Full text: Bildungs- und Arbeitsplan für die achtklassigen Volksschulen des Saargebiets

mosaikartigen Lesebuch, zum Gansbuch erleichtern ihn ein— 
führen in die der Jugend gemäßen Werke des volkstüm— 
lichen Schrifttums und in ihm das Verständnis für das 
gute Buch entwickeln, seine Freude daran wecken und be— 
leben. Durch sie soll nichts Fremdartiges in die Schule 
hineingetragen werden. Im organischen Zusammenhang 
mit den einzelnen Unterrichtsgebieten wird sie eine Weckerin 
lebendigen Interesses, ein Unterrichtsmittel für vertiefende 
Einzelbetrachtung und geistbildende Verknüpfung sein. 
Psychologisch ist sie begründet in der kindlichen Freude und 
der Sehnsucht, einmal wie die Erwachsenen ganze Bücher 
zu lesen, eigene Bücher besitzen zu dürfen. Sie hilft zur 
Charakterbildung mit dem reichen Gefühlsgehalt ihrer Mär— 
chen, mit dem Eindringen in sittliches Heldentum und dem 
daran wachsenden Urteilsvermögen. 
Die Behandlung ergibt sich aus dem Wesen der Lektüre. 
Die Aufgabe des Lehrers beschränkt sich auf vorhergehende 
und begleitende kurze Sacherklärungen, auf lebendige Dar— 
bietung, nach dem Lesen auf ein Sammeln und Gruppieren 
um bestimmte Richtpunkte. Der Schüler muß selbständig 
schauen, beobachten und urteilen, wenn nötig, unter leiser 
Führung des Lehrers. Für die gute Wirkung der Lektüre 
ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Darbietung 
nicht durch stümperhaftes Lesen unbeholfener Schüler be— 
einträchtigt, nicht vorzeitig durch Besprechungen unterbrochen 
wird. Nur der Lehrer und gut geförderte Schüler dürfen 
vorlesen. — Die Klassenlektüre ist abhängig von der Lehrer— 
persönlichkeit und dem Klassenstande. Ob Klassenlektüre 
gepflegt werden kann, welche Auswahl zu treffen ist, soll in 
jedem Falle dem Takt des Lehrers — Erziehers überlassen 
bleiben. Doch ist anzustreben, daß auch in den einfachsten 
Schulverhältnissen jedes Kind wenigstens ein Ganzbuch vor 
seiner Entlassung gelesen hat. 
Literarische Erziehung. Wenn durch geeignete 
Auswahl und wirksame Vermittlung des Lesegutes im Kinde 
die Freude an der guten Dichtung geweckt ist, wenn die Ge— 
wöhnung die Neigung zur Teilnahme an den edlen Geistes— 
gütern des Volkes befestigt hat, so sind fernerhin literatur— 
kundliche Belehrungen und Hinweise wünschenswert, um 
dieses Verhältnis zu vertiefen und dauernd zu gestalten. 
Es kann, sich dabei nicht um trockene literaturgeschichtliche 
Notizen handeln, sondern um Wegweisungen, die die Lese— 
neigung auch außerhalb der Schule und über die Jahre des 
Schulbesuches hinaus in geist- und gemütbildender Weise 
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