Full text: Das Grubenunglück zu Reden, Kreis Ottweiler, am 28. Januar 1907

ihn bequem mit der Hand erreichen. Aber nach siebenstündigem 
Kampf war er noch um keines Zolles Breite der Bergung näher 
gebracht, weil stets neue Felsmassen nachbrachen. Dies mag Euch 
einen Begriif geben von der Schwierigkeit solcher Arbeiten. Dazu 
der entsetzliche Geruch, der uns zwang, alle halbe Stunde Ab— 
zösung heranzuziehen und Branntwein zu genießen, da man sonst 
einfach umfiel. Ich werde die 14 Stunden, die ich dort unten ge— 
Jaust habe, nicht so leicht vergessen. Hunger habe ich allerdings 
nicht gelitten. Ihr könnt Euch denken, daß einem die Eßlust ver 
Jangen ist. 
In den gewöhnlichen Berichten wird oft törichtes Zeug ge— 
schrieben. Aber es ist wahrscheinlich, daß Unvorsichtig— 
keit das Unglück mit verschuldet hat. Unsere Lüfter, ge— 
waltige Wetterräder bis zu 12 Metern Durchmesser, müssen Tag 
and Nacht, auch über Sonntag laufen, um stets die etwa aus der 
Kohle tretenden Gase abzusaugen und ihre Ansammlung zu ver 
hüten. Wennnunüber Sonntag, was häufig vorkommt, 
„ein Bruch fällt“, d. h. wenn eine Strecke durch abstürzende Felsen 
gesperrt wird, so kann es eintreten, daß ein Teil der Baue 
vom Wetterstrom nicht genügend gepackt wird. Zugleich 
liegt die Gefahr vor, daß aus den so freigelegten, hängenden 
Schichten Massen von Gasen in die Baue treten. Um dies fest— 
zustellen, fahren Montag morgens die „Vorfahrer“, bewährte Vor— 
arbeiter, zwei Stunden vor der Schicht ein. Sie sollen alle 
Baue durchfahren und auf das Vorhandensein von Schlag— 
wettern untersuchen. Nun hatte der eine Vorfahrer noch 
am Moöorgen um 4 Uhr im Kriegerverein getanzt. Er 
ist eine Stunde zu spät angefahren, kann daher gar— 
nicht alle ihm zugewiesenen Baue besucht haben. Also 
fuhren die Leute wahrscheinlich schon in schlagwetter— 
reiche Baue. Bei der Anfahrt soll zunächst wiederum der 
Wettermann, d.i. der älteste einer Kameradschaft, die Arbeit 
vorher aufs genaueste untersuchen. Auch das muß 
unter der Nachwirkung des Sonntags unterblieben 
sein, Alles dies hätte aber noch nicht zur Herbeiführung des 
Unglücks ausgereicht, da die Leute ja mit Wetterlampen versehen 
iind. Aber die Furchtlosigkeit der veute ist hier unbeschreiblich. 
Die Beteiligten sind alle tot. Niemand wird volles Licht in die 
Sache bringen Aber an einer Stelle, wo die Zerstörung be— 
sonders stark ist, haben sich angebrannte Streichhöslzer 
am Boden gefunden. Das genügt zur Erklärung der Auf— 
flammung. Ihr Umfang aber bleibt nach wie vor unverständlich, 
Niemand kann die Kräfte ermessen und beurteilen, die bei solchen 
Erschütlerungen auftreten. Wir stehen da vor einem Rätsel, das 
der Mund der Augenzeugen nimmer lösen wird. Der „Vorfahrer“ 
abher, der jetzt vor Gottes Richternuhl steht, war eben jenes Opier. 
um das wir 7 Stunden gekämpft haben. 
Bereits am Tienstag nahmen die Nachbarschächte, die keine 
10) Meter von dem Unglücksschacht entfernt, allerdings nicht mit 
ihm verbunden sind, ihre volle Förderung wieder auf, und kein 
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