Wettstreit der Lieder ein, 62 Vereine gaben ihre Zusage und nahmen am Wettsingen
teil. Viele Ehrenpreise wurden von Vereinen, Körperschaften und Einzelpersonen yestiftet,
sodaß mehr als zwei Drittel der wettsingenden Vereine im Haupt- und Ehrensingen
mit Preisen bedacht werden konnten. Die Veranstaltungen wurden über die Pfingsttage
abgehalten. Samstags abends war großer Festabend im Kaisersaal unter Mitwirkung
sämtlicher Neunkircher Gesangvereine und der Bergkapelle von König und Heinit.
Pfingstsonntag war Hauptsingen, Montags Ehrensingen. Ein großer Festzug führte
die Teilnehmer auf den Festplatz um Heusnersweiher zum Volksfest. Doch mit des Ge-
schickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten. Liedertafelwetter erster Klasse mit
geradezu ungewöhnlicher Witterung ließ keine Entfaltung des Festes zu. Bittere Kälte,
Blits, Donner, Hagel und starker Regenfall halfen das Fest verschönern und sollen auch
schuld daran gewesen sein, daß manche Vereine den richtigen Ton — beim Singen
und auch hinterher — nicht fanden und daher keinen Preis erhielten. Ja, man war
von Seiten dieser Vereine nahe daran, den damaligen Schriftführer der Liedertafel ge-
richtlich zu belangen. Es zeigten sich auch hier wieder ganz besonders die häßlichen Folgen
der Wettstreite‘ Bezeichnend für die lächerliche Wichtigtuerei und unglaubl.che Nervosität,
die manche Vereine dabei befallen hatte, bezeichnend aber auch für die zwecklose
Vergeudung von Zeit und Arbeit auf Seiten des beklagenswerten Schriftführers der
Liedertafel ist die Tatsache, daß allein der Gesangverein Edelweiß Oberstein sage
und schreibe 25 Anfragen an den Verein richtete, diz alle beantwortet wurden. Nachdem
diese Veranstaltungen mit ihren schönen und unschönen Nachklängen verrauscht waren,
traten wieder ruhigere Tage für den Verein in die Erscheinung.
Das Ansehen, welches sich der Verein erworben hatte, wirkte sich aus in Cem
stolzen Bestreben seiner Mitglieder, durch regelmäßige, gediegene Übung das bewiesene
Können zu entwickeln. Es fanden wöchentlich zwei Gesangstunden statt, und das Er-
gebnis dieser Ubungsstunden wirkte sich aus in der Veranstaltung von Konzerten,
Familienabenden, Ausflügen und auch schön gestalteten Kostümtesten. Auch beteiligte
sich der Verein wiederholt an Wettstreiten, manchmal mit gutem und auch einmal
mit weniger gutem Ertolg. Im Jahre 1912 wurde das 40jährige Stiftungsfest in
kleinerem Rahmen gefeiert.
Nach Ausbruch des Krieges wurden die Ubungsstunden eingestellt. Während des
Krieges sang der Verein nur noch bei Beerdigungen verstorbener Mitglieder und in cen
Kriegeilazaretten in Neunkirchen. Und manchem Verwundeten haben die alten lieben
Weisen der Volkslieder fraute Bilder von Heimat und Vateıhaus vor die sehnende
Seele gezaubert und haben ihn ein Weilchen Schmerzen und Sorgen vergessen lassen.
Im Kriege gefallen sind die Sangesbrüder Friedrich Lehmann und Karl Schneider;
an den Folgen des Krieges kurz nachher verstarben Johann Resch und Jakob Didie.
Nach Beendigung des Krieges wurden die regelmäßigen Gesangstunden wieder auf-
yenommen und zwar mit 20 al.en Sängern, Die Mitgliederzahl nahm jedoch rasch zu,
nachdem der Verein die alten konservativen engherzigen Eintrittsbestimmungen hatte
"allen lassen und ein mehr demokratischer Geist, wie ihn die Zeitverhältnisse urge-
zwungen mit sich brachten, eingezogen war. Grestärkt durch die günstige Entwicklung
konnte der Verein es wagen, das 1922 fällige 50jährige Stiftungsfest in gıößerem
Umfange zu feiern, zumal der Verein jetzt 80 aktive und 200 inaktive Mitglieder
zählte. Ein großer Festkommers, bei dem sämtliche Neunkircher Bundesvereine
and die Berakapelle Heinit mıtwirkten, eröffnete am Samstag abend die Fesflichkeit. Für