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2 Sudwestdeutschland Aer,αισXαα Heite 23g
ommend, über Tholey und durch das Obertal in der Richtung
Steinberg, Wolfersweiler nach dem Glan. Mit dieser Straße
vereinigte sich in Tholey, die von Trier über den Hochwald
aus der Gegend von Wadern kommende Militärstraße und die
schon oben genannte Straße, die die Fortsetzung dieser nach
Straßburg bildet. Diese kam über die Stennweiler Höhe und
Rheinstraße und mündete in die große Offensivstraße 600 m
nördlich des Saumes des Varuswalds. Ein Begang dieser Straßen—
züge auf längere Entfernung, (auf ihnen überaus landschaftlich reiz—
volle Fernsichten an den meisten Punkten!) zeigt uns die Wichtigkeit
des Schaumbergs allerorts, er ist der Direktionspunkt einer Reihe
von Teilstrecken der Straßen und keine größere Bewegung war auf
ihnen denkbar, die nicht vom Schaumberg sehr früh zu erkennen war.
Tholey zeigt dann mustergültig das Bestreben der Römer, die
Straßen am Knotenpunkt und den Befestigungen richtig vorbeizu—
führen. Die Straße aus dem Obertal, die den Verkehr Mainz und
Straßburg brachte, brach sich in starker Spitzkehre vor dem Ort und
zog durch die heutige Hohl in die Gegend von Theley, um sich dort
in die Zweige Metz und Trier zu spalten. Gedeckt war sie durch
die Werke Schaunberg
und Galgenberg, links
und rechts. Der römische
Posten übersah hier den
Verkehr zwischen 4 römi—
schen Großstädten in sehr
einfacher Weise. Eine gute
Unterstützung des Ganzen
war das Werk auf dem
Momberg; von hier aus
konnte der Schaumberg
und Tholey auf Feuer—⸗
und Rauchsignal hin unter—
stützt werden oder es
konnte eine gegen Tholey
marschierende Truppe
direkt im Rücken ange—
ariffen und zwischen zwei
Fronten genommen wer—
den. Besonders im Zeit—
alter der Germanenein—
fälle war diese Befestigung
sehr geeignet und Valen—
tinian hat das System
um Tholey sicher in sein
Kriegstheater einbezogen.
In der kelto-romani—
schen Zeit folgte Ver—
kehr und Ortsentwicklung
hauptsächlich den Militärstraßen. An ihnen siedelten sich die
Villenbauern, die Krämer, die Gastwirte, die Industriellen, vor
allem Töpfer und Ziegler an; an ihnen fand auch der Kelte, der
Römer und der Keltoromane sein Grab, meist kunstvoll mit Denk⸗—
mälern geschmückt. Dieses Bild zeigten auch die Straßen um
Tholey, eigenartig, eine wundervolle, hochkünstlerische Mischung
von Tod und Leben in idyllischer Landschaft. Wir erkennen, wes—
halb wir gerade im Varuswald nördlich von Tholey umfangreiche
römische Reste finden mußten. Lief doch kurz vor ihm die große
Süd-Nordstraße in die Ostweststraße ein; der Varuswald bezw.
seine Stelle war ein Punkt, an dem eine Reihe von Verkehrs—
bkedürfnissen zu befriedigen war und dies noch in späte Zeiten,
wie dies noch heute der Gewanname „Bauernstall“ verkündet, den
die Gegend jener Straßeneinmündung führt. Einen ähnlichen
Punkt müssen wir im Norden des Schaumbergs annehmen. Er
lag wohl noch nördlich von Theley, wenn man nach den Straßen—
spuren urteilt, ist aber bisher noch nicht gefunden worden.
Tholey, frühe schon Taulegium, Teulegium genannt, ein Wort,
das den keltischen Ursprung deutlich verrät, war nun Jahrzehnte
eine Kulturstätte von Bedeutung. Wir haben nicht nur bei den
Bauarbeiten in der Abteikirche römische Reste von erheblichem
Umfang gefunden, eine Prachtvilla mit luxuriöser Badanlage, auch
beim Umnbau der Bürgermeisterei Tholey im vorigen Jahre stießen
wir auf 2 Meter mächtige Kulturschichten, auf Römerscherben,
frühere Badeanlagen und Heizungen verratende Estrich- und Waben—
ziegelreste. Es ist auch eine alte Maueraulage gefunden worden,
die ihren römischen Ursprung durch Ziegeldurchschuß im Mauerwerk
kündete. Friedlich lagen in den Römermauern und ögecherben
Hünengestalten mit mehr als dicken Schädeln im ewigen Schlaf;
s war in fränkischer oder alemannischer Zeit hier bestattet worden,
vie in der Gegend an der Abtei auch Römer beigesetzt waren.
ks folgt hieraus, daß die Kirche und die Gegend um sie der
instige Mittelpunkt war, so lange, bis in den Stürmen der
völkerwanderung alles zugrunde ging. Doch es kam wieder neues
reben und eine neue Zeit. Die Agrarkultur war dieselbe geblieben,
eltsam war aber der Kultus in den Jahren nach der Vertreibung
zer Römer; es war eine Jahrhunderte andauernde sonderbare
Mischung von Heidentum römischer und keltischer Herkunft und
christentum üblich, aus der naturgemäß eine merkwürdige Moral
intsprungen war und alles hatten die Germanensieger angenommen.
die immer noch fortdauernden Kriegszeiten, das Überhandnehmen
»er Großgüterwirtschaft, als Folge die Ausdehnung der Hörigkeit
ind Leibeigenschaft wirkten nicht bessernd ein; auch als Merowinger
ind Karolinger durch Sieg im Besitz der Verfügungsgewalt über
illes Land, die Quelle allen Reichtums damals, waren, hatten von
hrer Macht nur die Großen um den König, dann die Kirche und
zie Klöster Vorteile, der Markgenosse der alten Zeit ging leer aus,
höchstens erhielt er ein
bescheiden Lehen bei der
großen Verteilung, als der
Graf und Bischof seine
Gefolgschaft und seine
Klöster, diese den einzelnen
Ritter und den Burg—
mannen ausstatteten.
Kein Wunder, daß uns
in den ersten Jahrhun—
derten nach Abzug der
Römer wenig Erfreuliches
berichtet wird.
Es war die Kirche, die
bessernd eingriff. Schon
lange war das Christen—
tum und seine Lehren
auch im Hochwald ein—
zgedrungen, waren doch
Hauptträger desselben rö—
mische Soldaten gewesen,
die auch andere Kulte
über die alte Welt ge—
tragen hatten. Sie griff,
unterstützt von weltlichen
Großen, die an der Bes—
serung der Einwohner
unserer Gegend und ihrer
Verhältnisse ein erheb—
iches wirtschaftliches Interesse hatten, ein und schuf Missionsstationen
zur friedlichen Unterwerfung des Landes, die Klöster. Eine solche
Ztation, also einen geistlichen Vorposten, hat um 620 nach Christus
»er merowingische Große Grimo, auch Adalgysel genannt, auf der
Ztelle des heutigen Tholey gegründet. Grimo war ein Neffe des
nerowingischen Königs Dagobert, des letzten kräftigen Regenten
ius dieser Familie und ein Schüler oder Anhänger eines der
rommen Einsiedler der Gegend, des Paulus, der auf dem Berg
Lebenna (Zewen) gewirkt hatte und um 600 nach Tholey gekommen
var. Es bestand zu dieser Zeit schon eine ursprünglich aufgebaute
klosterschuse in Tholey, genauer gesagt eine geistlich geleitete
zchule, denn von Kloster kann man noch nicht sprechen. Ende des
FJahres 633 vermachte Grimo sein „Domo und Castrum Teulegio
n den Vogesen“ der Domkirche in Verdun und regelte gleichzeitig
das Verhältnis zwischen dieser und den Bischöfen von Trier, in
deren Sprengel der Ort lag. Aus dem Wortlaut des Testaments,
»as uuns durch eine Abschrift aus späterer Zeit erhalten ist, folgt,
aß Tholey wohl ein Königsgut gewesen ist, ähnlich wie es Völk—
ingen, Wadgassen, Saarbrücken u. a. m. auch waren. Das Gut
var sehr umfangreich, denn es umfaßte eine Reihe von Orten,
jon denen uns schon damals sicher bekannt sind Lindscheid und
kholey, Aschbach, Macherbach und Steinbach, Marpingen und
Vinterbach, Exweiler, Numborn, Kostenbach und Sitzweiler. Weiter
»eweist Grimos Testament durch das Wort Castrum die Richtigkeit
iiserer aus militärischen Erwägungen abgeleiteten Befestigungen
im und über Tholey, denn im Ort Tholey ist eine Festungsanlage,
elbst im geringsten Umfang, undenkbar. Ein altberühmter Ort
iIso. da ihn Urkunden aus einer Zeit nennen. in der die Stiftung
JιιNα-
je que Zrcir.
Der Schaumberg in alter Zeit
Nach einer Zeichnung des Kreisbaumeisters Dr. Ing. Eberbach, Ottweiler