Böhmen zuerst in den grösseren Städten Spaniens‘, dann
in Italien, der Türkei, Holland, Russland, Niederlassungen
errichtet, derart, dass mehrere Glasmeister sich zusammen-
thaten und genossenschaftlich den Handel betrieben.
Schebeck!) weist diesen Handlungscompagnien den
Charakter teils einer ITandelsgesellschaft, teils einer Lebens-
genossenschafi zu. Die Compagnien gegründet auf der
Basis einer strengen Rechtlichkeit, reine gediegenen Spar-
samkeit, blühen rasch empor, lösen sich aber am Anfange
unseres Jahrhunderts wieder auf, ein Opfer schlechter Zeiten,
widriger Verhältnisse. Dann wurde auch in Antwerpen
Glas ä la Venise hergestellt, von dem eine Urkunde von
1607 besagt (S. 112) es sei so vorzüglich, „si ponctuellement
qu’' & grande peine les maitres eux-memes saurailent juger
de la difference “
In Frankreich nahm im 16. Jahrhundert und später dank
den Bemühungen Colberts die Glasfabrikation im 17. Jahr-
hundert einen bedeutenden Aufschwung, hier waren es
ebenfalls wie in Östreich fremde venetianische Glasmeister,
die von den Fürsten herangezogen wurden.
Aus verschiedenen Briefen Colberts?) an den Gesandten
in Venedig M. de Saint-Andre, geht die Fürsorge des
Königs für die Glasindustrie, besonders die Spiegelmanu-
faktur hervor. Er erkundigt sich im 1. Brief vom 16. VI.
1669 nach dem Stand der Fabrikation, legt ihm aber ans
Herz, die Sache möglichst geheim zu halten. Im 2. von
29. VI. 1669 erkennt er die drückende Concurrenz
Venedigs für französische Produkte an und bittet den Ge-
sandten, auszukundschaften, welche französischen Kaufleute
noch ihre Bestellungen in Venedig machten „afin que
l’on puisse travailler de dech A les en degouster“. Im
3. Briefe vom 13. VI. 1670 dankt er für das Anerbieten
mehrerer Glasmacher, nach Frankreich zu kommen. Die
1) Scheherk, Böhmens Glasindustrie, Prag. (Urkundensammlung),.
2) Lettres, instuetion et ındmoaires de Colbert, publices par
P. Clement. Paris 1863 P. 488, 498, 509, 672,