Full text: Band 2 (0002)

232 Fürst Montbarey: Die Heirat des Erbprinzen. 
Ich traf dazu alle Vorbereitungen mit um so größerer Umsicht, 
da meine Gemahlin seit 10 Jahren nicht aus Paris und aus der 
Bannmeile hinausgekommen war; ich wollte sie in möglichst geringe 
Unruhe versetzen. Am 20. April 1789 reisten wir ab und ge— 
leiteten unsre Tochter nach Chalons. Der Erbprinz war schon 
dort und empfing uns. Die Vereinigung geschah; sie reisten am 
folgenden Tage nach Saarbrücken. Der Erbprinz gab uns aber 
das Versprechen, er wollte uns binnen kurzem auf einige Zeit 
besuchen. In Paris kamen wir mitten in die Emeute, die in der 
Vorstadt St. Antoine ausbrach. Das erbprinzliche Paar führte 
Ende Juni seinen Vorsatz aus und besuchte uns in Paris, wo 
unsere Wohnnng sich im Arsenal befand. Wie groß war unsere 
Freude, daß wir unsre heißgeliebte Tochter wieder in unsre Arme 
schließen konnten, jetzt waren wir seit 2 Monaten von ihr ge— 
trennt, und vorher war sie stets um uns gewesen. Selbstver— 
ständlich machten wir ihr den Aufenthalt in Paris so angenehm 
wie möglich, und alle unsre Freunde und Verwandte trugen das 
ihrige dazu bei. Freilich war die Zeit unruhig genug. Aber ich 
dachte weniger daran; der Prinz war das erste Mal sein eigner 
Herr und bewegte sich gewissermaßen zum ersten Male auf 
eigenen Füßen. Ich wollte ihm Paris zeigen, und vor allem 
juchte ich seinen Charakter kennen zu lernen: würde er meine 
Tochter glücklich machen? 
Am 14. Juli stürmte das Volk die Bastille; da meine Woh— 
nung im Arsenal lag — ganz in der Nähe — und da viel Pulver in 
die Bastille gebracht war, mußte ich eine Explosion fürchten; wenn 
ich in meiner Wohnung blieb, liefen wir alle samt der Tochter 
und ihrem Gemahl die größte Gefahr. So wollte ich mich in 
die Vorstadt St. Germain flüchten. Wiederholt wurden wir be— 
droht, dann nach dem Stadthause geführt, endlich nach achtstün— 
digen Gefahren und Beschimpfungen konnten wir uns in das 
Haus eines Freundes retten.“ 
So war der Erbprinz mitten in die Revolution geraten und 
aur mit Mühe und Not dem schimpflichen Tod entgangen. Fürst 
Montbarey gedenkt seiner späterhin mit keinem Worte! Der 
General zog sich nach einiger Zeit in die Franche Comté
	        
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