Klubisten im engsten Einvernehmen mit den Franzosen verstanden,
„wie man es anfangen muß, um aus einer Minorität die Majori-
tät zu formieren“s). Die Regierung wollte den gesetzmäßigen Weg
beim Reichskammergericht einschlagen). Trotzdem war man sich
in Weilburg keineswegs der bedrohten Lage der Grafschaft be—
wußt. Nicht einmal zur Absendung eines von der Bevölkerung
gewünschten Kommissars konnte man sich entschließen.
Wenn auch durch das Derhalten der Regierung die Erbitterung
der Bauern wuchs, so ist von ihnen nie ein Anschluß an Frank-
reich in Erwägung gezogen worden. Die revolutionären Be—
strebungen der CLandbewohner trugen einen durchaus innerstaat-
lichen und deutschen Charakter. Dies geht vor allem aus der Tat-
sache hervor, daß die Menschen „die jetzige Keformation mit der
von Cuther“ verglichen *0), Die Bildung der Parteien wurde durch
die Konfession bestimmt. Die Katholiken wünschten in keiner
Weise eine Deränderung der bestehenden Derhältnisse, obwohl es
auch unter ihnen gärte. Die CLutheraner, die sich wieder von den
Reformierten absonderten, drangen auf die Aufhebung der Miß-
stände, ohne aber das Aufgehen ihres Candes in den französischen
Sstaat zu wünschen.
Blaux hielt das Ergebnis der Dorarbeit der Klubisten für aus-
reichend, um mit dem Plane einer Reunion an die Bewohner der
Grafschaft heranzutreten *). Am 2. November wurde in einer auf
sein Betreiben in UPeusgarwerden einberufenen Dersammlung den
Bauern eine im Bockenheimer Klub angefertigte Petition *) vor-
gelegt, die den Konvent um die Einverleibung ihres Landes in
den französischen Staat ersuchen sollte. Man verweigerte die
Unterschrift und bat den Pfarrer Liebrich, in der Dersammlung zu
erscheinen. Er sollte seinen Einfluß geltend machen, da „die
aes) StA., a. a. O. 133 XxI, Bericht des Ministers Caspary v. 8. 1. 83.
320) StA., a. a. O. 138, X, Bericht d. Regier. v. 4. Non 1792.
230) Liebrichs Tagebuch, a. a. O. S. 130.
z2s1j Wenn Horstmann a. a. O. S. 180 angibt, Blaux wäre von den Klubisten
„teuer erkauft worden“, so stimmt dies keineswegs.
za2) Die Petition ist uns nicht mehr erhalten; ihr Inhalt teilt der Land⸗
schreiber Rodius der Weilburger Regierung mit (StA. a. a. O. Schreiben vom
5. Nov. 1792). „Es kam eine der allgemeinen Sage nach zu Bockenheim von
mehreren Unruhstiftern verfaßte Erklärung zum Vorschein und von den
beiden übrigen Deputierten in Präposition gebracht, welche dahin ging, daß
sie die französische Freiheit schon lange im stillen bewundert, sie nicht länger
mehr einem tyrannischen Fürsten, der schon längst ihr Zutrauen verloren, der
der Koalition beigetreten und gegen Frankreich Truppen gegeben hätte, unter—
thänig sein und sich um so mehr an die Republik Frankreich anschließen und
den Rationalkonvent um ihre Aufnahme, welche allen bedrückten Unterthanen
durch ein besonderes Dekret zugesichert wurde, bitten wollten, als die Graf⸗
schaft S. ohnedies zu Frankreich gehört habe und unter dem Tyrannen Lud⸗
wig XIV. davon losgerissen worden sei.“ — Wir haben es hier, wie wir noch
sehen werden, mit einer im üblichen Schema von den Franzosen selbst ver⸗
faßten Petition zu tun—
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