Nr. 12 α— ν Gdwestdeutschland otæ αιν Seite ↄes
Eingänge wurden, da die Kelten
die Mauerkunst nicht kannten,
durch Übergreifenlassen der Wall—
enden und schlingenförmige Zu—
gangstracen wehrhaft gemacht
Verhaue sicherten die Zuwege, alle
Wälle waren noch mit Gestrüpp
Dornen und Geflecht gesichert
Die Hauptburg auf dem Berge war
unterteilt, die Nordspitze, der
höchste Teil der Kuppe ist nochmals
durch Wall und Graben gesichert
worden, um dieses Refugium tobte
der letzte Endtampf, bei dem nur
eine Partei übrig blieb, so daß
wohl oft das Blut über die dunkeln
Melaphyrschroffen troff, und düster
in der Sonne leuchtete. Waren
aber genügend Verteidiger in Waf⸗
fen, so konnte das ganze Festungs—
system lang gehalten werden, zu—
mal da die Hochäcker der Süd- und Westseite, sowie die Quellen am
Berg lange Verproviantierung der Volksburg ermöglichten. Noch
waren alle Waffen und Geräte aus Bronce, erst später, als die Kelten
begannen, Gallier zu werden, tritt das Eisen auf. Unsere Hochkuppe
diente aber nicht nur kriegerischem Zweck, der Ringwall war zugleich
auch Opferstätte, wie dies bei den meisten derartigen Anlagen
der Fall war. Wir finden vereinzelt Scherben und Branderde, und
es brauchte nicht der Bezeichnung „Opferstein“ für den Felsblock am
Bergabhang im Norden, um die einstige heilige Bedentung des Schaum
berges uns zu künden. Wunderbar weit ist ja der Blick von hier und
weitum in der Runde konnte sich der Mensch erschauernd ihm, dem
heiligen Mal auf der höchsten Bergkuppe zuwenden. Noch trunken
von der Lichtreligion des Ostens, im Sinn den Feuerdienst auf den
geheiligten Felshöhen der innerasiatischen Hochländer, den die Über
lüeferung von Generation zu Generation lebend erhielt, opferten hier
oben, weit über dem Sumpf, dem Dunst und dem Nebelqualm
der Talrinnen jene arischen Urvölker den unbekannten Göttern und
voran ihrem höchsten und reiusten Sinnbild der Sonne. Und wenn
wir, Kinder einer rationalistisch-modernen Zeit, heute auf einer
Schul⸗
Tholey
Portal in der Benediktiner-Abtei
dieser lichtumflossenen keltischen
Opferhöhen stehen bei Sonnenauf—
gang, weitet sich nicht auch unsere
Seele und läßt sie nicht jenes
Urlicht voll einströmen und durch
Herz und Adern rinnen? Wir be—
greifen, daß jene Geschlechter hier
heilige Scheu empfanden und be—
bend emporsahen zur Sonne und
des Abendhimmels ewigen Leuch—
ten, den Gestirnen. Wenn wir
auch nicht mehr viele Spuren aus
jenen Tagen finden, hier und da ist
doch noch ein Grabhügel vom Pflug
verschont geblieben, oder einsam
im Wald überwuchert worden
Hiezu dann die Schaumbergherbst—
stimmung oder die Tage lind-⸗leuch—
tenden Spätsommers und wir kön—
nen uns wehmütiger Gefühle nicht
entschlagen. Wir malen in Worten
Wachholderdrosseln durch die Heide streichen.
Die Gentianen blühen mild und blau,
Bald deckt die Welt ein winterliches Grau
Und freudelos die kurzen Tage schleichen.
Photo Germer, St. Wendel
Da ruhen sie, die alten hünenleichen,
Im hochgetürmten grünen hügelbau,
Umkränzt von Steinen, dichtbemoost und rauh,
Und karg umhegt von dornigen Gesträuchen
Heil'ges Gebirg, mit deinen Felsenrippen,
Gleichst einem ungeheuren Sarkophage,
Noch weht um deine dunklen Grünsteinklippen
Der letzte Klang uralter Göttersage,
Und weiht des spätgebornen Sängers Lippen,
Wie Ossian, zu träumerischer Klage.
MPaulus.
Die Volksstämme wandelten sich, ihre Gebräuche, ihre Sitten,
hr Heim und ihre Waffen. Fremder Zuzug gesellte sich zu ihnen,
zald freundlich, bald feindlich, oft ärmer, daher wilder und tapferer
die Fürsten- und Volksburgen aber und die heiligen Berge ent—
»ölkerten sich nicht. Kühn und trotzig ragen Volksheroen, sagen—
zerühmt, aus dem Dunkel der Geschichte und trotz kriegerischen
Beistes war ein hochentwickeltes Leben im Lande, Blüte und Fort
schritt; neben dem Kampf auch die Segnungen langer Friedenszeiten
Man verbesserte den Ringwall mit Holzeinlagen, wie dies uns
Julius Cäsar mitteilt, aber der Keltin Arme und Brust schmückten
gleichzeitig schöne Spangen und Geschmeide, die Kleidung hielten
kunstvolle Bronce- und Goldschnallen. Die Volksburg blieb, sie
schien wie der Berg, der sie trug und das Volk in Waffen auf
ihm und um ihn, allmächtig, unüberwindlich, ewig. Sagten doch
dies auch die Druiden, die Priester vom Götterberg, Männer im
Schnee des Alters, voll Weisheit, erfahren, unfehlbar, die Volks—
lenker.
Aber fern im Süden war im Lauf der Jahrzehnte und Jahr—
hunderte, die die Kelten in Einzelstämme geschieden hatten, aus
dürftigem Landstädtchen eine Macht geworden, die begann, den
Erdkreis sich untertan zu machen und gar mauche Mär hatten die
Händler aus Massilia und dem gallischen Süden von ihr und ihren
Kriegern in den Gehöften der Treverer und Mediomatriker erzählt
wennsie zu Handel- und Tauschzwecken in unsere Gegend gekommen
waren. Und zum Beweis, daß ihre Geschichten von dem großen
Heerführer Roms, Julius Cäsar, seinen Siegen im Jura und am
Oberrhein über Helvetier und Ariovist richtig waren, kam ein Tag
an dem erstmals ein dunkeläugiger Centurio, mit seiner Streif—
truppe unterwegs, durch die Primsscharte beim heutigen Dillingen
oder von der Sickinger Höhe her den Schaumberg erspähte und
Befehl zur Erkundung dieses Gebirgs erhielt. Der römische Vor—
marsch nach Norden wurde in unserer Gegend kaum aufgehalten,
man scheint sich mit den neuen Herren bald abgefunden zu haben,
was daraus hervorgeht, daß bei beiden denkwürdigen Zügen Cäsars
über den Rhein ins freie Germanien die Gegend der Mosel als
Basis diente. Nur einmal kann auch der Aufstand bei uns getobt
haben nach jenem Hungerjahr, da Roms Truppen zerstreut lagern
mußten, als Gallien sich wieder befreien wollte, als Labienus,
Cäsars Legat, die Treverer niederzwang. Damals wurde vielleicht
noch um die alte Ringburg von römischen Legionären, erzumschient,
und den Kelten, hellen und blonden Hünen „Leute in Hosen“, wie
die Römer charakteristisch bemerken, gerungen.