Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

„Wer hbein Oer sur die Orgamsalthn bringen wil den ‚inn bs gur — heunn Lhen 
würde bei den enormen Holzpreisen ganze Nadelholz⸗ Kamerad Wegener hielt einen Vorwag über die Koh 
wälder in die Grube werfen und dabei eine bedeutend lenfrage. An Hand von durchschlagendem Waterial zeigte 
geringere Leistung erzielen, als nach jahrelang erprob. er. daß wirllich von einer Kohlennot in Deutschland ge— 
len Abbaumethoden? Wer will behaupten, daß bei sprochen werden müsse. Daraus solgt die Nowendigkei 
der Zentralisation der Materialienbeschaffung ein kines Ueverschichtenchtanrmens für den deutschen Bergbau 
Vorteil für den Grubenbetrieb erwächst? Es ist keine Dieses Ablommen liegt nicht nur im Interesse der ühriger 
Seltenheit, daß Leute, die früher Bonbons und Hefe Volksgenossen, sondern auch im Interesse der ee 
verkauften, heüte in Magazinen Rutschenmotore und Die Jungknappen hörten dem Vortragenden sehr aufmerk 
5333 sam zu. Die Aussprache über diesen Puntt war recht leb 
Maschinenteile verpassen, die von dem Gezähe das der — 
fnavpe täglich braucht, nowh nicht nral den Fgmen kommen aus. Im Gegenteil. Es wurden Säütze gepräg 
kennen. Ein Bon oder Gutschein erfordert manchmal — 
———— 
werden soll, vorausgesetzt. daß es da ist. gejagt wenn wir nur vier “ α — 
Alles spart, alles von oben bis unten und selbsi —ãAa— —E8 aene 
unmögliche Sachen erledigen Leute, die in Kolleg den Worene nd wenn Hundertiausende es nicht ver⸗ 
kursen ihr Glücksrennen gemacht mit lachender Ken— dient heben, datz wir für sie Mehrarbeit leisten, so wol 
nermiene, wenn es auch ins Gegenteil ausschlägt wi dennoch um der vielen Veilnonen anderer Volksge— 
Wer würde sich wundern, wenn ich beweise, daßz man nossen willen an der Behebung der Kohlennot arbeiten. 
die Beschaffenheit der Kohle durch vermehrtes Spren· Es wurde einstimmig eine Enrschließzung angenommen 
gen und Schaufeln verkaufskräftiger machen will. daß mder merkann wurde, daß der Abschluß eines Ueber⸗ 
man fie besser und billiger sechs his siebenmal berge rbenabtommens fur den deutschen Berbau eine Lobens 
pelt g. Gen J den Ierderagen vev, — — 
die Nähe gebro rden kann? Ja, das erforderlid, war. 
Betriebsgebeimnisse. Den gweiten Vortrag hielt Kamerad Brucmann 
Es ist keine Seltenheit, daß gewisse Herren in ihre über die gewerkschaftüche Jugendarbeit im HBerbor und 
frühere berufliche Taäͤtigkeit zuͤrückfallen. Artillerie Winter. Der Vortrag und die solgende 88 ge ig⸗ 
macht bekanntlich sehr oft Stellungswechsel. Vielleich den, daß die Wünsche der Bergarbeilter ihre Erfüllung nur 
also erklärlich wenn eines Tages das Kommande linden können, wenn der Wegn der fleißigen, ausdauern⸗ 
ertönt: Heute Nacht die Rutschen hier ausgebaut und 
dort eingebaut“, und dann zur Abwechslung mal 
wieder: .Da die Rutschen ausgebaut und dort einge⸗ 
baut, so, wie es vorher gewesen ist.“ Das ganze Hin 
und Her kostet in zwei Tagen nur 820 Franken, ohne 
daß die Rutsche nur eine Sekunde gearbeitet hat. 
Genau so ist mit dem Arbeiter selbst. Zum Beispiel 
arbeiten an einem Rutschenstoß so und soviel Manm, 
dann wird ausgerechnet, wieviel zu hacken, schippen. 
schrämen. verbauen, fahren, schießen, fördern und zu 
versacken haben Die Zahl ist soviel-soviel mal 28 
Tonnen und wehe dem Steiger, wenns nicht akurat 
so stimmt. 
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den Gewerschaftsarbeit beschritien wird. Kamerad 
Rotthäuser wies noch auf die Notwendigkeit des ge⸗ 
werlschaftlichen Zusammenschlufses hin. Nur durch starle 
Organisationen sel die Not der Vergangenheit überwunden 
worden. Und so lönne die Not der Gegenwart wiederum 
nur durch Gewerkschaften beseitigt werden, die über großze 
Massen von Mitgliedern und starke Kassen verfügten. Es 
wurden nwoch zwei weitere Entschließungen angenommen. 
Durch die eine wurde die Regierung aufgefordert, energi⸗ 
scher wie bisher gegen die Schmuh⸗ und Schund 
schrif den einzuschreisen. Dies wäre auch im Saar 
debiet dringend notwendig. D. R.) 
Die andere Entschließung richtete sich an die Adrejse der 
Reichtarbeitzsgemeinschaft des Vergbaues. Diese wurde 
dringend erjucht, auch den jüngsten Bergarbeitern baddigft 
einen ausreichenden Erhol ungsaurlaub gu besorgen 
Auch diese Forderung mußz im Saargebiet Geltung 
finden) 
Nach einem begeifterten Schlutzwort des Konferengzleiter 
wurde die Konferengz geschlossen. Der Wille unserer 
Jugend zur tatkräftigen Mitarbeit ist vorhanden. Auf⸗ 
gabe aller älteren Kameraden ist es, mit der Jugend ge 
meinsam zur erlösenden und befreienden Tat zu schreiten 
RNur diese kann uns vorwärtsfübren 
Auftakt der Knappenjugend 
des Ruhrgebietes zur 
Winterarbeit 
In Dortmund sand am 18. Oktober eine —XXX 
sonferend der Vertvauensssleute der Jugendabteil ungen 
dom Ruhrrevier start. Kamevad Wiedfeld eröffnete die 
stonfereng. Er wies darauf hin, daß dunkle Schatten über 
dem deutschen Staats⸗, Wir schafte⸗ und Gewerkschaftsleben 
lagerien. Der Dichier Keffing habe die Gewerkvereins⸗ 
hugend in finnreicher Weise die Sonne der neuen 
Zeit genanut. Im Sinne dieses Wortes zu wirken, sei 
Zweck der Konferenz. Nach Kräften müsse die Jugend an 
der Beseitigung der dunklen Schatten der Gegenwart mit 
helsen. Dahßz die Jugend diesen Willen zur Vitarbeit hat 
bewies der Verlauf der Konferen. 
Krankengelobezug 
der Pensionsbewerber 
Die Verwaltung des Saarbrücker Knappschaftsver 
eins hat unterm 2. Oktober d. J. an die General⸗ 
direktion der Saargruben, an sämtliche Werksver— 
waltungen, Knappschaftsälteste und Bergarbeiterver⸗ 
bände nachstehendes Rundschreiben gerichtet, das wir 
der Beachtung der in Frage kommenden Kameraden 
empfehlen: 
Zur Entlastung unserer Krankenkasse war eine 
Prüfung der Frage erforderlich ob und inwieweit 
eine Aenderung in der Krankengeldzahlung an die 
Pensionsbewerber gegenüber dem bisherigen Ver— 
fahren eintreten so, d. h. ob es tunlich ist, noch 
weiterhin den Pensionsbewerbern in allen Fällen 
Krankengeld auf die Dauer von 26 Wochen zu zahlen 
oder ob die Krankengeldzahlung bei solchen Pensions— 
bewerbern auszuscheiden hat dei denen eine Krank. 
heit im Sinne der Krankenverfichexung nicht vorliegt, 
bei denen vielmehr nur ein natürlicher Verschleiß der 
Körperkräfte ohne Beeinträchtigung des körperlichen 
Zustandes durch eine anormale Ursache die Arbeits— 
unfähigkeit Gergfertigkeit) bedingt hat. J 
Da gegenüber dem bisherigen Verfahren jetzt inso— 
fern eine wesentliche Aenderung eingetreten ist, qls 
die Fälle sich häufen, in denen bei den Pensionsbewer—⸗ 
bern ein ausgesprochener Krankheitszustand nicht vor⸗ 
liegt, bei denen also ein gesetzlicher Grund zurx Ge— 
währung von Krankengeld nicht gegeben ist, hat der 
Knappschaftsvorstand in seiner Sitzung vom 28. Sep⸗ 
tember d. J. bezüglich der Gewährung von Kranken⸗ 
sgeld an Pensionsbewerber folgendes beschlossen: 
„Krankengeld auf die gesetzliche Dauer von W 
Wochen erhält nur derjenige Pensionsbewerber, bei 
dem der Revierarzt bei der Krankmeldung eine den 
Bezug von Krankengeld rechtfertigende Krankheit 
feststellt. Wöhrend der ganzen Dauer der Kranken— 
geldbezugszeit muß ferner der Pensionsbewerber der 
Krankenordnung bedingungslos unterworfen bleiben.“ 
. In allen anderen Fällen, in denen keine ausge— 
sprochene Krankheit, sondern nur ein auf natürlicher 
Abnutzung der Körperkräfte beruhender Zustand ohne 
Beeinträchtigung des körperlichen Besindens durch 
eine Gnormale Ursache vorliegt, erfolgt eine Kranken⸗ 
geldzahlung an den Pensionsbewerber nur bis zu dem 
Inge an dem über die Vensionierung entschieden 
wir 
Es soll weiter in verstärktem Maße darauf hinge⸗ 
wirkt werden, daß Pensionsbewerber, auch ohne kranl 
zu feiern, ihre Pensionierung betreiben, d. h. bis zum 
Tage ihrer Pensionierung ihre Werksarbeit fortsetßen. 
Der Arbeitgeber hat hiergegen keine Bedenken.“ 
Wir ersuchen ergebenst, künftighin streng nach die— 
sem Beschlusse zu verfahren und, erwarten auch bezüg⸗ 
lich der Durchführung der Maknahme, daß auf die 
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TJamilie und Heim 
Ein alter Wahrspruch 
Zum Zauk und Streit gehören zwel 
Sdueigt eines, ist er gleich vorbei, 
Drum, wer den guten Frieden will, 
Der fsei zuerst kein mäuschenstill. 
Und bhalte eine Viertelstunde 
Zehn Tropsen Wasser in dem Munde 
Dieß Mittel hat sich steto bewährt. 
So wie es die Erfahrung lehrt 
Das Glück im Heim 
So nannten sie alle ihre Bekannien; d. h. nicht, daß 
se es hörie; bloh hinter ihrem Rücken mschelten und 
lächelen sie über Jvau Vargaret. Das können manche 
Frauen ja so gut. im Angesicht entzück sein über die 
liebe, sütze. qute Frau Nachbarin und Gevatterin, hine 
dem Rücken aber shre Krallen herauskehren und undarm 
herzig ein armes Menscheulind zerkratzen. 
Wie ke an den Namen dam? Sie hatte einmal m 
einer Frauendersammlung einen Vortrag gehalten üben 
das Glück im Heim, einen schönen, blume nreichen Vor⸗ 
wrag. Seitdem hieß sie so. Aber“, denkt ihr, wenn 
man jeder Fran, die in der Frauenbewegung mittut und 
einen Vortrag hält, einen Spitznamen geben wollte, sc 
käme die Frauenbewegung gar nicht voran Welche 
Frau mag denn gern einen Spitznamen haben? Und 
doch war es so mir der Margaret; und nicht einmal da 
auf die Fraue nbewequng eiferjüchtige Mannervoll batt 
ihr den Epitznamen gegeben; von schönen Lippen war er 
zuerst gesallen. und von schönen Lippen wurde er weiter 
getragen und weiter, bis sie in der gangen Stadt so hief 
die gute Frau Margarern. 
Und doch memte ste es so gut und so ehrlich, wolli 
den Frauen wirklich etwas sein und etwas geben; wollt 
wirklich Pfadweiserin und Helferin sein für die moder 
en drauen. Oundankbares Geschlecht der WeiberNatürlich kosteten all die Sitzungen und Beratungen 
Frau Margaret war bei der Frauenbewegung mit Leib Frau Margaret viel, sehr viel Zeit. Aber Frau Marga— 
und Seele. Zu Hause hatte sie einen Mann und sechs ret hatte gehört, daß man für die gute Sache. Opfer brin— 
seinder, einen guten, geduldigen Rann; abends saß er gen müsse; und sie brachte fie gern und freudig. Wenn 
zewöhnlich bis acht Uhr beim Schoppen. Für die Kinder hr Vienn wegen des minderwertigen Essens in duste⸗ 
hatte sie ein Dienstmädchen; allerdings giemlich oft ein res Geficht machte, wenn er des abends verdrießlich heim 
neues. Die Dienstbotenfrage ijt ja auch ein Teil der am und den Schoppen von Monat zu WMonat mehr in 
Frauenfrage, und Frau Margaret mußte sie doch aus- die Länge zog, wenn die Kinder sich gerauft hatten und 
probteren. So blieb für Frau Margaret ziemlich freit! Rosa, die Aenefte, der sechgehnjährige Vackfisch, erst nach 
Veit. Darum ftürate sie sich in die Frauenfvage, und der LKrueter am Abend heinmaem, ohne fich üwer ihren Ver 
wie ein Strom von Feuer rieselte es ihr drg Adern bleib glaubwürdig ausweisen zu können, wenn das Un— 
wvenn sie dachte, was alles . den guten srauen un terzeug der Rangen und bisweilen auch das Obergeug 
Mümern gu sagen und zu geben haue. schmutzig, zerrissen war, wenn wr eee Unord⸗ 
i Nung herrschte und die Stühle alle verkehrt den, im 
8* — Winter schlecht geheigt und im Sommeẽr schlecht gelüfte! 
gen ¶ ,να —2*2 inn; wer ihe den war, wenn das Dienstmãdchen frech war und erklaͤrte, es 
gewinnt hat sie seiber Feronnen Und Frau Sargeare habe eine solche Wirtschaft satt, oder wenn es am spaͤten 
XN Abend noch nicht vom Spaglergang zurück war, so hatte 
gewann die Herzen. Auf Kaffeelrängzchen war sie felbst — 
derttandlh daben da lachte le n envesondecs Frau Nargaret das Sefũhl der starken Frau, welche für 
ihre Seschlechtsgenossfinnen und für den Fortschri.t Opfer 
wenn die „schlichten Kinder des Vollez“ einmal ein ge n ie e 
meinfames Kaffeetrinken hatten, sah Frau Nargarei an bringt und in der tiefsten Seele ůc dieser Opfer 
Vorstandotisch und war ungemein gut und herablassend zu Jempfand. 
den Amdern des Volles ESprach sast mit ihnen, als obl Arme Margaret — und dabei im Stillen gelästert wer 
fie ihresgleichen wären. Auch bei allen öffentlichen, wohl den — und dabeil hat sie neulich sogar eine sehr, sehr un⸗ 
tätigen Weihnachtsbescherungen war sie dabei. Und wei— artige Bemerlung gehört, die man über sie macchte. Gar 
nen tat sie auch mit ihnen, ging mit zu Begräbnissen und seine „alte Schartele“ hat man sie genannt, genannt in 
Zzequien in der gangen Stadi. So gewann sie die dem Kreise derer, denen sie Wohltaten spendet, qu denc 
derzeu. ssie sich segenspendend berabläßt ß 
⁊X 
JWUnd wo es galt, die Frauen zu organisieren, zur tat— 
kräftigen Bewegung aufzurufen und zu ermunern, sie 
war debei. Mitglied der sozialen Kommission, des Für— 
sorgevereins, des Mädchenschutzes, des Kinderhorts, des 
Frauenbundes und sonstiger sozialcaritativer Vereinigun— 
gen, wo immer es nur möglich und angängig war. Und 
sie konnte so schön reden und verständiag beraten!
	        
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