ZUM GELETIT
Sein Bild und sein Name im Eingang unseres
Franz Schubert! ersten Bundesbuches bedeuten Weg und Ziel
zugleich. Denn der unübertroffene Meister des deutschen Liedes und Männer-
Ahores wirkt durch sein Leben und Werk auf uns Menschen einer an Verfal's-
zrscheinungen überreichen Zeit wie die ewige Jugend und Natur.
Einfach und natürlich, äußerlich und innerlich wahr und rein, so steht
der Mensch Schubert liebenswürdig vor uns, Die „Gesellschaft“ mied er,
auch als er durch seine Kunst Eintritt in ihre höchsten Kreise finden konnte-
Aber ein selten treuer Freund war er einer Reihe von tirefflichen Männern,
die mit Liebe und Verehrung an ihm hingen. Mit ihnen war er in kindlicher
Harmlosigkeit und in jugendlichem Überschwang fröhlich bei Sang und
Becherklang, ihnen führte er zuerst seine Tondichtungen vor und drückte
so ihrer Geselligkeit den Stempel seines Künstlergeistes auf.
Er schenkte seinem Volke und der ganzen Welt Werk auf Werk, eines
herrlicher als das andere — und hinterließ irdische Güter im Gesamtwerte
von 63 Gulden. Auch er mußte wie so mancher große deutsche Künstler
daıben. Und doch bewahrte er ein Herz voll Zufriedenheit und Frohsinn.
voll Menschenliebe und Menschenglauben.
In diesem armen und schlichten Manne schuf der göttlich-urmusikalische
Funke mit der unerschöpflichen Fülle, mit der Naivität und Zwecklosigkeit,
mit dem geheimnisvollen Weben einer beglückenden Naturkraft und brachte
Blüte auf Blüte und Frucht auf Frucht hervor in edelster Reinheit und
strahlender Schöne. Wenn neben Mozart von einem unserer großen Ton-
dichter Goefhes- Wort gilt, daß er singt wie der Vogel, und daß sein Lied
reichlich Selbstlohn ist, dann von Franz Schubert. Deshalb muten seine
Lieder nnd Chöre und alle seine Werke an wie Naturkinder, und deshalb
sind sie höchste Kunst: schlicht und unbedingt wahr in Empfindung und
Ausdruck, herzensoffen und jugendlich schön, voll frohen Glaubens, freudigen
Hoffens, beglückender Liebe. Schuberts ganze Kurst ist befreiende Lebens-
bejahung, wie die Natur Lebensbeiahung ist.
