eine einheitliche Zusammenfassung des politischen CLebensraumes
darstellten. Das Uährgebiet der Bauern war äußerst beschränkt.
Die Beschwerdeschriften von 1789 *0) richteten sich vor allen Dingen
gegen die zwischen beiden fürstlichen Ländern errichteten Schran—
ken. Frankreich hatte zwar in einem am 27. Hugust 1741 mit
den nassauischen Fürsten abgeschlossenen Dertrag den Bau einer
Straße genehmigt, die der Derbindung zwischen der Grafschaft
und dem Reiche dienen sollte. Aber schon vor der Revolution ver-
sagte es die Erlaubnis ihrer Anlage und arbeitete auf eine syste—
matische Abschnürung dieses Gebietes hin). Selbst die reich—
haltigen Salzquellen des Candes durften auf Betreiben Frank—
reichs von dem Fürsten nicht ausgenutzt werden 6). Bot die auf-
steigende Industrie einem großen Teile der Bevölkerung der Graf⸗-
schaften Saarbrücken und Ottweiler eine sichere Erwerbsquelle,
so war eine solche für diese Enklave von Anfang an ausgeschlossen.
Die soziale Notlage der Bauern war groß. Viele Orte gerieten in
große Schulden, die sie aus den Erträgnissen der Landwirtschaft
nicht mehr abtragen konnten »e). Die beiden nassauischen Regie—
rungen nahmen auf diese Sonderbedingungen in keiner Weise
Rücksicht, sondern waren nur darauf bedacht, so viel wie möglich
aus ihren entlegenen Besitzungen herauszuziehen.
Doch trotz der Mißstände war die erste Einwirkung der Revo—
lution, wie aus den Quellen?) hervorgeht, noch geringer als in
den beiden anderen Grafschaften. Ein eingewurzelter CLegitimis—
mus, der hier vor allem durch Kirche und Religion erhalten und
stark genährt wurde, beherrschte die Bewohner. Während des HAuf-
enthaltes der beiden Fürsten im Sommer 1790 trat er sehr her—
vor, zumal es der erste Besuch der CLandesherren seit Jahrzehnten
war *8), Fürst Cudwig, der aus den Ereignissen in seinem Stamm-
lande gelernt hatte, kam dem Derlangen der Bauern ent—
gegen. Der weilburgische ZFürst hingegen schlug die mäßigen For-
derungen ab und drohte mit den schwersten Strafen, um die
schuldige Subordination wieder herzustellen e)y. Sein Amtmann
Ebel ging in diesem Sinne rücksichtslos gegen die Bauern vor,
schon deshalb, weil er sich durch erpreßte Abgaben selbst zu be—
reichern wußte. Er war „ein Mann“ — schreibt der Zeitgenosse
ꝛoꝛ) StA., Amt Saarwerden Nr. 76/133. Beschwerdeschriften. HVS. 2, Kasten:
Saarwerden. Beschwerdeschriften aus dem J. 1788.
s02) Summarische Vorlegung usw. a. a. O. S. 16 Anm.
ꝛob) Büsching, a. a. O. S. 2825.
sos) Denkschr. Horstmanns a. a. O. S. 163 f.
207) StA., a. a. O. 133 VIII: Irrungen mit den Untertanen Amts Saar—
werden 1789, 90, 92.
ꝛo83) Summarische Vorlegung usw., a. a. O. S. 16, Denkschrift Horstmanns
a. a. O. S. 167 f.
200) Denkschrift Horstmanns, a. a. O. S. 169 und StA., a. a. O. 1383 IV,
Ebels Bericht vom 25. Nov. 1791, Schr. d. Fürsten vom 20. Dez. 1791 u. v.
12. April 1798.
2*
68B