Full text: Band 2 (0002)

Fürst Montbarey: Die Heirat des Erbprinzen. 231 
Ich wollte keine Zeit verlieren und gleich am Nachmittage 
brachte ich mit aller Entschiedenheit den eigentlichen Zweck meiner 
Reise zur Sprache, und in der Art, daß kein Aufschub und keine 
Absage möglich war. So wurden denn gleich den Tag darauf 
alle nötigen Förmlichkeiten vom Erbprinzen vollzogen und dieser 
schloß enge Freundschaft mit meinem Sohne, der ja noch jung war; 
überhaupt gefiel mir das ganze Benehmen des Erbprinzen sehr gut. 
Alle betreffenden Akte wurden in gehöriger Form aufgestellt, 
die Übereinkunft von allen Beteiligten unterschrieben und danach 
der Monat April 1789 zur endgiltigen Heimführung bestimmt, 
wie es im Heiratskontrakte schon vorbestimmt war. So endigte 
diese wichtige Angelegenheit, von der meine Ehre und mein Glück 
abhingen. Da nun alles zu meiner vollen Zufriedenheit geregelt 
war, so wurde die übrige Zeit, während ich in Saarbrücken blieb, 
allerlei Vergnügungen gewidmet. Der Fürst suchte uns den 
Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu machen. Er zeigte 
mir seine Land- und Jagdhäuser; die Favoritin entfaltete ihre 
ganze Liebenswürdigkeit, hielt sich in gebührenden Schranken und 
suchte ihre weiteren Pläne nach Kräften zu verhüllen; ich war 
allerdings zu klug, um mich über ihr Endziel zu täuschen. 6 Tage 
hlieb ich in Saarbrücken und reiste dann noch zu den Fürsten 
oon Usingen und Weilburg, die mich sehr freundlich aufnahmen; 
sie genehmigten und unterzeichneten alles, was in Saarbrücken 
westgesetzt war, und namentlich auch in Betreff des Termins, an 
dem die wirkliche Heirat stattfinden sollte. Ich kann mich nicht 
lobend genug darüber ausdrücken, wie offen und loyal sie mit mir 
oerhandelten. Meine Reise hatte 3 Wochen in Anspruch genommen, 
und danach konnte ich in Paris berichten, wie glücklich alles ab— 
gelaufen war. Meine Tochter war darüber sehr erfreut; sie ergab 
sich in ihr Schicksal und wartete nun geduldig auf den Zeitpunkt, 
da sie sich mit ihrem Gemahl vereinigen und in ihre wirkliche 
Stellung eintreten würde. 
1789. Endlich kam der Zeitpunkt heran, 1789 April, daß 
die Vereinigung meiner Tochter mit ihrem Gatten stattfinden 
ollte; 10 Jahre lang war dies das Ziel aller meiner Wünsche 
gewesen. In Chalons an der Marne sollten sie zusammenkommen .
	        
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