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reich emigrierten“) Standesgenossen die Aufnahme
im Leyenschen. Indem sie damit gegen ihr Gefühl
und gegen den begreiflichen Wunsch handelt, wider
die geheimen agents provocateurs**) ein Gegen—
gewicht zu schaffen, hat sie andererseits die Be—
ruhigung, daß nicht blos hitzige Republikaner ihre
Liberalität anerkennen, sondern daß auch das
Dekret ihr nicht gilt, wonach alle Regenten, welche
französische Flüchtlinge beherbergten, Feinde Frank—
reichs seien.ꝰ)
Indem also unsere Fürstin die Vorgänge im
eigenen Volke wie Verfehlungen eines unverant—
wortlichen Trunkenen behandelte, mit dem Auf—
stand in Frankeich aber als mit etwas Fremdem
nichts zu schaffen haben wollte, glaubte sie richtige
Politik zu treiben; ihre Reichszugehörigkeit und
ihre Sympatie für Frankreich würden wohl das
übrige tun. Warianne fühlt sich also geborgen.
Diesen Glauben sollte ihr aber eine in diesen
Tagen aus Forbach einlaufende Nachricht gründ—
lich zerstören. Schon 1790 hatten nämlich die
Franzosen eine neue Einteilung ihres Landes vor—
genommen und hiebei auch — auf der Karte — die
deutschen Besitzungen in Lothringen als ihr Eigen—
tum erklärt. So lange das nur auf französichen
Karten stand, lachte man. Eines Tages aber
wurden wirklich die Veichssbeamten aus Lothringen
*) Ausgewandert.
**x) Aufwiegler.