21
Geist, der ihre Familie beherrschte und dem sie
entstammte, der Kreis, der ihre Jugend umgab
und bestimmte, tatsächlich Jahrzehnte lang die ge—
samte weltliche und kirchliche, schriftstellerische und
künstlerische Entwicklung Deutschlands von einfluß—
reichster Stelle geleitet hat. Zur Beleuchtung
dessen bedarf es bloß dreier Namen — es sind
die der Brüder unserer Braut: Da ist der um
II/2 Jahre ältere cand. theol. et Dr. juris Karl
Theodor, der bald nachher Domkapitular und
1802 Erzbischof von Mainz geworden, derselbe,
den männiglich kennt als den Rheinbündlerischen
Kurerzkanzler und Fürstprimas von Deutschland;
da ist der damals 16jährige Wolfgang Heribert,
der Dichter und Shakespearekenner, der nachmals
als erster Schiller-Protektor so viel genannte In—
tendant des Mannheimer Hoftheaters, der spätere
badische Staatsminister; da ist endlich der Knabe
Johann Friedrich Hugo, ein musikalisches
Genie, der also auch mehr als Komponist und
MWusikschriftsteller, denn als Kapitular der Dom—
konvente von Worms, Speier und Trier sich einen
Namen machen sollte. Freilich ist der Geist dieser
Dalberge nicht so, daß wir ihn loben könnten.
Liebe zu den Wissenschaften wohnt hier neben
Oberflächlichkeit im Wissen, Begeisterung für die
schönen Künste neben zopfigem Geschmacke; ernstes
Pflichtgefühl ist gepaart mit Unklarheit in den
Zielen, Wohlwollen für den Nächsten mit An—
sprüchen an die Genüsse des Lebens; Hang zur