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bunden mit brutaler Mißhandlung derselben, drückende Polizei⸗
verordnungen und rücksichtslose Maßnahmen auf der einen,
hochtönende Versprechungen und schönklingende Lockungen
zum Abfall von Deutschland auf der anderen Seite stellen
zusammen ein System dar, das indessen doch bei längerer
Dauer der Besatzung der Standhaftigkeit der durch vier harte
Kriegsjahre erschöpften Bevölkerung gefährlich werden kann,
umsomehr als das Vertrauen zum Reiche infolge der schwankenden
und unerfreulichen Verhältnisse gesunken ist und das Gespenst
der allen deutschen Landen nach dem Friedensschlusse drohenden
wirtschaftlichen Not auch der Saarbrücker Bevölkerung vor
Augen stehen wird. Es macht der Vaterlandsliebe und Treue
des Volkes an der Saar Ehre, daß alle geschickten Manöver
der Franzosen, die bald unter dem Zeichen der Peitsche,
bald unter dem des Zuckerbrotes stehen, gescheitert sind, zum
überwiegenden Teile gerade die entgegengesetzte Wirkung ge—
habt haben. Kurz vor den Wahlen zur deutschen National-
versammlung wurden aus französischen Militärautos Flug-
blätter unter die Bevölkerung geworfen mit der Aufforderung,
sich der Wahl zu enthalten und auf diese Weise ein Ver—
trauensvotum für Frankreich abzugeben — ein Votum, aus
dem man dann in ähnlicher Weise eine Volksabstimmung
gemacht haben würde, wie Herr Poincaré das aus den Zu—
rufen einer begeisterten Menge und einiger Ehrenjungfrauen
in Straßburg gemacht hat. Dieser Aufruf, dessen Urheber
das französische Kommando war, lautet folgendermaßen:
Mitbürger und Mitbürgerinnen des Kreises Saarlsuis wahret
Eure heiligsten Rechte!
In diesen schweren entscheidenden Stunden, von denen
die Zukunft unseres ganzen lieben Saargebietes abhängt, hat
sich ein aus allen Volksschichten und Parteien bestehendes
Komitee gebildet, um die gefährdeten Interessen unserer Heimat
zu schützen.