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November 1860 geriet Hochofen II ausser Betrieb und bedurfte eines Umbaues, der bis Ende
Februar 1861 dauerte, Der Hochofendirektor nahm seinen Abschied. Es fehlten Kohlen, Koks
und Roheisen. Bei den Gebläseanlagen für Hochofen II und IIL waren grössere Aenderungen
nötig, um sie in Ordentlichen Gang zu bringen. Das Eisen war ungenügend und ergab nur
schlechte Schienen, Es war ein Zuschlag von 25 v. H. Nassauer Erz nötig, um es einigermassen
brauchbar zu gestalten. Dazu waren neue Erzankäufe in Nassau erwünscht, Die beiden grossen
Wärmeöfen mussten in kleine umgebaut werden, da sie nicht funktionierten. Ebenso liess das
Puddelwerk viel zu wünschen übrig. Die Gründe lagen in der Bauart der Puddelöfen. Dann
ging das Walzwerk nicht regelmässig. Im September 1861 war Hochofen I schon wieder krank
und musste ausgeblasen werden. Die vorhandenen Koksöfen bewährten sich nicht. Es wurde ein
Versuch mit kleinen neuen französischen Oefen gemacht. Erst wurden sechs derselben gebaut, in
aner Reihe mit den alten in der Richtung auf Malstatt zu. Für den Fall, dass sie sich bewähren
sollten, wurde der Umbau aller vorhandener Koksöfen und der Neubau der für den regelmässigen
3etrieb von drei Hochöfen nötigen Koksöfen nach demselben Systeme beschlossen. Im
März 1862 musste Hochofen I abermals ausser Betrieb gesetzt werden. Die vorhandene Kohlen-
nühle erwies sich gleichfalls als für ihre Aufgabe ungenügend. Eine neue musste beschafft
werden, Als im Frühling 1862 schliesslich mit Kosten von 12000 Francs noch zwölf neue Koksöfen
gebaut worden waren, konnte man endlich den dritten Hochofen anblasen, wenn man auch zur
Srgänzung noch Koks vom Bergamt zukaufen musste, was eigentlich gegen die Ueberlieferung der
Hütte verstiess. Zum ersten Male flammten alle drei Hochöfen datternd nebeneinander. Nikolaus
Flamm widmete sich der Hütte mit unermüdlichem, hingebendem Eifer. Es war kein leichtes für
ihn, der eine Menge verfehlter Anlagen und eine leere Kasse vorgefunden hatte, die Hütte in be-
:riebsfähigen Zustand zu versetzen. Aber er arbeitete daran mit rastloser Tatkraft und mit augen-
scheinlichem Glück. Von Monat zu Monat lief der Betrieb besser, da er jeden aufgedeckten
Mangel gründlich beseitigen liess. Bereits am 19. Januar 1861, nach noch nicht einjähriger Tätigkeit
“amms, erkannte der Verwaltungsrat seine Verdienste um die Hütte ausdrücklich an.
Sobald die vorhandenen Betriebsmittel einigermassen liefen, ging es an ihre Ergänzung und Er-
weiterung. Eine zweite Vorwalzstrasse mit Luppenschere war die erste Neuschöpfung. Die Trägerher-
stellung, die Flamm in seiner früheren Stellung hauptsächlich gepflegt hatte und deren Bedeutung für die
künftige Bautätigkeit er erkannt hatte, galt es auch in Burbach einzuführen. Er erhielt die Genehmigung
zur Anschaffung der drei Walzenpaare, die damals in Deutschland dazu gebraucht wurden. Eine dritte
Drehscheibe, drei Krane für das Walzwerk, die Vollendung der Ausrüstung zur Herstellung von Laschen
mit Kosten von 10000 Francs, die Herstellung einer ordnungsmässigen Schienenadjustageeinrichtung,
zwei neue Schienenscheren, eine neue Eisensäge, eine neue Bohrmaschine, das alles hielt bis Frühling
1862 seinen Einzug in die Hütte. Gekrönt wurde diese Erweiterungstätigkeit aber durch den Neubau
eines Walzwerks mit zwei Strassen, und zwar eines zweiten Fertigwalzwerks, das allein das Schritthalten
der Schienenerzeugung mit der Roheisendarstellung ermöglichen konnte. Es war nötig, um jährlich
18000 t Schienen zu machen und bei mangelndem Schienenabsatz Spezialeisen zu walzen. Die Kosten
beliefen sich auf 200 000 Francs. Ursprünglich hatte man daran gedacht, 100 000 Francs zu sparen
und die noch auf dem Magazine stehende, noch von Majerus beschaffte zweite Antriebsmaschine
dazu zu benutzen, aber dieselbe war nach Flamms Urteil zu schwach, um diese Arbeit zu leisten.
Es musste mit sechs Monaten Frist eine neue Maschine bestellt werden. Die Geringwertigkeit der
Kohlen und namentlich ihren allzureichen Griesgehalt suchte Flamm dadurch abzustellen, dass er
entweder nur erste Sorte kaufte oder die zweite Sorte doch mit erster Sorte mischte. Trotz aller
Umsicht war die Hütte jedoch nie in vollem Betriebe zu erhalten, da allzuoft die Erze versagten.