Full text: Das Saargebiet und die Französische Revolution

Die Städte erteilten dem Dichter und Schauspieler Iffland den 
fuftrag, „zur Feier der näheren Dereinigung des Candes mit dem 
Fürsten Cudwig ein Schauspiel zu schreiben“*). Iffland selbst 
sollte die Ceitung des Schauspielhauses übernehmen. Sein Werk 
„Luassan“ (d. i. Cudwig von Nassau) ist „dem Bunde der Eintracht 
und Liebe der Städte Saarbrücken, St. Johann und Ottweiler ge— 
widmet“ 8). Es war aber nur eine minderwertige Gelegenheits— 
dichtung, in der den Bürgern die schwierige Regentenaufgabe vor 
Augen geführt wurde. In einem Schreiben“) an den Stadtrat 
betonte Iffland, daß die Untertanen gegen ihren Fürsten als 
„echte treue Deutsches gehandelt hätten. Sie wären die ersten in 
Deutschland, die sich mit dem Landesherrn vereinigt hätten. Der 
Stadtrat verlieh dem Dichter in Anerkennung seiner Verdienste 
das Ehrenbürgerrecht und eine jährliche Pension von 300 
Jalern). In einem eigenen Erlasse e) dankte Fürst Ludwig für 
die dargebrachte Huldigung. Er fühlte sich wieder „als Dater von 
seinen Kindern“ 
Eber die Macht der Zeitereignisse war stärker. Das gute Ein- 
vernehmen mit dem Fürsten erwies sich nur als eine kurze Atem- 
pause. Denn der Landbevölkerung waren bloß kleinere Erleich— 
terungen gewährt worden: Man hatte die lästige, besonders die 
EArmen drückende Ziegensteuer aufgehoben, die Mißstände im 
Militärwesen beseitigt, den Preis der Berechtigungskohle herab— 
gesetzt, den Gemeinden wieder das alte Recht zugestanden, in den 
Wäldern Holz zu lesen *). Jedoch die Fronden ließ man in ver— 
änderter Form bestehen. Man hatte nämlich in einem „gütigen 
Dergleich“ die Naturalfronden in Frongeld verwandelte). Die 
Bauern in der Nähe von Neunkirchen, erzürnt über die Unnach— 
giebigkeit der Regierung, ließen sich dazu hinreißen, ein fürstliches 
haus in Brand zu stecken. 
Während im Fürstentum Saarbrücken die revolutionäre Ent— 
wicklung einen verhältnismäßig ruhigen Derlauf nahm, kam es in 
der zur Herrschaft Blieskastel gehörigen Gemeinde St. Ingbert 
zu heftigen Auseinandersetzungen, die schwere Jolgen nach sich 
zogen. Hier suchte ein eingewanderter CLothringer namens hen— 
rion die revolutionären Ideen unter seinen Mitbürgern zu ver— 
breiten, bei denen er durch Fleiß und Begabung in hohem EAnsehen 
stand. St. Ingbert, erbittert durch den kostspieligen Prozeß, den 
es mit der CLandesregierung um das Waldrecht auf seinem Banne 
»22) Iffland, Meine theatralische Laufbahn. Werke. Bd. J. 1798 S. 195. 
123) a. a. O. Bd. VII S. 161. 
220) 9VS. VIII 76: Schr. v. 24. Jan. 1790. 
20) a. a. O. Bürgerrecht für Herrn A. W. Iffland aus Mannheim usw. 
120) KA. 22/2885. 
12) Rollé , a. a. O. S. 834ff. KA. 22/2558. 
128) 6A. 22/4429 
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