sind. Arbeit ist nicht: tun, was einem gerade gefällt,
— jetzt hier ein wenig, morgen dort ein wenig —
wie ein flüchtiger Schmetterling von Blume zu
Blume gaukelt, also eine Art geschäftigen Müßig—
gangs, sondern Arbeit ist: das Einsetzen seiner gan—
zen Persönlichkeit, aller Kräfte des Leibes und der
Seele, hinter die Erfüllung seiner Pflichten um
des Gewissens willen!
Deshalb besteht weiterhin der Segen der Arbeit,
wenn wir sie auch als Schülerin so tun mit dem
ganzen Einsatz der Persönlichkeit, in der Er—
höhung unseres Lebensgefühls, in der
Beglückung unseres Herzes. In dieser Beleuchtung
erkennen wir, daß Arbeit wahrlich nicht Druck oder
gar Strafe Gottes, sondern ein gnädiges Ge—
schenk seiner Vatergüte an uns Menschen—
kindern ist. Und so verstehen wir auch das Wort
des Psalmisten in seiner tiefsten Bedeutung: Unser
Leben währet 70 Jahre, und wenn es hoch kommt,
so sind es 80 Jahre, und wenn es köstlich gewesen
ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Nur durch
fleißige Arbeit erwirbt man sich ein sittliches Recht
auf Erholung und auf einen Feierabend
seines Lebens!
Und noch ein Letztes. Weil Arbeit ein so hoch—
beglückendes Gnadengeschenk ist, das dem
Leben erst Sinn und Inhalt gibt, deshalb
schauen wir mit tiefster Erschütterung auf das Mil-—
lionenheer der Arbeitslosen, deren Leben
Sinn und Inhalt verloren hat. Wir beklagen im
besonderen, daß so viele blühende Jugend,
die durch unsere liebe Cecilienschule für das Lehramt
borbereitet wurde, noch abseits stehen muß am Markt
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