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maliger Zeit bei den preußischen Bergbehörden. Kine amt-
liche Aeußerung über die damals entstehende primitive Organi-
sation der Bergleute, den sogenannten „Rechtsschutzverein“.
gibt Müller mit allem Nachdruck wieder:
„Der auf den königlichen Werken beschäftigte Arbeiter
besitze, ganz abgesehen von dem Rechtswege, durch den bis
zu den höchsten Behörden hinaufreichenden Instanzengang
einen derartigen besonderen Schutz, daß, wenn nicht alle
Autorität und Disziplin untergraben werden soll, bei dem
Arbeiter nicht die Meinung aufkommen dürfe, daß er einem
solchen Verein angehören müsse, um ausreichenden Schutz
seiner wohlerworbenen Rechte zu finden.“
Ich will nicht unterdrücken, was ich von Arbeiterseite über
die Arbeits willigkeit in dieser sogenannten Streikzeit hörte,
Der neben Schley aus Wiebelskirchen anerkannt besonnenste
Führer der Arbeiter, der Bergmann Peter Schillo aus Alten-
kassel, sagte mir:
„Eine unserer Hauptforderungen war Verkürzung der Schicht.
Wir wollten gerade zeigen, daß wir in der kürzeren Zeit
soviel leisteten, wie wenn man uns so übermäßig lange da
unten festhielte. Dazu brauchten wir aber mehr Wagen und
flotte Förderung — aber da lag der Fehler.“ Diese Auffassung
wurde mir nachdrücklichst bestätigt von einem sehr urteils-
fähigen, ehemaligen Knappschaftsältesten, der sich der Streik-
bewegung gegenüber durchaus reserviert gehalten hatte.
In der Tat ist hier ein sachlicher Faktor aufgedeckt, der
trotz unruhiger Streikzeit nicht übersehen werden darf; ja, der
wohl vor einem zweifelhaften psychologischen KErklärungs-
grund den Vorrang verdiente. Es wird später (S. 37 ff.) näher
darauf eingegangen.
Ein weiterer Faktor in der psychischen Qualität, der immer
erwogen werden muß, wenn es sich um Akkordlohn und Lei-
stung handelt, ist das Verlangen nach Geld selbst um den
Preis erhöhter Anspannung der Arbeitskraft.
Hier kommt es an auf die Spannkraft der Bedürf-
nisse. Dabei ist freilich von entscheidender Bedeutung
die allernächstliegende materielle Lebenshaltung in Essen,
Trinken, Kleiden und Wohnen, und der Barometerstand des