Da der Schienenabsatz stockte und es durchaus zweifelhaft war, ob sich das Roheisen würde absetzen
assen, schlug Flamm vor, einen Hochofen auszublasen. Der Verwaltungsrat vertagte es aber und
jeauftragte den Direktor vielmehr, 3000 t Schienen zu dem billigsten Preise an die Hessische
udwigsbahn abzusetzen. Die Minette gab ja nur ein mittleres Eisen, aber doch wenigstens ein
illiges, sodass man dabei nicht gerade Geld zusetzte. Freilich standen den Minetteschienen die
scharfen Abnahmebedingungen der deutschen Regierungen und Eisenbahngesellschaften im Wege.
Man ratschlagte, wie es wohl zu erreichen sein würde, dass Deutschland seine Abnahmebedingungen
und Bürgschaftsverpflichtungen auf das geringere Mass der französischen und belgischen herabsetze.
Ein Mittel, das zum Ziele geführt hätte, fand man natürlich nicht. Anfang Juni 1861 waren von der
Lieferung für die Nassauer Bahn noch 1300 t übrig. Das bedeutete nur noch Arbeit für
zwei Monate. Die hessische Eisenbahndirektion stand im Begriffe, für die Ludwigsbahn 2250 t
Schienen zu vergeben. Flamm bemühte sich aufs äusserste um den Auftrag und suchte den Preis
50 billig als möglich zu stellen. Der Herstellungspreis betrug 198,50 Francs. Bei einem Verkaufe zu
210 Francs blieb also immer noch ein geringer Nutzen. Aber die hessische Bahn verlangte eine vier-
ährige Garantie, und das war bei den schlechten schweisseisernen Schienen der Hütte eine gefährliche
Sache. Trotzdem musste man in den sauren Apfel beissen. Dabei musste man noch froh sein, dass es
zelang, sogar 3000 t Schienen dort unterzubringen, Da auch dieser Auftrag nicht genügend
Beschäftigung brachte, musste man sogar Aufträge kaufen. Hoesch und Sohn in Düren verkauften
an Burbach 1000 t Schienen ihrer Lieferung an Würtemberg für 225,70 Francs, gegen
7,50 Francs Vergütung die Tonne, die aber in Roheisen gezahlt wurde, und zwar unter Zugrunde-
‚egung eines Preises von 93,75 Francs frei Köln. Die Hütte hätte noch weitere 1 500 t zu denselben
3Zedingungen haben können, nur mit der Nebenbestimmung, dass die Vergütung für 300 t an
Jacoby, Haniel & Huyssen in Geld gezahlt werde. Aber zum Glück hatte die Hütte diesen Vertrag
ıicht sofort fest abgeschlossen. Der Schienenabnehmer für Würtemberg: machte bei der ersten
Abnahme so viel Schwierigkeiten, dass sich die Hütte über ihn beschwerte. Sie erhielt den Bescheid,
dass Würtemberg die Schienen abnehmen werde, wenn ein Ausschuss, der sie begutachten solle,
sie für gut befinde. Unter diesen Umständen hielt Flamm es für weise, sich mit einer zweiten
Lieferung an Würtemberg etwas zurückzuhalten. Ende 1861 stellten sich endlich etwas mehr Aufträge
ein, und im Frühling 1862 wurde das Geschäft so lebhaft, dass die Hütte für eine Nachbestellung
Baierns von 1500 t 265 Francs verlangen konnte, während sie für die erste Lieferung nur 225 Francs
erhalten hatte. Der April 1862 brachte 3000 t Aufträge für Hessen und 1000 t für Baden, so dass
andlich der Bann gebrochen war. Jetzt stieg die deutsche Roheisenerzeugung endlich empor. 1862
betrug sie die unerhörte Menge von 696350 t. Ebenso stiegen Walzeisen und Schienen auf
413173 t empor. Die Burbacherhütte hatte 1860,61 15170 t Roheisen erzeugt. 1861/62 erzeugte
sie 18673 t und 1862/63 27982 t. Davon musste sie freilich noch eine bedeutende Menge als
Roheisen verkaufen, da sie keinen Absatz für Fertigerzeugnisse hatte. 1861 verkaufte sie grosse
?osten Roheisen zu 80 Francs nach der Ruhr und zu 90 Francs nach der Saar, ja sie sandte einen
ıungen Ingenieur Hubert Müller, den nachmaligen Delegierten des Verwaltungsrates, nach dem
xhein und der Ruhr, um Roheisen und Spezialeisen dort abzusetzen, und nahm schliesslich
aänen eigenen Reisenden in Roheisen in ihren Dienst. An Fassoneisen erzeugte sie 1861/62.
1313 t und 1862/63 1640 t, an Schienen 1861/62 8393 t und 1862/63 10919 t.
Mit der Verarbeitung des Eisens wollte es trotz aller Anstrengungen noch nicht so recht vorwärts
gehen. Das hatte seinen Grund in Betriebsschwierigkeiten. Es galt nicht nur noch ununterbrochen
Ergänzungen der Einrichtung der Hütte, sondern vor allem erwiesen sich die vorhandenen Einrich-
tungen bei dauerndem Betriebe als ungenügend und ihren Aufgaben nicht gewachsen. Im