Full text: Die Burbacherhütte 1856 - 1906

„Die Lage der Eisenindustrie in Deutschland während des eben verstrichenen Jahres hat 
uns nicht erlaubt, eine Dividende zu verteilen. Um diese Lage in wenigen Worten zusammen- 
zulassen, genügt es zu bemerken, dass wir das Roheisen, das wir am Beginn unserer 
Fabrikation zu 130 bis 140 Francs verkauft haben, obgleich es höherer Güte ist, nur zu 90 Francs 
naben verkaufen können, und dass trotz eines Niederganges der Preise um rund 30 v. H. die 
Nachfrage nach Schienen auf dem deutschen Markte fast gleich Null gewesen. ist. Diese Umstände 
haben ein beharrliches Nachlassen der Beschäftigung auf der Hütte, die Anhäufung grosser 
Warenvorräte, das Ausblasen eines Hochofens, und als schliessliche Folgen grössere Verluste an 
Zinsen und Generalunkosten - herbeigeführt, welche, auf die geringe erzeugte Menge verteilt, den 
möglichen Herstellungsgewinn aufgezehrt haben. So kommt es, dass wir in diesem Rechnungsjahre 
nur erzeugt haben 
‘5121,160 t Roheisen, von denen 5000 t keinen Absatz haben finden können, 
7987,158 t Schienen, 
166,397 t Laschen, 
16.920 t T-Eisen. 
„Ein anderer Grund, welcher auf die wenig günstigen Jahresergebnisse von Einfluss gewesen 
ist, ist das Fehlen eines genügenden Betriebskapitales. Das deutsche Wirtschaftsgebiet ist ein 
ausgedehntes. Die Verkehrsmittel sind nicht immer schnelle. Die endgiltige Warenabnahme hat 
die Tendenz, sich in die Länge zu ziehen. Die Zahlungen lassen auf sich warten, und die 
Gesellschaft muss beträchtliche Summen auf Kredit nehmen. Nun ist der Kredit in Deutschland 
für die Gesellschaft teuer, sehr teuer: das Geld kostet acht, neun v. H. und der hohe Zinsfuss, 
den man zahlt, verzehrt den Gewinn, den man unter anderen Umständen machen würde. Unser 
im Werke festgelegtes Kapital beträgt die Summe von 3538314,28 Francs, 
das Betriebskapital 901 435,82 
4439 780,10 Frances. 
„Da sich unser Gesellschaftbesitz auf rund sieben Millionen beläuft, wenn man die Werte mit 
in Rechnung zieht, welche erst in Zukunft zu bezahlen sind, so ergibt sich, dass wir beharrlich 
ainen Kredit von zwei Millionen in Anspruch nehmen müssen. Verschiedene bevorstehende Ein- 
nahmen, die Verarbeitung oder der Verkauf des Roheisens und die Bezahlung der an Luxemburg 
gelieferten Schienen werden diese Summe vermindern, aber auch abgesehen von der Unbequem- 
ıichkeit der Zahlung sehr hoher Zinsen bringt die Lage Gefahren, und wir schlagen deshalb vor. 
diese durch eine Vermehrung des Gesellschaftskapitals abzustellen. 
„Wenn das zu Ende gegangene Jahr hinsichtlich des Berichtes über unsere Einnahmen so 
viel zu wünschen übrig lässt, so weist es doch grosse Vorzüge auf hinsichtlich der Erfahrung und 
der Ergebnisse in der Warenerzeugung. Unsere Erzeugung erhebt sich heute auf eine mittlere Menge 
von 25 bis 30 Tonnen Roheisen auf den Hochofen in vierundzwanzig Stunden, bei einem Verbrauche 
von rund 1200 kg Koks auf die Tonne und einem Ausbringen aus dem Erze von 30 bis 35 v. H., 
wobei wir die Hochofengase benutzen, um die Heissluftmaschinen und ihre Gebläse zu treiben. 
Dieser günstige Gang sichert einen Gestehungspreis unter 75 Francs die Tonne und ein Roheisen, 
das allen Anforderungen der Erzeugung von Schienen, Handelseisen und Spezialeisen gewachsen 
ist. Unsere Schienenherstellung, welche am Anfang des Rechnungsjahres viel zu wünschen übrig 
ness, ist im Verhältnis des Fortschrittes nicht zurückgeblieben; so hat die Lieferung für Nassau, 
welche uns im Anfang beträchtliche Verluste bereitet hatte, mit Gewinn zu Ende geführt werden 
können und hat den Abnehmern volle Befriedigung gebracht. sodass diese unsere Erzeugnisse hoch
	        
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