Full text: 1914 (0002)

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die Reichsgrenze. So beschränkte sich ihre Tätigkeit wohl darauf, den 
Normaldienst zu tun, die Tage der noch abzudienenden attiven Dienst⸗ 
zeit zu zählen und die Stunde zu ersehnen, die Übergang in die Kolo— 
nisten- oder Bauernlaufbahn brachte und den Umzug in irgend eine 
Villa der Umgegend, ein Bauerngehöft, ermöglichte. Die Einsamkeit 
wurde vielleicht durch Reichsstafetten unterbrochen, Ablöser erzählten 
von der Residenz Trier, den großen Lagern am Rhein, vielleicht auch 
von Rom, vom Kaiserhof und der Kaisergarde; wir wissen nicht, ob nicht 
gjar einmal in der Zeit des Kaisers Tiberius ein verwitterter, narbiger 
alter Legionär erzählt hat, wie er im fernen Morgenland sich die Kleider 
eines ganz merkwürdigen Mannes erwürfelt habe, den der Prokurator 
ans Kreuz schlagen ließ. In der Siedlung am Fuß des Schaumbergs 
zing es gleich friedlich zu. Das Leben floß eintönig dahin, man war 
in allgemeinen mit der römischen Herrschaft zufrieden, waren doch alle 
vollgewichtige römische Bürger geworden und, was die Hauptsache war, 
die Steuern waren zu ertragen, eher sogar, wie früher, da der heimische 
Adel und die Druiden veranlagt hatten. Die Zivilverwaltung des Augustus 
ind die Änderung derselben durch Diokletian wurden natürlich scharf 
zekrittelt, hie und da auch energischer bekämpft, es herrschte aber doch 
m allgemeinen Ruhe und Friede, es blühte Gewerbe, der Handel, die 
Landwirtschaft und die Viehzucht. Unsere Gegend war, wie ganz Gallien, 
ein wohlhabendes Land und wir wissen, daß es sogar geistiger Kultur 
n erheblichem Maße sich erfreute. Ein eigener Dialekt war aufgekommen, 
etwas besseres, als es in der Keltenzeit gegeben hatte, die Tholeyer 
Bauern und die Schaumbergbesatzung sprachen die lingua Romana rustica, 
das Bauernlatein, ohne Tadel. 
Letztere wurde wohl immer kleiner und geringer und bestand zuletzt 
aus Bauernsoldaten oder Kolonisten. War doch das belgische Gallien eine 
wohlgeordnete Provinz, fast ohne Truppen und Trier damals eine große 
Residenz- und Luxusstadt ohne Militär geworden. Die römischen Heer— 
ührer und die Strategen der Kaiserzeit aber zwangen an der Rhein— 
grenze und im Limesgebiet in großen Kriegen germanische Völker nieder 
ind schufen ein das gallische an Meisterschaft weit überholendes Kriegs— 
cheater am Limes in Obergermanien und Rätien, eine Ostmark des Im— 
veratorenreichs, ein Romanenbollwerk gegen das Germanentum. 
Tacitus Voraussage, daß Rom germanischer Jugendkraft nicht ge—⸗ 
vachsen sein werde, traf ein. Trotz großer Anstrengungen und glänzender 
driegstaten einzelner Cäsaren kam die Stunde, da sich der Todeskampf 
Roms auf unserem Boden abzuspielen begann, denn um 200 nach Christus 
war die letzte Legion aus dem rechtsrheinischen Deutschland abgezogen 
und Römer und Germanen kämpften in Gallien. 370 etwa versuchte 
Valentinian nochmals die Provinz zu halten, nach der seit Jahrzehnten 
schon die Germanen begehrliche Blicke richteten. Rasch schuf er Festungen 
und provisorische Werke, insbesondere benützte er die alten Befestigungen 
und Ringwälle. Ammian Marceellinus spricht aus, es seien magnae moles 
hon jenem Kaiser angelegt worden und zwar per locos habiles et 
Photo P. Gressungq 
Orgel in der Abtei Tholey 
Im unterworfenen Gelände regierte nun der Römer 
den Kelten fünf Jahrhunderte lang und man kann sagen, 
in durchaus friedlichem Land. Friedlich war es be— 
sonders deshalb, weil der Römer meisterhaft ver— 
stand, es durch ein Straßennetz und eine Posten— 
und Blockhauskette niederzuhalten. Einen Punkt, 
wie den Schaumberg, ließ er sich natürlich nicht 
entgehen; es ist leicht, zu entdecken daß er die 
unsere Gegeund durchziehende römische Hauptstraße 
Straßburg-Trier in erheblichem Umfang beherrschte 
und bequeme Überwachung sogar ihrer markantesten 
Stellen ermöglichte. Es darf nur an die Mansio auf 
der Stennweiler Höhe erinnert werden, einen der 
höchsten Punkte dieser immer auf dem Gebirgskamm 
verlaufenden Straße, der dem Schaumberg direkt 
gegenüber liegt; auch das Straßenhilfswerk auf dem 
Mommerich wird vom Schaumberg überragt. Es kann 
also auf dem Berg ein römischer Burgus, und zwar 
auf der höchsten Stelle des Ringwalls, dem einstigen 
Refugium, angenommen werden, ein permanenter 
Militär- und Signalposten, der wohl in das vom 
großen Strategen Agrippa in der augusteischen Zeit 
entworfene gallische Kriegstheater, also in ein wohl⸗ 
durchdachtes System paßte. Hand in Hand ging die 
Besiedelung des Orts am Fuße des Berges, durch 
Händler und auch Veteranen, die sich inmitten der 
Keltengehöfte jetzt niederließen. 
Der Schaumberg war natürlich eine wenig reizende 
Garnison. Die kleine Besatzung war nicht kriegerisch 
beschäftigt, standen doch acht Legionen an der Rhein— 
front und später noch in Obergermanien, und sicherten 
Those 
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