Full text: Älteste Einwohnerverzeichnisse des ehemaligen Oberamts Ottweiler

Sinnbilder als Urväter-Erbe 
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Wir kommen nun zu einem der am weitesten abgewandelten 
Sinnbilder (b rechts, aus Berus), das ursprünglich die aus dem 
Urdbrunnen entsprießende Welkesche bedeutet. Die gleich— 
sehende Fähigkeit unserer Vorfahren machte aus der schwer dar— 
zustellenden Urdquelle das Wassergefäß, die Vase, aus der Well— 
esche Zweige und Blüten. Besonders im Barock und Rokoko treken 
diese sstark abgewandelten Formen auf, ein Zeichen für das gänzlich 
geschwundene Wissen um den Sinn des Symbols. Wir finden bei 
uns sogar die Abwandlung des Gefäßes zum Blumentopf oder 
korb, aus dem vielerlei Blüten nebeneinandergestellt hervorragen. 
Das Bild unken rechts neben der Eule (Bergweiler) bringt das gleiche 
Motkiv in Verbindung mit einem unerklärlichen Zeichen. 
Es bliebe nun noch, um den Kranz der Sinnbilder auf älkester 
Grundlage zu schließen, das allenthalben häufig vorkommende Bild 
der Rose (3 links aus Mainzweiler) übrig. Sie ist das Sinnbild 
„der Frauenliebe, die krotz äußerer Herbheit, Schmerz und Ver— 
wundung zur Süße gelangen läßt“ und paßt so recht zum Hause, 
weil es doch die Frau ist, die es zum Heim macht, die das Ererbte 
an Gut und Herkommen hüktet und bewahrt und die mit ihrer ent— 
sagenden ausopferungsbereiken Liebe das schwere Tagwerk des 
Bauern besonnk. 
Ueber die alkten Handwerkerzeichen, welche sich vielfach 
in den Dorfschaften finden, braucht hier nichts gesagt zu werden. 
Sie sind sprechende Schilder und sagken dem des Lesens Un— 
kundigen, welches Handwerk im Hause betrieben wurde. Oft findet 
man auch das Zeichen des Bergarbeiters, die gekreuzten Hämmer. 
Sie erzählen von dem Stolz des alten Bergarbeitertums auf sein 
nützliches Handwerk. Dieser Stolz ist in dem Maße geschwunden, 
wie das Heer der Ungelernken die Stollen bevölkerte, und er wird 
eee kommen, da dem Bergmann seine alte Ehre wiedergegeben 
wurde. 
Ich möchte nicht schliefzen, ohne eines Hauszeichens gedacht zu 
haben, auf das mich Herr Direktor Keuth vor Jahren aufmerksam 
machte. Es ist dies ein uraltes Bauernzeichen und stellt als Sinn- 
bilder des Bauerntums Schar und Sech im Wappenbilde dar. 
Schar und Sech verkörpern den Pflug. Möchte dieses Zeichen 
wieder aufleben als Wappenzeichen des Standes, auf dem eine 
gesunde Nation beruht, aus dem sie sich immer wieder erneuerk. 
Möchten die Bauern, welche diese Zeilen lesen, wieder mit dem 
Stolze erfüllt werden, der den Spruch hervorbrachke: 
Das beste Wappen in der Welt, 
Das ist der Pflug im Ackerfeld.
	        
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