Eisenbahnverbindung Diedenhofen-Cockeren können nur unsere schon glänzende Lage für die Erz-
»eschaffung noch verbessern. Der Saarkanal würde uns auch, wenn wir es je nötig haben sollten,
ıns einen Absatzweg ins Ausland für unsere Erzeugnisse zu suchen, sehr treffliche Dienste leisten.
„Die Personenfrage, welche sich im voraus unmöglich beantworten lässt, ist derjenige Punkt,
welcher am meisten zu wünschen übrig lässt. Der Hüttenmann lässt sich nicht aus dem Boden
stampfen, und der gute Arbeiter verlässt selten die Stellen, an denen er einmal Wurzel geschlagen
hat. Unsere Wahl inbezug auf die leitenden Männer hat im Anfang auf ihrer Seite unseren
Srwartungen nicht entsprochen. In diesem Punkte stehen wir heute am Ende unserer Versuchszeit
und wir beginnen das Jahr 1861/62 mit grösserer Zuversicht denn je.“
Dieser Bericht berührte zwar die Hauptpunkte, legte aber keineswegs alle Schäden offen.
Andrerseits war in dem Augenblicke, wo er erstattet wurde, wirklich die entscheidende Wendung
zum besseren eingetreten. Um so schlimmer hatte es 1860 und im ersten Halbjahr 1861 gestanden.
Die Geldnot drückte hart auf die Gesellschaft und lähmte den Geschäftsgang. Schon im
Mai 1860 hatte sich dieselbe zur Krise verdichtet. Der Direktor erhielt damals Anweisung, bei Geld-
bedarf einen Teil der fertigen Schienen zu verpfänden. Man dachte auch daran, durch das Bankhaus
Berger für eine Million Francs Schuldverschreibungen auszugeben, aber niemand glaubte so recht an den
Erfolg dieser Massnahme. An Dividende schüttete man 2 v.H. aus, um den Teilhabern doch etwas
zu bieten, während man 1100 000 Francs mit 5 v. H. verzinsen musste. Der Geldbedarf belief sich
auf rund eine Million und liess sich nicht mehr in der Form von laufenden Schulden halten. In
Belgien war augenblicklich kein Geld zu bekommen. Vielleicht in Deutschland. Nach längeren
Verhandlungen mit Salomon Oppenheim jun. in Köln eröffnete das Bankhaus Oppenheim & Co.
in Köln der Hütte einen Kredit von einer Million Francs gegen Schuldschein des Bankhauses
Berger freres et Cie. und gegen persönliche gemeinsame Haftung des Verwaltungsrates für
300 000 Francs. Am 18. März 1861 wurde der Vertrag mit dem Bankhause unterzeichnet. Damit war
wenigstens die augenblickliche Not behoben. Aber die Lösung der Frage war nur vertagt. Sie machte
sich nur allzubald wieder bemerkbar. Man war sich klar darüber, dass der zu geringe Betrag des
Kapitals in der schlechten Zeit ernste Gefahren bringe und zum Stillstand des Werkes führen könne, Von
Monat zu Monat musste ängstlich mit dem Eingang der Ratenzahlungen für die gelieferten Eisen-
bahnschienen gerechnet werden, welche die einzigen grösseren Verkäufe darstellten. Im Herbst war
auch noch an keine Dividende zu denken. Der geringe Gewinn musste zu Abschreibungen verwandt
werden. Der Generalrat vom 16. September 1861 beschloss endlich die weitere Einzahlung von
880000 Francs, der genauen Summe, welche benötigt wurde. Dieselbe sollte in fünf Fünfteln
nonatlich vom 15. Oktober an eingezahlt werden. Wie nötig man das Geld brauchte, geht daraus
aervor, dass man Vorausbezahlungen des ganzen mit 6 v. H. Zinsen vergütete und Verzug mit
6 v. H. Zinsbelastung bestrafte. Bei der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft sollte dann das
Gesellschaftskapital noch um 720000 Francs erhöht werden, sodass es 6000 000 Francs ausmachte.
Ein rascher, leichter und lohnender Absatz des einzigen bedeutsamen Erzeugnisses der
Hütte, der schmiedeeisernen Fisenbahnschienen, hätte diese schwierige Lage wohl einigermassen
mildern können. Aber das Gegenteil eines solchen Absatzes war der Fall. Das Jahr 1861 stand
noch gänzlich im Zeichen des Niederganges. Die Roheisenerzeugung des Zollvereins, die 1860
545 298 t gewesen war, War 1861 erst wieder 591 592 t. Schienen und Walzeisen, die 1860
335 111 t ausgemacht hatten, machten 1861 ebenfalls erst 354 745 t aus. 1860 waren eine Reihe
Schienenabschlüsse zustande gekommen. 2500 t Schienen waren an Würtemberg, 1275 t an Nassau,
2377 t an die Staatseisenbahn Bromberg-Thorn verkauft worden. Aber 1861 stand das Geschäft still.