preise immer auf einer höhe. Meist sahen sich die Arbeiter daher
gezwungen, Ueberschichten zu verfahren“). 1847 mußte die Berg-
verwaltung Getreide zu billigen Preisen verteilen, um der Not zu
steuern“). Die Cöhne der Häütten und Jabrikarbeiter
dürften kaum besser gewesen sein. Um so höher ist die Bedeutung
der oben gekennzeichneten mildernden FJaktoren anzuschlagen. —
Für den kleinen Bauer, der an der Saar vorherrschte?), waren
diese Jahrzehnte eine Zeit latenter Not“). Bis in die Mitte der
zoer Jahre litt er unter krisenhaft niedrigen Fruchtpreisen. Noch
fehlte ihm die rationelle Methode des Anbaus. 1840 wurde in den
Kreisen Merzig und Saarlouis und in den Kreisen St. Wendel,
Dttweiler und Saarbrücken je eine Cokalabteilung des „Cand-
wirtschaftlichen Dereins für Rheinpreußen“ gegründet, der sich
zur Aufgabe gemacht hatte, den kleinen Bauer zu intensiverer
Wirtschaft anzuleiten'e). Diese Bestrebungen bedurften aber natur—
gemäß langer Jahre, um wirksam werden zu können“). — Das
handwerk befand sich seit Ende der 30er Jahre in einer
—
nischer Arbeiter gewesen, tätig für eine Anzahl ihm nahe—
stehender Familien“. Jetzt trat mehr und mehr der VDer—
kauf fertiger Waren in den Dordergrund. Die Produktion war
nicht mehr an den Ort des Verbrauchers gebunden seit Han—
del und entwickelte Technik den Derkauf nach Mustern ermög—
lichten. Die Entwicklung der Technik und des Derkehrs erzwang
eine völlige Umwandlung des handwerksbetriebes, die von dem
Einzelnen außer Kapital Kenntnisse und Beweglichkeit erforderte.
Der handwerker hatte sehr oft nichts gelernt als e in kümmer—
liches Gewerbe, das schon in der Zunftzeit kaum die Existenz
gesichert hatte und jetzt, da Gewerbefreiheit eine Notwendigkeit
war“), noch viel weniger ausreichte. In den 3Zoer Jahren hatten
72 Eine andere Möglichkeit, ihren Verdienst zu steigern, bot bis zu einem
gewissen Grad die auf d. Gruben übliche Arbeitsweise. Die meisten Arbeiten
wurden im Gedinge vergeben, d. h. eine Gruppe v. Bergleuten übernahm
eine Arbeiten. freier Vereinbarung m. d. Grubenleiter über d. f. d. Er—⸗
ledigung zu zahlenden Gesamtlohn. Seit 1840 kam auch d. freie Verstei⸗
gerung unter d. Kameradschaften in Gebrauch; b. dieser Methode blieb
Schädigung d. Arbeiter durch gegenseitiges Unterbieten nicht aus. Im Ein—
zelnen vgl. E. Müller, Die Arbeiterverhältnisse, S. 11ff.
5 a. a. O. S. 24.
73) Ueber d. Besitzverhältnisse: Tabellen u. amtl. Nachr. V. Bd. S. 726/27.
76) Schwann, a. a. O. S. 205.
6) Chronik der kath. Pfarrei Ottweiler von Pfarrer Hansen. Am 1. Ok⸗
tober 1846 wurde in Merchingen bei Merzig eine Ackerbauschule f. d. Reg.⸗
Bezirk Trier eröffnet.
77) W. Wygodzinski, Die rhein. Landwirtschaft. Die Rheinprovinz 1816
bis 1915. J. Bd. S. 256ff.
78) G. Schmoller, Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 109. Jahr⸗
hundert. Halle 1870; und auch Schwann, a. a. O.
70) In Preußen bestand de facto die Gewerbefreiheit; die Gewerbeord⸗
nung 1845 brachte nur eine Sanktionierung. Schwann, a. a. O. S. 218.
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