Die Gründung der Saarbrücker Eisenhüttengesellschaft
am 22. Juni 1856,
D: belgische Eisenindustrie war in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zu
ausserordentlicher Bedeutung herangewachsen. Sie besass nicht nur einen erheblichen
Zollschutz, welcher ihr den Binnenmarkt sicherte, sondern die belgische Staatsregierung unterstützte
sie auch auf jede Weise, indem sie ihr gesamtes Eisen von ihr bezog. Das waren seit dem Beginne
les Eisenbahnbaues ganz bedeutende Mengen. Durch den lohnenden Absatz auf dem Binnen-
markte wurde nicht nur die Grosserzeugung von Roheisen und Schmiedeeisen möglich, sondern
es wurde dadurch auch eine gesunde Grundlage für die Ausfuhr geschaffen, zumal die deutschen
Gestehungskosten erheblich höhere waren als die belgischen. Nach Frankreich war allerdings
eine Ausfuhr der hohen Eingangszölle wegen unmöglich, aber der deutsche Markt entschädigte
3Zelgien in reichem Masse für diese Beschränkung. Das Grossherzogtum Luxemburg machte
lIrotz seiner reichen Eisensteinschätze der belgischen Eisenindustrie in Deutschland kaum nennens-
werten Mitbewerb. Im Jahre 1850 erzeugte es in elf Hochöfen erst 7500 Tonnen Roheisen. Das
war allerdings fünfzehn mal soviel, als es verbrauchte, aber doch im Verhältnis zu der belgischen
Roheisenerzeugung eine geringe Menge. Denn 1847 besass Belgien bereits 71 Hochöfen, welche
220 000 Tonnen Roheisen herstellten. Luxemburg brauchte den deutschen Markt, um überhaupt
Jestehen zu können, da Frankreich und Belgien ihm den Eingang sperrten. 1842 trat es daher
dem deutschen Zollverein bei, und noch in demselben Jahre beantragte die Luxemburgische Stände-
versammlung bei Preussen die sofortige Einführung eines Schutzzolles auf Roheisen, ohne den
die Luxemburgische Eisenindustrie erliegen müsse. Man verstand dabei Preussens Vorteil ins
‚echte Licht zu setzen. Man berief sich darauf, dass Luxemburg mit der staatlichen preussischen
Saarkohle zehnmal soviel Eisen erzeugen könne, wie es damals erzeugte, wenn ihm ein ent-
sprechender Zollschutz gewährt werde. Luxemburgs Bemühungen hatten Erfolg, da sie mit den
Bestrebungen der preussischen Saarindustrie und der schlesischen Eisenindustrie zusammen fielen.
1844 führte der deutsche Zollverein Eisenzölle im Betrage von 2 M. auf den Doppelzentner ein.
Luxemburg kam dies freilich nur in geringem Masse zugute, denn ein Vertrag des Zollvereins mit
Belgien 1844 liess belgisches Eisen auf sechs Jahre zur Hälfte des Zolles ein, den englisches Roh-
eisen zahlen musste, Hatte die belgische Roheiseneinfuhr nach Deutschland 1842 und 1843
16 und 18 v. H. der deutschen Gesamtroheiseneinfuhr betragen, so belief sie sich nach einseitiger
Aderabsetzung des Zolles für belgisches Eisen 1845 auf 58 v. H. und 1850 auf 69 v. H. der ge-
zsamten Roheiseneinfuhr von 134 658 Tonnen. Statt dieser 69 v. H. werden auch 75 857 Tonnen
angegeben, welche über die Hälfte der belgischen Roheisenerzeugung des Jahres 1850 darstellten,
die 144 452 Tonnen betrug. Allerdings war 1850 eines der schlechtesten Jahre der belgischen
Roheisenerzeugung.
Als der Ablauf des belgischen Vorbegünstigungsvertrages mit dem deutschen Zollverein
nerannahte, wurde der Bestand des deutschen Zollvereins vorübergehend durch Oesterreich er-
schüttert. Preussen kündigte 1851 den Zollverein auf den 1. Januar 1854, schloss aber 1853 dann