Full text: Band 2 (0002)

322 Frau Luise Fischer, geb. Reichsgräfiu von Ottweiler. 
tödlichen Sturz mit dem Pferde gethan habe und den folgenden 
Tag verschieden sei! 
Erloschen war nun mit diesem blühenden 28jährigen Fürsten 
der Saarbrück'sche Stamm und die Nebenzweige desselben der 
letzten einzigen Stütze beraubt; auch die verwitwete Fürstin⸗ 
Mutter war heimgegangen. Der Fürst Heinrich hatte ein Testa— 
ment hinterlassen, worin er seinem Nachfolger die anständige Ver— 
sorgung der Ottweiler'schen Familie zur Pflicht machte. Die 
erste Handlung dieses Nachfolgers, des 74jährigen Fürsten von 
Usingen, war, sowohl dieses Testament als auch das des Fürsten 
Ludwig umzustoßen, um dadurch sich freilich mancher lästigen Pflicht 
zu entledigen — —. Meine Mutter hielt man mit leeren Ver⸗ 
kröstungen auf ein künftiges Arrangement hin, ja, da mein Bruder 
Tarl, der es müde war nach geendigten Studien unthätig zu 
bleiben, nach Biebrich reiste, um den Fürsten um Mitwirkung zu 
einer Anstellung- im Militär und anständige Equipirung zu bitten, 
so that dieser Herr, als fehle es ihm selbst an allem, entschuldigte 
sich ihn nicht zur Tafel zu bitten, „da diese gar beschränkt sei“! 
ind statt den wirklich herrlichen Jüngling, auf den wohl jedes 
Fürstenhaus hätte stolz sein können, in seinem Kavallerie-Regiment, 
das in oͤsterreichischen Diensten stand, anzustellen, machte er ihm 
die Bemerkung, wie die Kavallerie-Equipage überhaupt sehr theuer 
sei, jedoch wenn die Gräfin die dazu nötige Summe wisse geborgt 
zu bekommen, so wolle er gut dafür sagen! 
Die Feder entsinkt mir vor gerechtem Zorn! So wagte der 
Fürst zu einem Sohne des Fürsten Ludwig zu sprechen, von dem 
er, der 74jährige Greis, ein Land geerbt hatte, an das er nie im 
Traume hätte denken dürfen, wenn nicht diese Ottweiler'sche Familie 
den Fürsten Ludwig von jeder zweiten ebenbürtigen Verbindung 
abgehalten hätte, oder glaubte er vielleicht, daß mein Vater seinem 
euren Agnaten zu Liebe im 36. Jahre Witwer geblieben sein 
würde? Für das Saarbrücker Land erhielt das Haus Nassau 
die großen Entschädigungen, die es jetzt so reich gemacht haben: 
unter andern viele Millionen für die sogenannte Non-jouissance 
der verflossenen Jahre. Saarbrücken war die ältere Linie; 
starb Usingen aus, wie vor wenig Jahren geschah, so beerbte die
	        
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