Full text: Memorandum zur Bergarbeiterstreikbewegung im Saarrevier 1912 - 13

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der bürgerlichen Gesellschaft schüren, sondern müssen untereinander 
den Frieden und wechselseitige Liebe fördern.“ 
Wir stellen wieder fest, daß nach dem 15. Dezember von seiten 
der Agitatoren der christlichen Gewerkschaft gegen die Berliner und 
ihre Führer, besonders den Reichstagsabgeordneten Koßmann, ein un— 
verantwortlicher, gehässiger Kampf angefangen worden ist, zu dem keine 
Veranlassung gegeben war. Daß die angegriffenen Berliner sich ver— 
teidigten, ist ihre Pflicht gewesen. Es mag sein, daß auch die für die 
Berliner kämpfenden Zeitungen manchmal she geworden sind. Allein 
es ist der Anfang von seiten der Christlichen gemacht worden. 
2. Wenn die „Köln. Volksztg.“ darauf hinweist, gewisse Zeitungen 
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nisation der Berliner berichtet, so geht das zunächst diese Zeitungen 
selbst an; wir wissen aber, daß diese Zeitungen das redliche Bestreben 
haben, die Richtlinien einzuhalten, welche Pius X. in 
seiner Enzyktlika Singulari allen Katholiken 
Deutschlands, auch allen Zeitungen, die für Katholiken passend 
sein sollen, vorgeschrieben hat: „Die katholischen Vereinigungen sind, 
wenngleich ihre Aufgabe darin besteht, irdische Vorteile zu verschaffen, 
insbesondere wenn sie das Gebiet der Religion und Sittlichkeit direkt 
oder indirekt berühren (was in den Gewerkschaften bei den Lohn- und 
Streikfragen ohne Zweifel der Fall ist), am meisten zu billigen und 
als bestgeeignete anzuerkennen, weil sie der Kirche als Führerin offen 
folgen; solche katholische Vereinigungen dürfen unter keinem Vorwand 
feindselig befehdet werden, sondern müssen auf jede Weise unterstüßt 
und gesördert werden. Es kann unter gewissen Vorausseßtzungen ge⸗ 
duldet werden, daß Katholiken sich den christlichen Gewerkschaften an⸗ 
jchließen, so lange nicht wegen neu eintretender Umstände diese Duldung 
aufhört, zweckmäßig und zulässig zu sein.“ An diese Weisungen 
des Papstes halten sich die Geistlichen und die Zeitungen, die ge— 
meint sind. Die „Köln. Volksztg.“ aber hat gerade 
in dieser Streikbewegung wieder bewiesen, daß sie 
einseitig nur die christlichen Gewerkschaften zu 
derteidigenundzufördern gewillt ist. Sie hat sich von 
Anfang an auf die Seite der Christlichen gestellt, hat deren feindseliges 
Vorgehen gegen die katholische Organisation und ihre Führer mit dem 
Mantel der mütterlichen Liebe zugedeckt, indem sie den die Oeffentlich— 
keit täuschenden Artikeln gegen die katholische Organisation mit Freuden 
ihre Spalten geöffnet hat — auch ohne Gegenrede. Dabei versichert 
die „Köln. Volksztg.“ in Nr. 24, nicht von Uebelwollen gegen die Ber— 
liner geleitet gewesen zu sein. Das sollte nach dem Erscheinen der 
Enzyklika Singulari sich eigentlich von selbst verstehen bei einer Zeitung, 
die darauf Anspruch macht. von Katholiken gehalten zu werden. Aber 
1) Wenn die „Köln. Volksztg.“ es als Einseitigkeit gewisser Blätter 
ansieht, daß diese im Sinne der Enzyklika Singulari die katholische Organi— 
sation auf jede Weise unterstützen und fördern, so ist das sehr bedauerlich. 
Wenn aber in manchen kleinlichen Sachen Blätter des Saarreviers, welche die 
christliche Gewerkschaft als solche nicht angegriffen haben, einseitig gewesen 
sein sollten, so ist das eher erklärlich, indem diese Blätter mitten im Kampfe 
standen, wo jeder seine Position auch in kleinen Dingen zu wahren sucht, als 
bei der „Köln. Volksztg.“, die dem Kampfe ferner stand und schon um der 
Noblesse willen als Weltblatt jeden Schein der Voreingenommenheit hätte 
meiden müssen.
	        
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