Full text: Das Grubenunglück zu Reden, Kreis Ottweiler, am 28. Januar 1907

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„Tas furchtbare Grubenunglück in Veden, das in den 
Miorgenstunden des 28. Januar zahllose Opfer gefordert und in 
vielen Orten des Kreises und der Umgegend zahlreichen Familien 
den Ernährer geraubt hat, enthält einen dringlichen Appell an 
die Nächstenliebe, der wie ich sicher bin, nicht ungeuört verhallen 
wird. Für alle Verletzten und die Hinterbliebenen der umgekom— 
menen Bergleute wird zwar durch das Eingreifen des Staates 
und die segensreichen Einrichtungen der Knappschaft bestens ge— 
sorgt werden, aber, bis dort alles geregelt ist, wird es für die 
Vinderung der ersten Not nicht entbehrt werden können, auch so 
fort Hülfie zu schafsien. Ich wende mich daher an die so oft glän 
zend bewährte Opierfreudigkeit der Bewohner des Kreises Ott— 
weiler und der Nachbarkreise, von der auch jetzt bereits wieder 
herrliche Beispiele bekannt geworden sind, und bitten die gesamte 
Bevölkerung herzlich, sich der armen schwer betroffenen Berg 
mannsfamilien anzunehmen und ihr Scherflein dazu beizutragen, 
ihre erste Not zu lindern, damit es ihnen nicht am Notwendiglten 
gebricht, solange ihre endgültige Versorgung noch nicht geregelt ist.“ 
Die Königliche Eisenbahndirektion gab bekannt, daß auf 
den preußisch-hessischen Staatsbahnen bis zum 30. April 
freiwillige Spenden jeder Art, die zur Linderung der 
Not der von dem Grubenunglücke betroffenen Bergleute und 
ihrer Hinterbliebenen bestimmt und an die mit der Verteilung 
oder Weiterbeförderung der Liebesgaben betrauten Komitees 
gerichtet sind, frachtfrei befördert werden. 
In allen größern Städten Deutschlands und des Aus— 
landes bewilligten die Stadtverordneten hohe Beiträge für 
die Hinterbliebenen, z. B. Hamburg und Berlin je 10000 
Mark, Wien 10000 Kronen, Frankfurt, Köln, Breslau je 
5000 Mk., Dresden und Karlsruhe je 3000 Mk. Hannover 
und Schöneberg je 2000 Mk., Wiesbaden und Trier je 1000 
Mark usw. 
Aus Paris wurde gemeldet, daß das Zentralkomitee 
der Grubenarbeiter der Departements Nord und Pas de 
Calais beschlossen hat, zu Gunsten der so schwer getroffenen 
Familien eine Subsfkription zu eröffnen. Das Komitee zeich 
nete selbst 200 Fres. Der Präsident des Zentralkomitees 
der Kohlengruben Frankreichs, Darck, stellte in einem Tele— 
gramm an die Bergbehörde 20000 Fres. zur ersten Hilfe— 
leistung bereit. Der Pariser Bankier Grünbaum sandte 
2000, der Marauis von Frenoy's 1000 und Fürst von 
Monaco 3000 Fres. 
Nicht unerwähnt sei schließlich, daß auch die Presse 
jeder Parteirichtung Sammlungen eröffnete, daß Wohl 
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