Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

Serte 4. Nr 16. 
vtin sonen Tonnen Repavationskohle der Enbente liefern. 
Daß Deutschland trotz seiner Kohbennot nicht mehr Koblen 
einführen konnte, ist in der Hauptsache darauf zurückzufüh- 
reni, daß es der Industrie nicht möglich war, die teuere Aus- 
landslohle zu bezahlen. Zum ersten Male erscheint auch 
Amerike in der deufichen Röobleneinfuübhrftatisiie 
Die Kohlenvroduktion der Welt. 
Nach der „Deutschen Bergwerkszeitung“ schätzt das Geo⸗ 
ogische Institut der Vereinigten Staaten die gesamte Koh⸗— 
senproduktion der Welt im Jahre 1921 auf 1100 Millionen 
Tonnen. Im Jahre 1920 wurden 1306 Mill. To. und im 
Jahre 1919 insgesamt 1170 Mill. To. aefördert. Es wur⸗ 
den aeföpdert 
In Mill. To. 
919 1920 1921 
Belgien 18,8 24 21.8 
Kanada 12,4 15,7 13,3 
FIvankreich 22,8 5,3 29.0 
Deutschland 
Stein kobhle 116,5 1407 145.4 
Braunkohle 03,8 111,6 120.0 
Broßbribannien 233,4 238,2 166.9 
Amerika 502,5 886,0 448.,6 
Deutschland und Frankreich weisen gegenüber 1919 eine 
wvesentliche Steigerung der Förderung auf. Nach den Ver— 
ßffentlichungen der Zeitschrift „Stalistik und Wirtschaft“ 
belief sich die deutsche Steinkohlen förderung in 1920 
auf rund 131,4 Mill. To. und in 1921 auf rund 1862 Will. 
Tsnnen. Möglich, daß das Geologische Institut die För⸗ 
ins der Saargruben noch df Konto Deutschlands 
te 
Ursachen und Wirkungen der Krist 
im englischen Steinkohlenberabau. 
Nach bisher unwidersprochenen Mitte lungen hat der eng⸗ 
sische Bergarbeiterverband dem englischen Min isterprãsi⸗ 
denten eine Denkschrift über die Lage der englischen Berg⸗ 
leute, überreicht. In dieser Denkschrift wird nach der 
„Schles. Ztg.“ vom 24. Febrnar 1922 ausgeführt: 
„Der Export britischer Kohle nach Rußland während der 
f Monate bis zum 80. November 1913 betrug 5 508 000 
Tonnen. In den elf Mongaten bis November 1021 belief 
der Export sich auf 126 400 Tonnen. Der Export nach 
Dentschland machte für die elf Monate bis zum 30. No— 
vember 1913 8 300 000 Tonnen aus gegenüber 853 000 Ton- 
nen für die elf Monate bis November 1921. Die nach 
Frankreich exportierte Kohlenmenge betrug während der elf! 
Monote bis zum 80. November 1913 1 167 000 Tonnen 
zegenüber 5 161000 Tonnen bis Ende November 1921. 
bieraus geht hervor, daß der Gesamtrückgang des britischen 
stohlenexportes nach Rußland, Deutschland und Frankreich 
im Vergleich zum Export in der Vorkriegszeit sich auf 194 
Millionen Tonnen beläuft. Dieser Rückgang hatte richt nur 
umfangreiche Arbeitslosigkeit zur Folge — allein in Sud⸗! 
wales sind ungefähr 50 000 Bergarbeiter erwerbslos —, son⸗ 
dern auch Herabsetzung der Kohlenpreise. Der Preisabbau 
äbt einen unheilvollen Einfluß auch auf die Löhne der noch 
m Arbeit stehenden Bergarbeiter aus, zumal diese größten⸗ 
deils nicht mehr als vier Schichten vro Woche machen 
fönnen. 
Das Abkommen von Spa zwingt Deutschland, 22 000 000 
Tonnen Kohle po Jahr an die alliierden Länder zu liefern. 
Die in Betracht kommenden Regierungen verkaufen die 
Kohle zum landesüblichen Preise an die Verbraucher ihres 
Landes. Könmen sie im eigenen Lande nicht genügemd 
Absotz finden, exportieren sie die Kohlen nach anderen Län⸗ 
dern zum Weltmarktpreis. Die Folge dieser Vorgäuge ist, 
aß wegen der billigen Kohlerwerkäufe in den genannden 
— DD 
werden muß.“ 
Zum Schluß heißt es dann, doß die einzige Lösung der 
jetzigen Krisis im großbritannischen Koblenexport in der 
arundenenden Revision des Ftiedenzvertrages zu suchen ist. 
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F 
Von den Arbeitsstätten 
der Kameraden 
Grube Frankenholz. Die Verhältnisse auf Grube 
Frankenholz veranlaßten den Arbeiterausschuß eine 
Belegschaftsversammlung für Sonntag, den 2. April, 
einzuberufen. Dieselbe fand im Lokale Klein in 
Waldmohr statt und war stark überfüllt. 
Es wurde vornehmlich Klage geführt über Auszah⸗ 
jung unter dem Mindest lohn. Löhne von 10,80 
bis 12 Frank einschließl. aller Zulagen sind auf Grube 
Frankenholz keine Seltenheit. — Der Fahrsteiger 
scheint sich in seiner Ausdrucksweise ganz besonders 
hervorzutun. So sollen bei ihm Ausdrücke: „Ihr Ar⸗ 
beiter werdet noch ausgepreßt wie eine Zitrone“, 
„Faulenzer“ usw. keine Seltenheit sein. — Die Ver⸗ 
hältnisse in der Wasch- und Lampenkaue sind gerade⸗ 
zu trostlss. Trot8 wiederholter Beschwerde erfolgte 
vonseiten der Direktion keine Abhilfe. — Das 
Strafwesen steht, auch in Blüte. Strafen von 
8—10 Framt eines einzelnen Kameraden sind keine 
Seltenheit. 
Es würde zu weit flihren, oll die Mißstände, die in 
dieser Versammlung dorgebrocht wurden, hier wieder⸗ 
zugeben. Folgende 
Gutschließung, 
die die Beschwerden ja des näheren noch benennt, fand 
eimn st i m n ige Annahme: 
Der Saar⸗Berknappe 
eret nierurt mit Entrũstung 
denntnis, daß einzelne vsteiger beim Gedingeabschluß 
ich nicht an die cuch für den Arbeitgeber geltende Ar— 
eitsovdnung, vor allem an die 88 28 und Whalten, in 
enen niedergelegt ist, wie der eigentliche Gedingeabschluß 
u erfolgen hat. Weiterhin macht die Belegschaftsver- 
mmcaung die Generaldivektion auf den 8 209 der Arbeits- 
rdnung, welcher die Mindestlohnfestsetzung bestimmt, 
ufmerkiam. Ferner ersucht die Belegschaftsversa mmlung 
ie Generaldirektion, zukünftig betr. Strafen nicht über 
as Maßß der in der Arbeitsordnung festgelegten Bestim— 
nungen hinauszugeben. Mit berechtigter eee ver⸗ 
vachrt sich die Bolegschaftsversammlung gegen die Aeuße⸗ 
nuing des Herrn Fahrsteigers Petermann, der, wie 
urch Zeugen bewiesen werden bann, in einer Partie die 
leußevrung getan: „Ihr Arbeiter werdet noch 
rusgepreßt wie eine Zitrone“. Es würde zu 
veit führen, alle Eingelheiten hier aufzuführen. Doch 
sofft die Versammlung, daß die Generaldirektion sich be— 
eit erklärt, baldmöglichst eine Grubenausschußsitzung 
mzuberaumen, in der ũber die vorgelegten Anträge ver⸗ 
andelt wird.“ 
An der Generaldirektion liegt es, jetzt dafür Sorge 
u tragen, daß wiederum geregelte Zustände inner- 
alb der Belegschaft und des Betriebes einkehren. Den 
dameraden muß jedoch zugerufen werden, zukünftig 
nehr Mannesmut zu üben und Gewerkschaftsdisziplin 
u befolgen. Nur so wird es möglich sein, bessere Ver— 
ältnisse auf Grube Frankenholz wieder zu erzielen. 
Samskag den 22. April 1022 
ersten Vertreter des Gewerkvereins an die Saar kamen, 
war Zennen sofort als Mitglied dabei und half die Zahl 
telle Saarwellingen gründen, der er bis zu seinem Tode 
in eifriger Förderer blieb. Der Opfergeist und Idealis 
nus dieses Kämpfers müßte in allen Mitgliedern ebendig 
ein, dann wäre es jetzt und in Zukunft gut bestellt um 
en Gewerkverein an der Saar. Wir Saarwellinger wollen 
»iesen Geist pflegen, das ist die beste Ehrung für unseren 
eritorbenen Kameraden. 
Vorĩtand der Zahlstelle Saarwellingen. 
Zahlstelle Gresaubach. Am Dienstag, den 4. April 
—— 
Bresaubach im Alter von 21 Jahren. Der Verstor- 
ene war ein treues Mitglied des Gewerkvereins und 
ibernahm, als die Jugendabteilung ins Leben 
rat, das Amt des Jugendvorsitzenden. 
Als solcher arbeitete er mit Liebe und Freude für 
die große Sache. Seine freie Zeit gehörte der gewerb 
chaftlichen Jugendbewegung. Trotz einem Lungen⸗ 
eiden. das ihm sehr zu schaffen machte, besuchte er 
ioch die Unterrichtskurse und Konferenzen des Ge— 
verkvereins. Das Gelernte verwertete er im Dienste 
der Jugendbewegung unserer Organisation. „So— 
ange mich der Herrgott auf dieser Erde läßt, will ich 
richt umsonst leben und wo fände ich ein schöneres 
betätigungsfeld im Dienste meiner Mitmenschen, als 
vie gerade in einer christl. Gewerkschaft und deren Ju 
zendbewegung.“ Das war sein Wahlspruch. Die Ju— 
gendabteilung Gresaubach sowohl wie die Zablstelle, 
deren Vertrauensmann er auch war. werden ihn nie 
ergefsen. So wie er lebte als Christ, so ist er quch als 
christ gestorben. Ehre seinem Andenken! 
Vorstand der Jugendabteilung 
und Zab fttesle. 
Grube St. Jugbert. Ausschußwahl. Unter 
zußerst reger Wahlbeteiligung fand auf hiesiger Grube 
im B. April die Wahl zum Arbeiterausschuß statt. Die 
gelegschaft hat von ihrem Wahlrecht den notwendigen 
vebrauch gemacht. Zirka 94 Prozent der Wahlberech— 
igten übten das Wahlrecht aus. Das Resultat ist 
Agendes: Es erhielten Stimmen: 
Gewerkverein christlicher Bergarbeiter 5647 
Verband der Bergarbeiter 4 203 
— — 
Wolche Vorzuge bietet unsere 
Deutsche Volksbant? 
Srößtmöglichste Sicherheit, die Ueber⸗ 
schüsse nur den Spareen und ihren Kreisen, 
Selbstverwaltung, besondere Sicherung 
des Bankgeheimnisses oͤurch ihren zen⸗ 
tralen Postscheckverkehr. 
—EOOO—— — 
Srfaßt se JZugend! 
Es ist ein dringendes Gebot der Stunde, dafß 
zie Jugendlichen den gewerkschaftlichen Orga— 
risationen zugeführt werden. Alle Organuisa- 
ionen haben die Bedeutung einer rechtzeitigen 
Fßrfassung der Jugendlichen erkannt und be— 
mühen sich mit allen zu Gebote stehenden Mit— 
eln, die jugendlichen Kameraden für das Ge— 
verkschaftbleben zu gewinnen. Selbstverständ- 
tich dürfen die christlichen Gewerkschaften in der 
Agitation um die Gewinnung der Jugendlichen 
nicht zurückstehen. Gilt es doch, die iugend 
lichen Kameraden nicht nur zu schützen auf dem 
Bebiete des Arbeitslebens, sondern, was noch 
vichtiger ist, die jugendlichen Seelen und Her—⸗ 
en für die christliche Weltan— 
schauung zu erhalten. Es heißt also, 
die Jugendlichen von falschen Wegen abhalten 
ind sie der christlichen Gewerkschaft zuzuführen. 
Die Wichtigkeit dieser Zeitforderung darf von 
keinem christlichen Gewerkschaftler verkannt 
werden. 
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Bekanntmachungen 
An alle Mitglieder u. Frauen! 
In der vorliegenden Nummer beginnen wir erst⸗ 
nalig mit einer besonderen Rubrik: Familie nud 
Heinr“. Die Familie ist die Urzelle allen Gemein⸗ 
chaftslebens. Ist die Familie gesund, d. h. herrscht in 
hr wahrhaftiger Familiengeist, dann ist es auch gqut 
im dir Standesfamilie und die Volksfamilie bet'ellt. 
Eng verbunden mit der Familienfrage sind die Fragen 
»es Heims. Ein trautes Heim fördert trautes Fa— 
lsienleben, übt eine veredelnde Wirkung aus. An all 
diesen Fragen ist die moderne Gewerkschaftsbewegung 
nufs innigste interessiert. Will sie ihre Aufgabe er⸗ 
üllen, dann darf sie die mit der Familie zusammen⸗ 
sängenden Fragen nicht vernachlässigen. Ein guter 
Freund der christlichen Arbeiterschaft, der seine Lebens- 
irbeit in den Dienst der Gesundung des deutschen Fa— 
nilienlebens gestellt hat, hat uns in überaus freund— 
icher Weise die Erlaubnis gegeben, den Inhalt seiner 
ziesbezüglichen Schriften für unsere Rubrik „Familie 
ind Heim“ zu benutzen. Wir können ihm den besten 
dank dadurch abstatten, indem wir alle, Männer, 
Jünglinge und Frauen, seine lebenskundigen Dar⸗ 
egungen in unser Herz aufnehmen und praktisch 
u verwirklichen suchen. Daher bitten wir alle Mit- 
zlieder und Frauen, die in der neuen Rubrik periodisch 
erscheinenden Artikel mit besonderer Aufmerksamkeit 
zu lesen und zu beachten. Unseren „Saar-Bergknap⸗ 
jen“ wollen wir so ausbauen, daßz er für die wichtig⸗ 
ten Lebensgebiete trotz kleinem Raum Unentbehrliches 
zietet. 
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duf Grund dieses Wahlergebnifses erhält der Gewerk— 
erein fünf und der Verband drei Mandate. Gegen— 
jber dem bisherigen Zustand bedeutet dieses Resultat 
ür den Gewerkverein einen Gewinn von zwei Man⸗ 
zaten. Ein Bravo den wackeren St. Inaberter Kame— 
aden! Allle unsere Mitglieder müssen sich diese Wahl 
um Beispiel nehmen 
Grube Qünig. Am Annaschacht unserer Gruse macht sich 
er Obersieiger durch Verhängen von verhältnismäßzig hohen 
veldstrasen sehr unangenehm bemerkbar. Gine größere An— 
ahl Arbeiter ist gezgöwungen, den Weg vom Wohnort zur 
Arbei!sstätte Rivch Benützen eines Fahrrades zurückzulegen. 
icht selten kommt es vor, daß ein solcher Kamerad mit 
einem Rad verunglückt. Hat er dann das Pech und gelangt 
icht mehr zur Zeche, wird er mit enpfindlichen Geldstrafen 
venen Fesern ohne Urlaub besrraft. Geradezu komisch aber 
nuß es wirken, wenn der Obersteiger in solchen Fällen eine 
laubhafte Bescheinigung über den erlittenen Unfall ver— 
angt. Ob der Oberjteiger fich schon einmal überlegt hat, 
esche Instana eine sokhe Bescheiniqung ausstellen soll 
Wisderruf! 
Zahlsftelle Rauzweller. Ich Unterze chneter nehme die 
laeasege, die ich gegen den Kameraden Ludwig Frisch1 
ua Bexrbach gemacht habe. hiermit zurück. 
akob Philipp 
Franterholq. ben 1. April 102. 
Nachrufe 
Zahistelle Saarwellingen. Der Kamevad Johann Zen⸗ 
mer⸗Berg ist am 24. März gestorben. Mit ihm ist ein 
Zete ran der Gewerkschaftevewegung dahingegangen. Er 
zehörte zu den Gründern des Recht shutzvereina, 
in dessen Ausbreitung er hervorragenden Anteil nahm. 
Sein ganzes Sehnen blieb auf die Wiedererstehung ciner 
Besorganisation an der Saar gerichtet ⸗ die 
der 16. Wochenbeitrag (Woche vom 16. bis 2. Apris) 
ist in dieser Woche fällig. 
— ⸗ 
Für die Redaktion verantwortl.: Peter Kiefer, Saarbrücken 
Druck: Saarbrücker Druckerei⸗ und Verlags⸗ 
Gesellschaft m. b. H. Saarbrũden. 
ert. bes Gewerkvereintz christl Bergarbeiter Deulschlands.
	        
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