Da die älteste Krankenkasse nicht nur Krankengeld zahlte, sondern auch ärztliche Behandlung
vorsah, so machte sich sehr bald das Bedürfnis nach einer planmässigen Krankenpflege fühlbar.
Bis zum Jahre 1866 wurden alle Schwerkranken, welche einer sorgfältigen Pflege bedurften, dem
Saarbrücker Krankenhaus überwiesen. Am 14, Februar 1866 beschloss jedoch der Knappschafts-
vorstand, versuchsweise in Burbach selbst ein Hilfslazarett einzurichten, Aus eigenen Mitteln war
das freilich nicht möglich, aber die Hütte stellte dazu bereitwilligst die erforderlichen Räume in
ainem ihrer Arbeiterhäuser in der Hüttenstrasse zur Verfügung. Schon in den siebziger Jahren
genügte dieses Hilfslazarett jedoch den immer steigenden Anforderungen nicht mehr. Am 15. Juni
1880 beschloss der Vorstand daher, ein eigenes Gebäude für diesen Zweck zu errichten. Aber
auch damals war die Vermögenslage des Vereins einem solchen Unternehmen nicht gewachsen. Es
wurde daher von der Hütte nicht nur der Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung gestellt, sondern die
Hütte übernahm auch die Hälfte der Baukosten. 1881 wurde ein geräumiges Gebäude mit Kosten
von 30000 M als erstes eigenes Krankenhaus errichtet. Es umfasste 45 Betten und befand sich
in der Nähe des Torhauses I. Im Jahre 1885 wurde es durch einen Anbau erweitert. Aber an
der Stelle, an der dieses Krankenhaus stand, war nicht nur eine weitere Ausdehnung für dasselbe
ausgeschlossen, sondern auch schon in seinem vorhandenen Umfange verhinderte es eine Ver-
grösserung des Hüttenbahnhofes, welche sich unbedingt erforderlich machte. Nur eine Verlegung
konnte Abhilfe schaffen. 1896 wurde daher ein der Neuzeit entsprechendes Krankenhaus errichtet
und im Juni 1897 bezogen, Es bietet Raum für sechzig Betten, welche jedoch, falls erforderlich,
auf 120 vermehrt werden können. Im Erdgeschoss befinden sich Wartezimmer, Sprechzimmer,
Untersuchungszimmer, Verbandzimmer, mehrere Krankenzimmer, ein Aufenthaltsraum für Genesende,
Badezimmer und andere Räume. Im Obergeschoss, zu welchem eine breite Treppe führt und für
das ein Personenaufzug vorgesehen ist, liegt ein geräumiges neuzeitlich mit allen Hilfsmitteln ein-
gerichtetes Öperationszimmer, welches durch Oberlicht und durch doppeltes Seitenlicht erhellt ist.
An dasselbe schliesst sich ein Zimmer für Instrumente an. Ausser einem kleinen Krankenzimmer
befindet sich hier noch ein grosser Saal, welcher für 15 Betten Platz bietet. Das ausgebaute
Dachgeschoss enthält noch eine Anzahl Krankenzimmer und einen geräumigen Trockenboden, Das
zanze Gebäude wird durch Niederdruckdampfheizung erwärmt. Sämtliche Räume haben elektrisches
Licht und Gas. Den Strom liefert die Hütte unentgeltlich. Ein grösserer Röntgenapparat, ein
Finsenapparat und eine grössere Anzahl medicomechanische Instrumente sind vorhanden. Infolge der
fortwährenden Steigerung der Besuche in der Sprechstunde erwiesen sich die Räume für das Am-
bulatorium als zu klein. Infolgedessen wurde 1904 ein dem Knappschaftsverein gehöriges Wohnhaus
als Ambulatorium eingerichtet, welches zugleich Wohnungen für zwei Hilfsärzte enthält. Das eigentliche
Krankenhaus und das ihm neu hinzugefügte Gebäude sind mit Gartenanlagen und hohen schattigen
Bäumen umgeben. Trotz der Nähe der Hütte ist von ihrem Arbeitsgeräusch dort wenig zu verspüren. Das
Krankenhaus dient an erster Stelle zur Behandlung solcher erkrankter Knappschaftsmitglieder, welche
einer sorgfältigen Pflege bedürfen. Vor allem werden Hüttenleute da behandelt, welche Verletzungen in
ihrem Berufe davongetragen haben. In besonderen Fällen werden auch Familienangehörige der
Mitglieder aufgenommen. Ein Knappschaftsarzt, drei Assistenzärzte, ein Heilgehilfe und vier
Krankenwärter besorgen den Krankendienst. Die Beköstigung der Lazarettkranken liefert der im
Krankenhause wohnende Heilgehilfe zu festen Sätzen, und zwar erhält er für die erste Form der
Beköstigung 1,20 M, und für die zweite 1,50 M. Neben dem Krankenhause befindet sich eine
versetzbare Döckersche Krankenbaracke, welche für 15 Betten eingerichtet und mit elektrischem
Licht und Niederdruckdampfheizung ausgestattet ist, An hohen Feiertagen und vaterländischen
Gedenktagen erhalten die Lazarettkranken besondere Zuwendungen wie Kuchen durch die Burbacher-