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Frau Luise Fischer, geb. Reichsgräfin von Ottweiler.
1802 geheiratet; meine Schwester hauste daher allein in
Mannheim, und nach Paris hatten die Gräfin blos Adolf
und Hammerer begleitet; Adolf, der jetzt 13 Jahre alt
ind dessen herrliche Anlagen durch verkehrte Erziehung ganz ver—
vildert waren, lernte in Paris nicht viel, bloß fechten, dies aber
in der Vollkommenheit, und dadurch sich fühlen, was er sehr
znergisch bewies, indem er eines Morgens Hammerer zur Thür
hinaus warf, worauf dieser nach Deutschland zurückreiste und seit—
dem die Gräfin ihrem Schicksale überließ;) einige Jahre früher
väre dies besser für uns gewesen, denn jetzt fiel meine Mutter in
Paris nur neuen Ränkemachern in die Hände, die sie mit Projekten
erträumter Größe für Adolf und sie selbst lockten, von denen
einer sie sogar nach Mannheim begleitete, zu kostspieligen Reisen
aach Wien ꝛc. ꝛc. beredete und am Ende auch verließ. — Zum
Blück fand sich doch noch gleichzeitig ein Käufer für Dillingen,
welcher diese Herrschaft erträglich bezahlte, so daß nach Abtragung
der Schuld' von Crolbois nebst abgelaufenen Zinsen und unge—
heueren Prozeßkosten 63,000 Francs übrig blieben, die aber auch
in den nächsten Jahren ausgegeben wurden, damit uns ja nichts
hliebe! Im Jahre 1807 bewilligte der damals regierende Herzog
von Nassau mir „bis zu einem definitiven Arrangement mit der
Gräfin“, wo ich besser bedacht werden sollte, eine Rente von
140 fl., die aber schon in dem Dekrete „lebenslängliche Pension“
geuannt wurde, und zwei Jahre später gelang es mir, meiner
Schwester dieselbe Rente auszuwirken. Dies ist bis jetzt alles,
was wir als einstige Erbinnen eines Vermögens, das über eine
halbe Million Gulden betrug, zur Entschädigung erhalten haben!
Mein Bruder Adolf studirte nun in Heidelberg.“) Dieser beklagens—
werte junge Mensch, dessen niemand sich annahm, dessen Existenz
niemand sicherte, ging endlich in württembergische Dienste und
blieb in dem verhängnisvollen russischen Feldzuge 18121 Möge
sein Tod wie der frühere seines Bruders Karl')
Micht richtig; noch viel später finden wir von Hammerer als Berater
der Gräfin.!
Nlimmatrikulirt 13. Nov. 1805.
P Hier folgt eine heftige Anflage gegen das Haus Nassau, die wir fortlassen.