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gräfin hatte es über sich gebracht, vor dem Souper
eine Partie Phombre mit der Gesellschaftsdame zu
nehmen. Beide saßen in der Fensternische des
Salons, neben ihnen „die Fränz“; in dämmeriger
Ecke pflogen die beiden Offiziere Bertrand und
v. Scheid halblaute Unterhaltung.
Da tönen Schritte auf dem Flur.““) Ein un—
gebetener Gast tritt ins Vorzimmer. Mit Säbel und
Sporen klirrend, verkündet er seine Anwesenheit.
Fränz eilt hinaus.
Sie bleibt lange.
Warianne sendet die Hofdame nach, und diese
meldet, Boutay heiße der späte Besucher, und
Frau v. Scheid scheine ihn nicht vorlassen zu wollen.
Die Reichsgräfin fühlt, wie sie erbebt; sie sieht
den Abgrund und schaudert. Doch nur auf einen
Moment. Ruhe kann alles retten. Ruhe muß siegen!
Die einzige Möglichkeit des Entkommens ist,
Boutay durch Einladung zum Essen etwas hinzu—
halten, ihn vor allem nicht in den Salon treten
zu lassen, weil von hier aus der Eingang zu dem
verborgenen Zimmer möglich ist.
Warianne eilt in das Antichambre, begrüßt
mit bewundernswerter Selbstbeherrschung den Kom⸗
missär und läd ihn zum Abendessen. Betroffen
von der Erscheinung, von der Würde, der Hoheit
der Dame, hat er blos die grobe Antwort: „Ich
soupiere nicht“, ist aber, in Scham vor sich selbst,
nicht fähig, der Reichsgräfin auf ihre Frage den
Zweck seines späten, unhöflichen Eintreffens an—