Full text: Das Saargebiet und die Französische Revolution

die kleinen Gewerbe im Wirtschaftsleben an Bedeutung gewon— 
nen. Der HAufschwung, den die günstigere wirtschaftliche Konstella- 
tion seit der Gründung des Zollvereins hervorrief, bewegte sich 
zum großen Teil noch in den alten Bahnen. Die Zahl der Meister 
und die der Gehilfen nahm zu. Seit etwa 1840 sank dagegen die 
Gesellenzahl. Eine steigende Menge von Meistern mußte allein 
arbeiten. Die Gehilfen machten sich oft noch selbständig, obwohl 
kein Bedürfnis vorhanden war, was natürlich die Lage des Hand- 
werks wieder drückte 0). 
Welchen Grad die Not erreichte, das ist schwer zu ermessen. Sehr 
früh und verhältnismäßig stark regte sich in den Saarkreisen der 
Auswanderungstrieb). Während der Mißjahre 1846 und 1847 
war in den Kreisen Ottweiler, St. Wendel und Saarlouis ein 
Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen, im Kreis Saarbrücken war 
der Zuwachs wesentlich geringer als in den Dorjahren). Es 
liegt jedoch kein Grund vor, sich die wirtschaftliche Lage der Saar—- 
bevölkerung schlechter vorzustellen als die der Bewohner anderer 
Begenden der Kheinprovinz. Keinesfalls kam sie der der Mosel- 
winzer gleich). Aus Derzweiflung geborene Ezzesse sind in dieser 
Zeit in der Saargegend nie vorgekommen, wie etwa in Kachen 
oder in Köln. 
so) Für das Saargebiet sind leider statistische Zahlen vor 1846 nicht vor⸗ 
handen; es kann daher diese Erscheinung nicht selbständig untersucht werden. 
Die Angaben von 1846 (Bärsch, a. a. O. 1. Teil S. 340 ff.) und 1849 (Tabellen 
u. amtl. Nachr.) belegen durchaus d. Ergebnisse v. Schmollers Untersuchung: 
sehr niedrige Gehilfenzahl, von 1846 1849 nohmals Abnahme. — Einige 
Beschwerden, die uns aus d. Alber Jahren bekannt werden, u. d. Bestrebungen 
. J. 1848 kennzeichnen einmal d. gedrückte Lage u. dann den rückwärts— 
gewandten Geist der saarländischen Handwerker, die sich noch nicht aufgerafft 
hatten, um in dem schnelleren Gang d. neuen Wirtschaftslebens mitzugehen: 
1845 ging v. Merzig eine Petition a. d. Provinziallandtag, den Bau der Saar⸗ 
hrücker Bahn zu verhindern, da sie den Saarschiffer an den Bettelstab bringe. 
Sitzungsprot. St. A. K. Abt. 403 A Nr. 49 J. Bd. bl. 148 u. 164). 1843 
war d. Abg. Rheinhardt aus Okfen (Kr. Saarburg) um Erleichterung d. 
Gewerbesteuer f. d. Saarschiffer eingekommen. (Sitzungsprot. St. A. K. 
Abt. 403 A Nr. 36 J. Bd. bl. 189). — Die Gewerbetreibenden v. Saarbrücken 
u. Wallerfangen u. d. Gemeinderat v. Saarlouis petitionierten 18483 um 
Erlaß eines Gesetzes gegen das Umherreisen m. Proben (ad. a. O. IV. Bd. 
bol. 86). 
s1) Vgl. die Berichte der Reg.⸗Präsidenten v. Trier G. St. A. R. 77 tit. 505 
Nr. 5. 1833 setzte d. Auswanderung ein, und zwar vornehml. in d. Kreisen 
Dttweiler, Saarbrüchen, Saarlouis, Merzig und St. Wendel. — Zahlen sind 
leider keine vorhanden. Der Jahresbericht d. Landrats v. Ottweiler für 1836 
St. A. K. Abt. 477 Nr. 102 fol. 103) gibt als besonders stark 600 Auswan— 
derer an. Für den Reg.“Bez. liegen Angaben f. d. Jahre 1844247 vor: 
Ztschre. d. Vereins f. deutsche Statistik (Berlin) Jahrg. 1847 S. 231: Angaben 
üäüber d. Auswanderung in einigen preuß. Reg.Bezirken. Trier stellte die 
meisten Auswanderer, nämlich 1495, d. s. 3.05 auf 1000 Einw. — a. a. O. S. 
115: Zahlen f. d. Reg.“Bez. Trier v. Reg.e⸗Rat Bärschef. d. Zeit vom 
1. Okt. 1845-30. Sept. 46: 5774 Ausw., davon 5459 über See, 
1. Jan. 1845-81. Dez. 45: 1022 Ausw., davon 832 über See, 
l. Jan 1846-31. Dez. 46: 6805 Ausw., davon b446 über See. 
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