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ergibt eine Bevölkerung von 200 000 Personen, die mittelbar
und unmittelbar von der Eisenindustrie lebt. Diese Bevölkerung,
bodenständige Leute, die zumeist in bescheidenem Wohlstande
leben und von denen 390/, eigenen Grund und Boden besitzt,
würde zur Auswanderung gezwungen sein, wenn dem Saar—⸗
gebiet der Bezug von Minette aus Lothringen abgeschnitten
werden sollte. Es liegt auf der Hand, daß das nicht ohne die weit⸗
tragendsten Folgen für den Kohlenbergbau wäre, der, wie
oben gesagt, 250/, der Förderung zur Kokserzeugung, also
hauptsächlich für die Roheisenproduktion verwendet, und ebenso
ist es klar, daß durch eine Unterbindung der Minette-Zufuhr aus
Lothringen die gesamten Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse des
Saargebietes tödlich getroffen werden würden. Es erscheint da⸗
her als ein zwingendes Gebot der Menschlichkeit und eines einiger⸗
maßen gerechten Friedens, wie er zur Vermeidung weiterer
europäischer Konflikte von amerikanischer und teilweise auch
von englischer Seite angestrebt wird, der Bevölkerung des
Saargebietes auch im Falle einer Abtretung Elsaß-Lothringens
zurch ungestörten Weiterbezug der lothringischen Minette die
notwendigsten wirtschaftlichen Daseinsmöglichkeiten zu erhalten
und eine rüstig-aufstrebende Arbeiterbevölkerung vor Ver⸗
elendung und Auswanderung zu bewahren. —
Was den angeblichen Kohlenmangel Frankreichs anbelangt,
so wird Deutschland gern bereit sein, auch nach dem Frieden
nach Frankreich Koks sowie Saarkohle auf dem von Preußen
1862 1866, wenn auch mit geringem französischen Zuschuß,
erbauten Saarkanal und auf der Bahn 'zu angemessenen
Preisen zu liefern. Von derartigen wirtschaftlichen Gesichts-
punkten aus aber die Abtretung deutschen Gebiets zu fordern, ist
unhaltbar, ja verbrecherisch. Forderungen dieser Art sind übri—
gens ganz anders zu beurteilen, als das von alldeutschen Kreisen
während des Krieges hin und wieder ausgedrückte Verlangen
nach den Erzgruben von Longwy und Briey, und der gegenwär ⸗
lige deutsche Minister des Aeußeren Graf Brockdorff ⸗Rantzau hat