328 Frau Luise Fischer, geb. Reichsgräfin von Ottweiler.
Tante, der Herzogin von Braunschweig-Bevern, nachdem sie die letzten
Jahre in Saarbrücken traurig gelebt hatte, durch die Rückkehr der
Bourbons ein neuer Glücksstern aufgegangen scheint: Nämlich ihre
Schwester, Prinzeß Henriette, Marquise de Soyecourt, ist längst
gestorben; deren einzige Tochter, die, wie ich bemerkt habe, in
zlücklicherer Zeit einem meiner Brüder bestimmt war, hatte in
den Stürmen der Revolution einen Grafen geheiratet, dessen
Namen St. Aulaire war. Dieses Ehepaar starb frühe mit Hinter—
lassung einer einzigen Tochter. Diese, ihre Groß-Nichte, hat die
Herzogin 1818 an den Comte Decazes, den Sohn!) des Ministers
and Lieblings Ludwigs XVIII., vermählt; der König hat auf der
Herzogin Bitte und in Verbindung mit dem Könige von Däne—
mark diesen jungen Grafen zum Herzog von Glücksburg
ernannt; so hieß, wie man sich erinnern wird, der erste Gemahl
meiner Tante, mit dessen Tode sein Stamm erlosch; diesem alten
Fürstenstamme ist nun auf diese Weise durch die Herzogin von
Bevern ein neuer Zweig erblüht, in dem sie fortzuleben wähnet.
Geschlossen im Dezember 1819.
Louise Fischer, geb. Gräfin von Ottweiler.
Briefß der Bräfin Luile von Vfttweiler
an Beheimrak Rromager 1599: Ähber den Sod ihres
Bruders Karl.
Mannheim, den 8. Sept. 1799.
Schon die ganze Woche suche ich vergebens Fassung genug,
um Ihnen, bester Herr Geheimer Rath, eine Nachricht mitzuteilen,
die uns alle so unglücklich macht und die auch Ihr Innerstes er—
schüttern wird, denn auch Sie verlieren einen treuen Freund. —
Nie, nie hätte ich gedacht, daß das grausame Geschick mich so
hart strafen würde und ich kann nur beweinen, den Tag erlebt
zu haben, der mir meinen nächsten, geliebtesten Freund entriß —
nämlich unseren guten, unseren geliebten Charles — er ist nicht
mehr —. Diese wenigen Worte enthalten den Stoff zu lebens—
länglichem Kummer für mein Herz. — Nie kann ich mich darüber
1) IMerkwürdiger Weise irrt sich die Schreiberin: es war der Minister selbst.