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der bürgerlichen Gesellschaft schüren, sondern müssen untereinander
den Frieden und wechselseitige Liebe fördern.“
Wir stellen wieder fest, daß nach dem 15. Dezember von seiten
der Agitatoren der christlichen Gewerkschaft gegen die Berliner und
ihre Führer, besonders den Reichstagsabgeordneten Koßmann, ein un—
verantwortlicher, gehässiger Kampf angefangen worden ist, zu dem keine
Veranlassung gegeben war. Daß die angegriffenen Berliner sich ver—
teidigten, ist ihre Pflicht gewesen. Es mag sein, daß auch die für die
Berliner kämpfenden Zeitungen manchmal she geworden sind. Allein
es ist der Anfang von seiten der Christlichen gemacht worden.
2. Wenn die „Köln. Volksztg.“ darauf hinweist, gewisse Zeitungen
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nisation der Berliner berichtet, so geht das zunächst diese Zeitungen
selbst an; wir wissen aber, daß diese Zeitungen das redliche Bestreben
haben, die Richtlinien einzuhalten, welche Pius X. in
seiner Enzyktlika Singulari allen Katholiken
Deutschlands, auch allen Zeitungen, die für Katholiken passend
sein sollen, vorgeschrieben hat: „Die katholischen Vereinigungen sind,
wenngleich ihre Aufgabe darin besteht, irdische Vorteile zu verschaffen,
insbesondere wenn sie das Gebiet der Religion und Sittlichkeit direkt
oder indirekt berühren (was in den Gewerkschaften bei den Lohn- und
Streikfragen ohne Zweifel der Fall ist), am meisten zu billigen und
als bestgeeignete anzuerkennen, weil sie der Kirche als Führerin offen
folgen; solche katholische Vereinigungen dürfen unter keinem Vorwand
feindselig befehdet werden, sondern müssen auf jede Weise unterstüßt
und gesördert werden. Es kann unter gewissen Vorausseßtzungen ge⸗
duldet werden, daß Katholiken sich den christlichen Gewerkschaften an⸗
jchließen, so lange nicht wegen neu eintretender Umstände diese Duldung
aufhört, zweckmäßig und zulässig zu sein.“ An diese Weisungen
des Papstes halten sich die Geistlichen und die Zeitungen, die ge—
meint sind. Die „Köln. Volksztg.“ aber hat gerade
in dieser Streikbewegung wieder bewiesen, daß sie
einseitig nur die christlichen Gewerkschaften zu
derteidigenundzufördern gewillt ist. Sie hat sich von
Anfang an auf die Seite der Christlichen gestellt, hat deren feindseliges
Vorgehen gegen die katholische Organisation und ihre Führer mit dem
Mantel der mütterlichen Liebe zugedeckt, indem sie den die Oeffentlich—
keit täuschenden Artikeln gegen die katholische Organisation mit Freuden
ihre Spalten geöffnet hat — auch ohne Gegenrede. Dabei versichert
die „Köln. Volksztg.“ in Nr. 24, nicht von Uebelwollen gegen die Ber—
liner geleitet gewesen zu sein. Das sollte nach dem Erscheinen der
Enzyklika Singulari sich eigentlich von selbst verstehen bei einer Zeitung,
die darauf Anspruch macht. von Katholiken gehalten zu werden. Aber
1) Wenn die „Köln. Volksztg.“ es als Einseitigkeit gewisser Blätter
ansieht, daß diese im Sinne der Enzyklika Singulari die katholische Organi—
sation auf jede Weise unterstützen und fördern, so ist das sehr bedauerlich.
Wenn aber in manchen kleinlichen Sachen Blätter des Saarreviers, welche die
christliche Gewerkschaft als solche nicht angegriffen haben, einseitig gewesen
sein sollten, so ist das eher erklärlich, indem diese Blätter mitten im Kampfe
standen, wo jeder seine Position auch in kleinen Dingen zu wahren sucht, als
bei der „Köln. Volksztg.“, die dem Kampfe ferner stand und schon um der
Noblesse willen als Weltblatt jeden Schein der Voreingenommenheit hätte
meiden müssen.