Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

Seite 4. Nr. 18 
ten⸗ und Beamtenausschũsse, bzw. der Schaffung eines 
Betriebe rũtege setzes sich nicht entgegenjtellen lann. noch 
wird. Auch der Bergbau wird sich in dieser Frage nicht 
abseita steslen können 
— würde es zur Klärung der wirtschaftspoliti- 
chen Verhältnisse beitragen, wenn die Regierungskommas⸗ 
ion baldmöglichft einen ernsten Schritt in diesjer für die 
Arbeiter⸗, Angestellten. und Beamtenschaft wichtigen 
Frage unternehmen würde und die unterzeichneten Or⸗ 
gani sationen von den ergriffenen Maßnabne Qnnt 
aisß seten wollte. 
Nit aller Hochachtung! 
Sewerkoe rein chriftl. Bergarbetter (Bezirk Saar). 
Ehrresd. Metallarbeiterverband (Bez.· Saar u. Weitpfalz) 
d Dhas deutscher Erserbahner und Staatsbedien⸗ 
er. 
dentrawerband chriftl. Fabrik. und Transportarbeiter 
deut jcher Handlungsgehiljenverband (Gewerkschafi 
tauim. Angesitellters. 
n 
Bildungsfragen in den 
christl. Gewerkschaften 
Der getrerkschaftliche Rampi der Arbeiterbewegung um 
bie materielle Besserstellung der Arbeizerschaft 
exwuchs letzten Endes aus dem Streben, dem Arbeiter einen 
gerechten Anteil an der Kultur des Volkes zu 
lichern. Darum sind auch die einzelnen Bidungsbestrebun⸗ 
zen in der gesamten Arbeit rbewegung so alt wie diese 
selbjt. Wer leider mußte die unmittelbare Bildungs⸗ und 
seulturarbeit immer wieder zuröcktreten hinter den Kämp⸗ 
jsen und Arbeiten für die wirtschaftliche Hebung der 
Arbeiterschaft. Auch jetzt ist ihre Lage noch nicht so, daß 
sie den werlschaftlichen Kampf beiseite lassen könntde, er 
mird auch weiterhin die Kräfte ihrer Vorkämpfer in hohem 
Naße in Anspruch nehmen. Aber doch üs ihr jetzt schon 
mehr als früher die Möglichkeit gegeben, dem gtiamten 
Bidungswesen unseres Volkes größere Aufmerksanvkeit zu— 
zuwenden als bisher. Mehr noch: maf der Möglichkeit ist 
ruch die Notwendiglert gegeben. Sobad sich die Ar— 
beiterschaft dieser Notwendigkeit bewußt wird, sobald sie 
rigen Anteil nimant an den Kulturaufgaben wird sich auch 
ese Arbeit unter gang bestimmten Gesichtzpunkten nach 
zanz bestimmten Richtlinien vollziehen. 
Aus diceser Erlenntnis heraus ist in der christlichen Ge— 
werkschaftebewegung im Vorjahre ein Bildungsaus⸗ 
schuß ins Leben gerufen worden Die Linie, die der Bil⸗ 
bungsausschuß mit allen Mitarbeitern aus der Bewegung 
für die Arbeit zu zeichnen hat, sind folgendermaßen zu cha⸗ 
talterifieren: Die Arbeiterbewegung itellt sich grundsätzlich 
auf den Standpunkt, daß die Bildungsarbeit für die Arbei⸗ 
jerschaaft zunächst im eigenen Kreis gçeleistet werden 
muß, einmal, damit die Standessoldorität nicht zerrißen 
wird, anderjeits cber auch, weil alles BildunsAwenen die 
Prägung der geistigen Standeseigenar! nagent 
muß. Das ist in diesem Falle eine Bildung, die auf christ⸗ 
lichen Grundsäten aufbaut und die vom Gerfte der 
Arbeite richaft als solche getragen wird. 
Bei dieser grundfsätzichen Einstellung weiß die christhiche 
Arbeiterschaft sehr wohl, daß sie organisch mit dem Gesamt⸗ 
sẽrper des Volles verwachsen muß. Das lann sie nicht. 
wenn sie sich mit und m ihrem Bisdungẽwesen vollständig 
ab schlie zt. Sie nruß sich deshacd mit dem eigenen Bildungs⸗ 
wesen in die großzen allgemeinen Beitrebungen des gejam⸗ 
en Vorlavesens hineinjtellen. 
Aus der gezeichneten Ginstellung erwachsen dem Aus⸗ 
chuß zwei Aufgabenkreise: Einmal wird er für 
den Ausban des Bildungswesens un der Bewegung 
Sorge tragen, und zuar in der Hauptjache durch Kurje und 
dorträge sowie durch Einrichtung und durch den Ausbau 
—— 
schafts reweguug. Dieselbe kann auf Grund ihrer 
MNacht en. Wirtjchafis- und Velsleben nicht mehn über- 
jangen verden. Im Laufe ihrer Geschichte abver hau sie 
ich imwer ihrer großen Aufgabe bewußzt gefühlt, und die 
Lebensi neressen des Volles weit hoch über agitanovü jche 
ẽrjolge gestellt. Nur in ihr konnen solglich auch die Kräfte 
cuhen. die zum Neuaufbau staatlicher und wirtichaftlicher 
Ordnrimng notwendeg sind. Es gilt deshalb, ibhren Grund- 
läben und Jdeen immer weirtere Ausbrei— 
rurg zu verschafjen. Sie müssen Cemengu aller 
im Produknrionsprogzeß tätigen Faltocen und des geiamten 
Volkes werden. Jeder Erfolg dieser Art dbedeutet einen 
Schritt näher dem Frühling. 
Ihre Ideen haben in unierer Zceit, wo Wivtschaft und 
Vol schuuer darmederliegt, neue Zuglraft belommen. Dant-⸗ 
bar müssen wir denen sjein, die unter Not und Entbebrun⸗ 
jen, unter den größtlen Oofern unsere Bwegung gescharf— 
fen. Diese Helden im jchlichten Orbeitskittel, sie mũssen 
uns chrijtt Gewerlschaftlerr das sein. was Märtyver einer 
Restgien. was große Heerführcr und Staatsmänner einem 
Volle sind, leuchtende Fanale, die uns immer meder an⸗ 
creiben. das begonnene Werk weiter auszubauen und dem 
Ziele entgegenzufühten zum Segen von Stand und Voll. 
Wenn dann einst unserm deutsichen Volle wicder der 
Frühling — wenn man ũberall wo deutiche Zungen 
ichlagen, sich wieber als freier Mann fühlt, wo der Arbeiter 
als gleichbercchigtet Glied im Wirtjchafts- und Gesell⸗ 
chaftsleben gilt, sich sagen lann, ich habe an der Ausbrei- 
ung der christiichen Gewerkschaftsbewegung, habe an der 
Lertiefung christuich-sozialer Grundsätze in Volk un Wirt⸗ 
schaft tatträftig mitgearbeitet. daun wird das Herz höher 
chlagen und Frühl ngsfreude ins Herr einzieher. 
Mit den Grundjätzen unjerer christlichen Gewerkschafte; 
bewegqung daher mutig voran, als Deutjcher, als Christ, 
ala Arbeiter — dem Frühling eutgenen. 
„Der SaarBergknappe“ 
won Belio heten. Weiter wird er sich mit der Bildungs 
erdeit, die den Charalter seiner Bewegung als chriittiche 
lrbeiterbewogung trãgt, an der grotzen Vollsbtildungsbe⸗ 
vegung beteiligen. In der Erkenninis die ser Nowendigkeit 
at er sich dem Ausschutß der deutschen Volfa— 
»ldungsvereinigungen augeschlossen. In der 
dountsache wird sich seine Betätigung erstrecken auf die Ge— 
ete dee Voltshochschuwesens, des Theater- und Film⸗ 
vejens. Er wird sein Interesse ebenso der Einrichtung von 
olksbüchereien und Museen zuwenden 
Der Sitz des BVildungsausschufses der christ— 
ichen Gewerlichasren ist bei der Haupigeschäfts— 
telle des Gesamtverbandes derchrestrichen 
ßewertschaften, Berlin-⸗Wilmersdorf. Die 
Niiglieder werden vom Vorssand gewählt, jedoch kann sid 
er Ausichuß auch seibit erganzen. (Zeutralblatt. 
Von den Arbeitsstätten 
der Nameraden 
¶ð 
Lohnauszahlung auf den Saargruben. Wie unse— 
en Kameraden bekannt ist. sollte ab April auf den 
Saargruben eine neue Lohnauszahlungsmethode zur 
Unwendung kommen. Nach dieser sollfe der Lohn 
weimal im Monat verrechnet werden und jeweils ganz 
ur Auszahlung gelangen. Inzwischen hat die Saar— 
egierung einen Entrvurf zu einer Loßnsteirer herdus- 
segeben, der allem Anicheine noch in Kürze Gesetß wer⸗ 
»en wird. Nach diesem Entwurf soll dem Arbeitgeber 
mifgegeben werden. den Steuerbetrag vom Loßne in 
Abzug zu bringen. Das verursocht dem Arbeitgeber 
richt unerhebliche Mebrarbeit. Wie cus nackstehendem 
Schreiben, das dic Bergwe rkßperwoltunc an 15. März 
dem Gewerkvereir auftestte, erGctsick iß. danr wegen 
»em in Aussicht stehenden Lohnsteuergcset und der 
ann zu erwartenden Mehrarbeit die ab 1. April ge— 
lante Lohnauszahlungsmethode bei Ankrafttreten 
es Gesetzes nicht in Anwendung kommen. Das 
ʒchreiben lautet: 
„Wie Sie aue Zeifunencchrichen ersehen haben trägt 
ich die Regie rung fom misssyn des Saargebietet mit dem 
blane, vom nächten Steueriahre ab (1. 4 ds Isdie 
zteuern durch Abzun vom Lobne enzrziehen Sollte 
eitens der Regierungsslomm ssion anoeordyet werden, daß 
wn den ab 1. April verdienten Löhnen und Gehältern 
in bestimmier Progentiat iñr Secuern erbebalten wer— 
en muß, so wird dann eine solche Metrarbei; für unsere 
rahnbüros endstehen da er uuarrsglick setr wird. die be⸗ 
bficht igke ve imsa ane irr Monce durchzufhren. 
die Verwaltung ebt ich daher — die beabsichtice 
wermaline Lnyberechn unag im Nonai bis auf weiteres 
urückzurellen. Die Tochelle über dꝛe Lobntage vom Apri! 
b werde ich Ihnen nach deren Feititellung mitteilen.“ 
Am 21. März ist uns dann eine Dienstanwei— 
unag zugestellt worden. die die Festsetzung der Lohn- 
ane für den im Monot Mära verdienten Lohn, der ia 
rit im Monat April zur Auszahlung gelanagt enthält 
Nelelbe lautet: 
„Die Auszahlnug der im März 1222 verdienten Ar⸗ 
zeiterlöhne jindet an folgenden Daten statt: 
Abfchlagszahlung am 5. und 6. April, 
Hanvtlokznung am 2W. und 21. Aprise 
gey Cuviuot. 
Je nachdem es mit dem geplanten Steuergesetz wird 
indet eine Regelima der Lohnonszahlung des ab 1. 
April verdienten Lohnes statt. Nach der Ankündiannga 
der Bergmerksverwaltung werden wir informiert. so— 
daß wir auch die weiteren Lohntage an dieser Stelle 
bekannt geben können. An die Bercaverksverwaltung 
ichten wie d58 Ersuichen. auch bei einer etwaigen Ein 
ührung des Lohnstenergesetzes die neue Lohausaab- 
ungasmethode möalichst bald zu verwirk- 
ichen, damit endlich der diesbezügliche Bergmanns 
aunsch in Erfüllung geht. 
Stellung der Wagenkontroslenre. Die Klagen über 
Zestrafungen wegen zu „leichte gesadener Wagen wol— 
en nicht abreißen. Sodann sonfer auch Beschwerden 
in. daß die Wagenkontro vure ieringkeiten bpo- 
regnen, die bei einer weitfichtigen Verwaltung nicht 
gemacht werden dürften. Konn der Wagenkontrolleur 
emäß seiner Aufgaben sich ungehindert auswirken 
ann gereicht solches doch nicht ꝛum Nochteil der Gru⸗ 
»enverwaltung. Stellt der Wagenkontroslenr wirk— 
iche Mängel kest die abgesteilt werden können, dann 
vird er es sicher nicht unterlossen, in diesem Sinne 
unf die Kameraden einzumirken. Die Wagenkontrol⸗ 
eure des Gewerkvereins ersuchen wir, auch weiterhin 
renonuen Bericht über Schwierigakeiter umnd der⸗ 
Aleichen an die Revierleitung einsenden 
un wollen, damit auf eine Absielling der Män— 
sel und auf eine gleichmäßige Stellung 
ser Wagenkontrollenre hingewirtt werden kann. Wo 
Wagenkontrolleure sind, die nicht dem Gewerkverein 
mgehören, muß ein Ausschußzmann diese Bericht 
»rstattung durchführen. — Wie weiter gemeldet wird 
st man auf einzelnen Gruben dabei. das Tara 
Eigen⸗) Gewicht der Wangen fesizustelsen. Solches 
ntspricht den geseßlichen Vorichriften und hoffen wir, 
aß die Feststessung dieses Gewichtes auf allen 
Zruben durchgeführt wird. Notwendig ist ferner, das— 
detr. „leichter“ Wagen ein anderes Vorgeben seitens 
der einzelnen Grubenverwaltungen beliebt wird, dauii 
Samsiag, den 1. April 1922 
ie mit diesem System verbundene Beunruhigung der 
zelegschaft aufhört. F 
Grube Gollheim. Auf Grund der gm 16. März getroffe⸗ 
D Arervaruncen werden ab 1. März nachstehende Löbne 
gahblt: 
Arbeiter unter Tage: 
HDauer im Schichtlohn 82. A 
Dauer im Gedinge er 8. M 
Lehrhauer — — 73.80 M 
Schlepper 1. Klasse - 66. 60 4 
Schlepper 2 Kilasse — — — 587.40 4 
Gelernte Handwerker, Zimmerhauer, Maurer werden 
in Lohne der untevirdi sch VBesjchãjtigten gleichgentell. 
Asfl⸗ ũber 24 Jaohre alle. über Tage beschäftigte Arbeiter 
werden mit 80. — M entlount 
Befbrocerung. 
RPunkt Boförderung wurde nachstehende Einigung er⸗ 
ielt: 
ßom 16—18. Lebensjahr Schlepper 2. Klasse, 
18. 20. Schensjahr Schlepper 1. Klasse, 
20-. Lebensjahr Lehrhauer, 
ũber 22. Lebenssahr Vollshauer, wobei auch der Lohn 
ür solcht aur Ausaahlung lommt 
Das Ergebnis ist unbefrisd gend. Mit Hilfe der Organi- 
ation musß versucht worden, ab 1. April ein Einkommen 
zu erzielen, das ben verteuerten Lebensverhältnissen ent⸗ 
pricht. Die Kamerchen aber müssen für werteren Ausbau 
nd Stärkung der Orocnisatios bemübt sein 
Grube Steinbach Zwischen der Verwaltung der Grube 
zteinbach, den Betriebsrausmitglichern und den Orgar: sa⸗ 
tonsvertreteru wurde in der Lohnverhandhung, die am 
Meitnvoch. den 15. Märg stattfand, das untenstehende Er⸗ 
ebnis erzielt. Auf die Grondlöhne fämtlicher duf 
ortiger Grube besckäftigten Arbetter werder. für Monat 
ärz AS, für Ronca April 4029 undo für Monaz Mai 
y gezablt Auch wird das Frauen- un, Hindergeld mit 
iesem Progentjsatz für die gleichen Monate erböht. 
Uebertagearbeier: 
Für Ueberugearbeiter lommen für die Monate Närg—, 
pril und Vin nachstehende Löhme in Betracht: 
Ledenẽ jahr April Mai 
14.8 z38. oß6. A 60 80 
15. N ⁊« 40 M 
16 zu A 
47 73 N4 
18 74 8 4 
19. 760.50 A 
. 88. 5k A 
uber 21 — —E 
Somit wäre enigermaßen den verteuerten Lebensverhält- 
lissen Richnung getragen. Für dxe Zutunft sind weitede 
Arbeiten otwwendig Nun gilt es aber auch, doe Organisanen 
ach innen und außen zu fesjtigen. damit späterhin weidere 
zriolge eraieli werden loõnnen. 
Bekanntmachungen 
Rechtschutz 
n den Bezirken Fraulautern, JIlIingen und 
eunkirchen findet ob 1. April wie folgt statt: 
Fraulautern, jeden Dienstag (Büro); 
Vötklingen,) seden ersten und dritten Freitag 
VRodgassen,— im Monat;: 
JUlingen, jeden Donnerstag (Büro); 
steunkirchen, jeden Mittwoch GBüro): 
BRexbach, jeden zweiten und vierten Freitag im 
Monat bei Mirt Rlois Heer. 
Auskunft nur gegen Vorlegung eines Ausweises 
Mitgliedsbuch oder tarte). 
Heinrich Actz. 
der 13. Wochenbeitrag (Woche vom 25. Mörz bis 
1. April) ist ir dieser Voche fallig 
— — 
Achtung! Achtungl 
dent'che Borks⸗ uud Fener⸗Versicherung. 
Für das Köllertal wird ein Kollege zur Uebernahme 
iner Vertretung im Hauptberufe gesucht. Ktricgs- 
eschädigter nicht ausgeschlossen. — Bedinaungen sehr 
rũnstig. 
Außzerdem werden kür alle Orte tüchtige Agenten 
het guter Provision gesucht. 
Meldungen an die Generalagentur in 
Rohrbach Saar, Kaiserstraße 89. 
—— 
e 
Für-die Redaktion verantwortl.: Peter Klefer, Saarbrucken. 
Druck: Saarbrũcker Druckerei- und Verlags⸗ 
Gesellscheft m. b. H. Saarbrücken. 
Verl. des Gewerbereins christl. Bergarbeiter Deutschlands.
	        
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