den darauffolgenden Sonntag war dem Verein das CGaufest des Saar-Sängerbundes,
Gau Neunkirchen, übertragen worden. In einem großzügig gestalteten Festzuge waren
eine Anzahl Volkslieder durch festlich geschmückte Wagen, in denen das Lied bildlich
dargestellt wurde, verherrlicht, Unter anderen zogen Tannhäuser und Walter von der
Vogelweide hoch zu Rosse, als Sinnbilder des deutschen Gesanges, im Festzuge einher.
Die ganze Veranstaltung war eine erhebende, eindrucksvolle Kundgebung für das
deutsche Lied. Von den Gründern der Liedertafel waren beim 50 jährigen Stiftungsfest
noch 4 anwesend und zwar die Mitglieder Friedr. Feuchtner, Wilhelm Hirsch, Jos. Meyer
und Phil. Schmelzer; sie wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und ihnen das Ehrendiplom
überreicht. Gepflogenheit der Vereine ist es jest, daß alle Mitglieder, die 40 Jahre dem
Verein ununterbrochen angehört haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Dirigenten
des Vereins waren die Herren Wilhelm Löwer, Lehrer Schreiner, Kapellmeister Karl
Schlemmer, Lehrer Wilh. Schmidt, Rektor Küstner, Lehrer Böhler, Musiklehrer Bauer,
Lehrer Phil. Werner, Musiker Mayer und Gesanglehrer Henniger. Zur Zeit ist
Herr Karl Kuhn Chorleiter des Vereins. Als I. Vorsisender haben im Laufe der Jahre,
soweit dem Schreiber bekannt folgende Mitglieder dem Vereine vorgestanden: Louis
Moser, Karl Feuchtner, Friedrich Feuchtner, Karl Anschüt, Karl Borst, Robert Weiß
und Daniel Hussong, lessterer seit 1902 mit einer einmaligen kurzen Unterbrechung.
Die Vereinslokale waren folgende Wirtschaften: Ferd. Simon, Obermarkt (heute Burg-
kelle), nachdem bei Anschüß (genannt Jaseps) in der Schloß. Straße, sodann bei Drunzer
(nachmals Ruffing, Walter und Lorig) Oberer Markt. Seit mehreren Jahren befindet
sich das Vereinslokal in der Hopfenblüte, Marktstraße 2, deren sangesfroher Besiter
seit 30 Jahren als aktives Mitglied wacker seinen Mann gestanden hat und nebenbei
getreulich Wache hält, daß seine lieben Sangesbrüder während und nach den Übungs-
stunden immer mit dem edlen Gerstensaft der Neunkircher Schloßbrauerei gelabt werden,
Die Übungsstunden sind wöchentlich Dienstags und Freitags abends von 8 Uhr ab-
Fassen wir nun das Ergebsin eines 52jährigen Bestehens zusammen, so kann die
Liedertafel wohl von sich sagen: „Manch Lied hab ich in Lust und Leid gesungen
von Lenz und Liebe, von seliger goldrer Zeit, von Freiheit, Männerwürde, von Treu
und Heiligkeit, von allem Hohen und Schönen, was Menschenbrust durchbebt und
Menschenherz erhebt. Ich sang an der Wiege des Kindes, ich sang am Traualtar,
ich sang am Grabe des Sängers zum Abschied und zum Willkommen lieber Menschen,
Sangesfreunden und -Brüder immerdar. Die Neunkircher Liedertatel war immer ein
treuer Weggenosse sangesfreudiger Menschen, insonderheit der Neunkirchener Bürger-
schaft, mit der sich die Liedertafel stets inn'g verbunden fühlt. Reich war die Aussaat,
dankbar die Ernte an geleisteter Kulturarbeit. Dankbar wollen wir auch aller derer
gedenken, die durch langjährige treue Mitgliedschaft dem Sangeswesen gedient haben,
zum Preise des Schöpfers, zur Hebung und Förderung des deutschen Volksliedes und
zum Wohle unserer Mitmenschen und unseres angestammten deutschen Vaterlandes!“
ie