324 Frau Luise Fischer, geb. Reichsgräfin von Ottweiler.
trennte sie ihre Ansprüche von den unsrigen und verlor so selbst
alles; in den zuweilen angeknüpften Unterhandlungen wollte sie
immer mit ihrem'Sohne Adolf allein beachtet sein, unsrer erwähnte
sie gar nicht, ja einstens hatte sie meine 13 jährige Schwester bei
sich während einer Unterredung mit dem nassauischen Minister
und verleugnete dieselbe, sie für ihre Gesellschafterin ausgebend!
welchen Eindruck dies machen mußte, da der Miuister Rinchen
kannte, läßt sich denken! Die Vorschläge des Ministeriums waren
raurig für uns alle; nämlich die ganzen Summen, die das
Todicille benannte, der Erbverein garantirte, sollten uns gestrichen
werden, weil ‚der Fürst Ludwig während seiner Emigration eine
große Summe aufgenommen, die das Gesamthaus nun bezahlen
müsse, auch habe derselbe früher für uns den Kaufschilling für
Dillingen entrichtet.“ Mein Vater hatte Dillingen von seinen
Privat-Ersparnissen bezahlt, welche seine Agnaten gar nichts
angingen,-hatte -ferner seinem Herrn Sohne von den aufgenom—
menen 100 000 fl. etwa 60000 fl. hinterlassen und während seiner
setzten Lebenszeit sowohl den Erbprinzen nebst seinem Gefolge als
auch die Fürstin-Mutter unterhalten; im strengsten Sinne hatte
er also höchstens 46 000 fl. verbraucht, und dafür strich man uns
240 000 fl.! Wo war denn aber damals in Deutschland Recht
zu suchen gegen Mächtige? und wie verkehrt waren der Gräfin
und ihrer schlechten Ratgeber Ansichten überhaupt!
Jetzt kömmt aber die Katastrophe, die dem Ganzen noch
vürdig die Krone aufsetzte. Nämlich die Crolbois'sche Schuld
betrug mit den Zinsen jetzt um das Jahr 1801 schon weit über
120 000 Franken und beunruhigte die Gräfin sehr, da natürlich
das nassauische Ministerium auch nicht von ferue zur Mitüber—
nahme derselben zu bewegen war. Die Herrschaft Dillingen selbst
war seit 1790 von Frankreich mit Sequester belegt; nun kam der
Präsident von Kalb nach Mannheim, den ich nicht besser schildern
tann als wenn ich, der Zeit vorgreifend, einschalte, daß er es
mit etwa 4000 Thalern sicherer Einkünfte vermöge verunglückter
Pläne und Projekten soweit brachte, eine Schuldenlast, die eine
Million überstiegen haben soll, zu acquiriren. Dieser Mann hatte
ein sehr imponirendes Außere, stand in wichtigen Konnexionen,