Full text: 1914 (0002)

Seite I82 ιιανιι ιν Sudwestdeutschland σανσνUn. 
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zaarhöhen schritten wir weiter unserem nächsten Siele, dem kleinen 
Bergdorfe zu, indes der köstliche Duft des fruchtbaren, schweren 
haubodens uns umwehte, den wir in der Jugend in vollen Zügen 
zenossen hatten und dem für uns vielleicht deshalb noch die 
besondere Weihe der Erinnerungen zu entströmen schien, die 
auch die Großartigkeit des hochgebirges, die Brandung des 
Hzeans gegenüber dem heimischen Boden nun einmal nicht ver— 
blassen läßt, mag diese Landschaft sonst auch anspruchlos sein. 
hier aber braucht dies letztere nicht einmal gesagt zu werden 
ind gerade an dieser Stelle des Saartals vereinigt sich mit der 
weiten Tallandschaft der bewaldete, in den Formen vielfach 
wechselnde Bergkranz zu einem eindrucksvollen Bilde, gleichviel 
ob man es von der Niederung oder von den KRandhöhen über— 
chauen mag. 
In dem kleinen Bergdorfe Oberlimberg und seinem von 
alten Nußbäumen beschatteten ländlichen Gasthause angelangt, 
zrschöpft! Das war ein schwer zu überwindender Schlag, aber 
ꝛx mußte getragen werden und wir bekamen dafür wenigstens 
zuten Kaffee, klar und reichlich, mit heimischem Bauernbrot. 
ks darf hier als eigentümliche Erscheinung im Gasthauswesen 
varauf hingewiesen werden, wie häufig in besseren Hotels, 
lamenlich auch in den französischen Vogesen, wo doch sonst 
(üche und Weine meist vortrefflich sind, gerade der Kaffee in 
er Qualität zu wünschen läßt; man erhält da oft eine dick— 
lüssige Substanz, die man mit wenigstens dem gleichen Quan— 
um Milch versetzen muß, um sie einigermaßen genießbar zu 
nachen, und das ist nicht nach den Wünschen derer, die auf 
vohlschmechenden und bekömmlichen reinen ,Kaffee Wert zu 
egen gewohnt sind. Wir haben uns bei Wanderungen in Frank— 
eich, so unlängst noch in La Bresse, zuweilen damit geholfen, 
aß wir nach Tisch und selbst zum Frühstück nicht einfach „café au 
ait“, sondern ein „filtre“ bestellten das bekannte Glas mit darüber 
Partie aus dem Stadtpark Saoarlouis 
nußten dann aber doch die lebhaften Eindrücke der wohl— 
bekannten, nach Jahren immer wieder gern gesehenen Land— 
schaft vor dem prosaischen Wunsche der Einkehr weichen. Wie 
einst oftmals bei der früheren alten Bäuerin, der „Käth“, gedachten 
wir wieder in den Genüssen des traditionellen, hier in unüber— 
troffener Güte zu habenden Leibgerichts, bestehend aus „Weißem 
näs“ mit heimischem Bauernbrot zu schwelgen, leider aber 
ollten in diesem Punkte des Programms die Wünsche sich dies—⸗ 
nal nicht ganz erfüllen. 5war war das alte Dorfwirtshaus 
mit den Jahren zu besonderen Ehren gelangt, und preußische 
Wappenschilder über der Tür bekundeten, daß der Schwiegersohn 
der Käth die Ehren des Dorfältesten und Schiedsmanns der 
aleinen Gemeinde auf sich geladen hatte. Im Innern, wo die 
Tochter und nunmehrige Hausfrau uns begrüßte, sah es noch 
mmer einfach und behaglich aus wie früher. Zum größten 
Aummer aber stellte sich nach der Begrüßung heraus, daß die 
lukullischen Erwartungen vergeblich waren. Es war Dienstag 
nach Pfingsten und der zahlreiche Besuch an den vorhergegan— 
zenen beiden Festtagen hatte die Vorräte des hauses über— 
zaupt bedenklich, die an weißem Käse aber leider gänzlich 
hefindlichem Kaffeesieb, durch welches das aufgegossene heiße 
Dasser läuft und so einen reinen und trinkbaren Extrakt ergibt. 
Nochmals ging es von unserm Dorfe auf dem gleichen Wege 
vie zuvor durch die Flur zurück zum Walde, in dem, nunmehr 
iuf der Südseite des Berges, eine schöne Straße zu Tal führt. 
kinstmals als Fahrweg für das Dorf dienend, ist sie seit längeren 
Jahren von den Besitzern gesperrt und wie die meisten Privat— 
vege des Berges nur für Fußgänger benutzbar, von Einheimischen 
ogar nur gegen besondere Erlaubniskarte. In die Bestände 
nischen sich hier vielfach Erlen und Birken; von freien Stellen 
iber hat man nun den ganzen Gebirgsrand der lothringischen 
alkplatte bis zu dem hochgelegenen Berus vor sich. An klaren 
lagen ist hier auf der höhe über dem Forbacher Bergrücken 
»ie Kette der Nordvogesen mit den etwa 120 km entfernten 
Donongipfeln bis zum Ormont bei Saint-Dié sichtbar, an deren 
lordseiten die Quellen der Saar und Plaine entspringen. Aber 
auch ohne dieses seltene Fernbild ist der Kundblick der Nähe 
ein fesselnder, namentlich auf die bewaldete Talbucht zwischen 
HYberlimberg und dem nächsten vorspringenden Kopfe, der das 
Ddorf St. Barbe trägt. (Fortsetzung folat)
	        
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