Full text: Das Saargebiet und die Französische Revolution

Bürger unterschrieben hatten, dem Fürsten überreicht. Sie blieb 
ebenfalls erfolglos. Der Fürst antwortete nicht einmal. 
Die gestellten Bedingungen waren sehr maßvoll. Die Aufhebung 
der Frondienste und der hörigkeit wurde nicht gefordert. Man 
wollte nur die Beseitigung der allzu drückenden Mißstände: HAuf- 
hebung aller Monopole, Abschaffung des übergroßen Wildstandes, 
des Grundbirnzehnten und der Fruchtsperre zwischen den einzelnen 
Grafschaften des Fürstentums. Elle Soldaten, die nicht zum 
Kreiskontingent gehörten, sollten entlassen werden. Eine der 
hauptforderungen war, daß die Landkassenrechnung alljährlich den 
Bürgern vorgelegt werde, was seit 17608 nicht mehr geschehen war. 
Die Städte verlangten das Kecht, auf ihrem Banne Kohlengruben 
anzulegen. Die anderen Jorderungen “) sind weniger von Bedeu- 
tung und brauchen hier nicht aufgezählt zu werden. 
Durch die stets größer werdende Mißstimmung sah sich der Fürst 
gezwungen, Zugeständnisse zu machen, „obwohl gar keine Ver— 
bindlichkeit vorhanden gewesen ist, den mit dem fürchterlichen 
französischen Arm trotzenden Untertanen zu akkapdieren w),“ Er 
versprach, das überflüssige Wild, das die Felder der Bauern ver— 
heere, abzuschaffen, freien handel mit Tabak und Branntwein zu 
gestatten, alle Monopole zu beseitigen und auf den Grundbirn- 
zehnten zu verzichten, selbst die Einsicht in die Derwaltung der 
Candkasse zuzulassen und die Fruchtsperre zwischen den Graf— 
schaften aufzuheben vVo), 
Es waren jedoch nur VDersprechungen, die der Fürst gegeben 
hatte, um sie, wenn auswärtige Hilfe zu erhalten war, wieder 
rückgängig zu machen. Mit Gewalt gegen die Bürger vorzugehen, 
wagte die RKegierung nicht. Ihre militärische Macht war zu klein. 
Zudem mußte sie befürchten, durch Anwendung von Zwangs- 
mitteln einen Aufstand des ganzen Candes hervorzurufen. Um 
die „schuldige Subordination“ wiederherzustellen, wandte sich Cud- 
wig an die verwandten Fürstenhäuser in Weilburg, Dillenburg 
und Wiesbaden und bat um Entsendung von Soldaten “). Gleich- 
zeitig ersuchte er den Kreisgesandten, „in aller Stille“ ein kaiser- 
liches Mandat zu erwirken. Diese Derhandlungen geben ein 
charakteristisches Bild von der Eifersucht und dem Mißtrauen unter 
den kleinen Reichsständen, von ihrer völligen Derkennung der 
neuen Zeit, von der Schwerfälligkeit ihrer Derwaltungsbehörden. 
Eine Unmenge Papier wurde umsonst verschrieben, schließlich 
verlief doch alles im Sande. Die EAgnaten machten Cudwig darauf 
aufmerksam, daß er bei jedem anderen Keichsstande um Hilfe 
nachsuchen solle, nur nicht bei ihnen, da auch in ihren Territorien 
10s) Vgl. Ruppersberg, a. a. O. 
ꝛ200) Rollo a. a. O. S. 30. 
110) KA. 22/28865. 
uu1) WA., a. a. O. Schr. v. 2. Okt. 1788. 
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