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die Reichsgrenze. So beschränkte sich ihre Tätigkeit wohl darauf, den
Normaldienst zu tun, die Tage der noch abzudienenden attiven Dienst⸗
zeit zu zählen und die Stunde zu ersehnen, die Übergang in die Kolo—
nisten- oder Bauernlaufbahn brachte und den Umzug in irgend eine
Villa der Umgegend, ein Bauerngehöft, ermöglichte. Die Einsamkeit
wurde vielleicht durch Reichsstafetten unterbrochen, Ablöser erzählten
von der Residenz Trier, den großen Lagern am Rhein, vielleicht auch
von Rom, vom Kaiserhof und der Kaisergarde; wir wissen nicht, ob nicht
gjar einmal in der Zeit des Kaisers Tiberius ein verwitterter, narbiger
alter Legionär erzählt hat, wie er im fernen Morgenland sich die Kleider
eines ganz merkwürdigen Mannes erwürfelt habe, den der Prokurator
ans Kreuz schlagen ließ. In der Siedlung am Fuß des Schaumbergs
zing es gleich friedlich zu. Das Leben floß eintönig dahin, man war
in allgemeinen mit der römischen Herrschaft zufrieden, waren doch alle
vollgewichtige römische Bürger geworden und, was die Hauptsache war,
die Steuern waren zu ertragen, eher sogar, wie früher, da der heimische
Adel und die Druiden veranlagt hatten. Die Zivilverwaltung des Augustus
ind die Änderung derselben durch Diokletian wurden natürlich scharf
zekrittelt, hie und da auch energischer bekämpft, es herrschte aber doch
m allgemeinen Ruhe und Friede, es blühte Gewerbe, der Handel, die
Landwirtschaft und die Viehzucht. Unsere Gegend war, wie ganz Gallien,
ein wohlhabendes Land und wir wissen, daß es sogar geistiger Kultur
n erheblichem Maße sich erfreute. Ein eigener Dialekt war aufgekommen,
etwas besseres, als es in der Keltenzeit gegeben hatte, die Tholeyer
Bauern und die Schaumbergbesatzung sprachen die lingua Romana rustica,
das Bauernlatein, ohne Tadel.
Letztere wurde wohl immer kleiner und geringer und bestand zuletzt
aus Bauernsoldaten oder Kolonisten. War doch das belgische Gallien eine
wohlgeordnete Provinz, fast ohne Truppen und Trier damals eine große
Residenz- und Luxusstadt ohne Militär geworden. Die römischen Heer—
ührer und die Strategen der Kaiserzeit aber zwangen an der Rhein—
grenze und im Limesgebiet in großen Kriegen germanische Völker nieder
ind schufen ein das gallische an Meisterschaft weit überholendes Kriegs—
cheater am Limes in Obergermanien und Rätien, eine Ostmark des Im—
veratorenreichs, ein Romanenbollwerk gegen das Germanentum.
Tacitus Voraussage, daß Rom germanischer Jugendkraft nicht ge—⸗
vachsen sein werde, traf ein. Trotz großer Anstrengungen und glänzender
driegstaten einzelner Cäsaren kam die Stunde, da sich der Todeskampf
Roms auf unserem Boden abzuspielen begann, denn um 200 nach Christus
war die letzte Legion aus dem rechtsrheinischen Deutschland abgezogen
und Römer und Germanen kämpften in Gallien. 370 etwa versuchte
Valentinian nochmals die Provinz zu halten, nach der seit Jahrzehnten
schon die Germanen begehrliche Blicke richteten. Rasch schuf er Festungen
und provisorische Werke, insbesondere benützte er die alten Befestigungen
und Ringwälle. Ammian Marceellinus spricht aus, es seien magnae moles
hon jenem Kaiser angelegt worden und zwar per locos habiles et
Photo P. Gressungq
Orgel in der Abtei Tholey
Im unterworfenen Gelände regierte nun der Römer
den Kelten fünf Jahrhunderte lang und man kann sagen,
in durchaus friedlichem Land. Friedlich war es be—
sonders deshalb, weil der Römer meisterhaft ver—
stand, es durch ein Straßennetz und eine Posten—
und Blockhauskette niederzuhalten. Einen Punkt,
wie den Schaumberg, ließ er sich natürlich nicht
entgehen; es ist leicht, zu entdecken daß er die
unsere Gegeund durchziehende römische Hauptstraße
Straßburg-Trier in erheblichem Umfang beherrschte
und bequeme Überwachung sogar ihrer markantesten
Stellen ermöglichte. Es darf nur an die Mansio auf
der Stennweiler Höhe erinnert werden, einen der
höchsten Punkte dieser immer auf dem Gebirgskamm
verlaufenden Straße, der dem Schaumberg direkt
gegenüber liegt; auch das Straßenhilfswerk auf dem
Mommerich wird vom Schaumberg überragt. Es kann
also auf dem Berg ein römischer Burgus, und zwar
auf der höchsten Stelle des Ringwalls, dem einstigen
Refugium, angenommen werden, ein permanenter
Militär- und Signalposten, der wohl in das vom
großen Strategen Agrippa in der augusteischen Zeit
entworfene gallische Kriegstheater, also in ein wohl⸗
durchdachtes System paßte. Hand in Hand ging die
Besiedelung des Orts am Fuße des Berges, durch
Händler und auch Veteranen, die sich inmitten der
Keltengehöfte jetzt niederließen.
Der Schaumberg war natürlich eine wenig reizende
Garnison. Die kleine Besatzung war nicht kriegerisch
beschäftigt, standen doch acht Legionen an der Rhein—
front und später noch in Obergermanien, und sicherten
Those
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