispiel gezeigt: Ein Unfallverletzter
verdiente bei 15 Franken Tageslohn und 300 Schichten
jährlich 43300 Franken. Nach der bisherigen Errechnungs⸗
methode der Rente werden der Rentenberechnung 2708
VA
Tamilie und Heim
Des Menschen Beruf
Hast du einmal die von der Henne ausgebruͤteten kleinen.
knichen beobachtet? Sobald die vermeintliche Mutter die
leinen Tierchen ans Wasser führt, stürzen fie sich Hals über
dopf hinein. Sie haben den Instinkt, die Triebkraft in sich,
aß das Wasser ihr eigentliches Element, daß das Schwim—
men und Grundeln im Teich ihr Beruf ist.
So hat jedes lebende Wesen in seiner Natur eine Trieb—
kraft, welche es auf die ihm eigentümliche Tätigkeit, auf
leinen Beruf hinweist.
Woelches ist nun des Menschen besonderer Beruf, auf
den ihn seine Natur hinweist? Er hat in fich die Triebkraft
des Herrseins. Die Höhe all seines Verlangens und Stre⸗
dens ist, Herr zu sein, zu herrschen. Schon das kleine
rind verrät diese Triebkraft; es wil. Er streckt die Hand
nach dem Besitz aus: es verlangt, daß andere ihm auf—⸗
varten, ihm dieuen. Es gibt durch Schreien kund, daß es
zetragen, geschaukelt fein will. Der Heranwachsende sehnt
den Augenblick herbei, da er als Herr angeredet wird. Er
rhmt das Tun und Treiben der Erwachsenen nach, weil er
un den Erwachsenen seine Vorbilder jürs Herrsein er—
lickt. Er plant und träumt, wie er iich wohl eine Herr⸗
chaft erwerben, erobern lann.
Die Triebkraft des Herrfeins treibt den Eroberer zu ge⸗
valtigen Wagetaten, sie treibt den Kaifmann in ferne,
reinde Länder, läßt den Erfinder ruhelos, raftlos fuchen
nach den verborgenen Geseßen und Geheimnisen der Ra—
nur. treibt den Gelehrten zu wagemutigen Forschungs⸗
reisen in ferne Länder und Meere Jeder sucht ein anderet
derrschaftsgiel, jeder andere Wege dazu; aber eine Herr
chait sucht jeder. Er hat das Gefühl in sich, daßz ihm ein
Reich bereitet ist von Anbeginn der Welt“
Wie ist der Mensch für seinen Beruf ausgestattet Tas
ẽntlein ist für seinen Schwimmberuf ausgestattet durch
die Leichtigkeit seines Körpers, die Lage der Federn auf der
daut, die Stellung und Beschaffenheit der Füße, den star⸗
en, schiffskielartigen Brustknochen. Jedes Tier ist für sei—
ien Beruf entsprechend ausgestattet.
Ist nun der Mensch auch ausgestaltet für seinen Herr—
cherbernf? Ja, er hat die Fähigkeit, zu erkennen, zu den⸗
en, nachzusinnen; so erfindet er Waffen, die Tiere sich
u unterwerfen; Werkzeuge, den Acker zu bebauen, das
Meer und die Lüfte zu befahren; macht sich die Kräfte
der Natur dienstbar; dringt inimer tiefer in ihre Geheim⸗
nisse ein. Je mehr die Menschheit fortschreitei, desto um—
assender wird ihre Herrschaft über die Natur. Und hinter
ean Nachdenken steht dann die Triebkraft des Willens,
sie den Menschen vorantreibt, nun auch seine Herrschaft
virklich in Befitz zu nehmen, sich die Erde umertan zu
nachen.
Aber diese Herrschaft ũber die Erste ist nur für den—
enigen wirkliche Herrschaft, der die Serrschaft über fich
eI vist besibi.
Denke dir den Lentker des Automobils, den sogenannden
hauffeur. Er hat den Hebel in der Hand, mittels dessen
er das gewaltige Ungetüm beherrscht; kann es langsam
Der jchnell laufen oder mit einem Huck zjum Sullstand
ringen.
Wie aber, wenn sein Arm erlahmt, die Kraft ihn ver⸗
äßt, den Hebel herumzuwerfen? Er ist dann der Sklave
xs Ungetüms; dann nicht davon hevunter, fann es nich
enken und bändigen. Er ist an die sinnlos waltenden
kräfte der Natur ausgeliefert auf Gederh und Verderb.
Was tut also dem Chauffeux not, damit er das Ungetüm
uindigen kann“? Er muß es zu nächft kennen durch und
durch; muß verstehen die Handhabung der verschiedenen
kchrauben und Hebel. Danu aber — muß er ein Iaxes⸗
Inge, eine stavle Faust, eiserne Willenskraft, ruhige Be
ounenheit, rasche Geistesgegenwart und Entschlossenhei
aben. Er mußz sich sseIbest besitzen, Herr üͤber lich selbs!
tin, sonst lann er nicht Herr über die Maschine lein.
Der Mensch — der Lenker auf dem sausenden Fahr—
zeuge dez Lebens. Nur dann ist er Herrscher über die
Natur, wenn er sich selbst besizt, wenn er Herr ist inwendig
nseiner Seele. Besitzt er sich selbst nicht, ist er nicht
zerr über seine Seele, so ist er an die Natur ausgeliefert.
18 ihr Sklave — willenlos.
Wie lautet also der Befehl, den das Leben an dich richtetd
WBesitze dich selbst, sei Herr in deiner Seele! 2. Erringe
Rir deinen Anteil an der Herrschaft der Welt!
Aber hat mir denn das Leben etwas zu befehlen? Das
deben — das ist nur ein Wort. Es stammt vom Urheber
des Lebens, von Gott, der die Seele schuf. Er ist es,
der dir den Beruf gegeben hat, Mensch zu jein, Selbstbe⸗
jerrscher, Weltbeherrscher zu sein. Was deshalb das Leben
dir befiehlt, ist lezten Endes Gottes Gebot.
Welche Herrschaft ist wichtiger? Möchtest du anf dem
ührerlos gewordenen Auto dahinrasen? Oder dich einem
zetrunkenen Chauffeur anvertrauen? Nein. Dann wäre
»ein Leben in höchster Gefahr. Fluchen würdest du der
Stunde, in der du dich dem Fahrzeug anvertraut hattest;
vahrscheinlich — nein, fast mit tödlicher Sicherheit würdest
du dich zerschmetlert im Graben wiederfinden. Dann lie—
zer auf Schusters Rapren durch die Wett! Wenn du davon
ruch ermüdest, nur langsam vorankommit, das ist immer—
sim besser, als dem Untergang entgegenrasen.
Wie nun, wenn noch Höheres auf dem Spiele sieht, als
deine gesunden Knochen und dein Leben? Was noch Höhe—
res aufj dem Spiele stehen kann, meinst du? Deine Seele.
Das Leben bast du bloß, deine Seele aber — das bist du—
dajt du das Leben verloren, so hast du gewiß einen hohen,
ostbaren Besitz verloren; das ist immerhin vicht io schlimm.
ails hättest du dich selbst verloven.
Sieh nur, wenn ein Reicher sich jselbjt verloren hat,
die Gewalt über seine Seele, so ist er der willenlose Sklave
des Reichtums; lätzt sich von ihm fortreißzen gu sinnlosem
Benusse, zu tiexischer Gewalitat: Zerftießt sein Reichtum,
o verliert er damit so sehr sich selbst, daß er nicht meht
u leben vermag, daßz ihm nichns übrig bleibt als der Strick
der der Revolvbver.