Full text: Marianne von der Leyen, geb. v. Dalberg, die "Große Reichsgräfin" des Westrichs

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Geist, der ihre Familie beherrschte und dem sie 
entstammte, der Kreis, der ihre Jugend umgab 
und bestimmte, tatsächlich Jahrzehnte lang die ge— 
samte weltliche und kirchliche, schriftstellerische und 
künstlerische Entwicklung Deutschlands von einfluß— 
reichster Stelle geleitet hat. Zur Beleuchtung 
dessen bedarf es bloß dreier Namen — es sind 
die der Brüder unserer Braut: Da ist der um 
II/2 Jahre ältere cand. theol. et Dr. juris Karl 
Theodor, der bald nachher Domkapitular und 
1802 Erzbischof von Mainz geworden, derselbe, 
den männiglich kennt als den Rheinbündlerischen 
Kurerzkanzler und Fürstprimas von Deutschland; 
da ist der damals 16jährige Wolfgang Heribert, 
der Dichter und Shakespearekenner, der nachmals 
als erster Schiller-Protektor so viel genannte In— 
tendant des Mannheimer Hoftheaters, der spätere 
badische Staatsminister; da ist endlich der Knabe 
Johann Friedrich Hugo, ein musikalisches 
Genie, der also auch mehr als Komponist und 
MWusikschriftsteller, denn als Kapitular der Dom— 
konvente von Worms, Speier und Trier sich einen 
Namen machen sollte. Freilich ist der Geist dieser 
Dalberge nicht so, daß wir ihn loben könnten. 
Liebe zu den Wissenschaften wohnt hier neben 
Oberflächlichkeit im Wissen, Begeisterung für die 
schönen Künste neben zopfigem Geschmacke; ernstes 
Pflichtgefühl ist gepaart mit Unklarheit in den 
Zielen, Wohlwollen für den Nächsten mit An— 
sprüchen an die Genüsse des Lebens; Hang zur
	        
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